Seefeld:Saufgelage für Trio

Seefeld: Mut zum Experiment: die "Smart Metal Hornets" bei ihrem Konzert im Bürgersaal des Rathauses Feldafing.

Mut zum Experiment: die "Smart Metal Hornets" bei ihrem Konzert im Bürgersaal des Rathauses Feldafing.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die "Smart Metal Hornets" treten in der Feldafinger Jazzreihe auf

Von Reinhard Palmer, Seefeld

Es gab sie schon längst, bevor der Hype um die sogenannte Neue Volksmusik mit bunt gemischtem Repertoire und tabulosem Crossover etwa von La Brass Banda einsetzte und Blasmusik wieder selbst unter Jugendlichen hoffähig machte. Der nach eigenen Angaben "biologische Steirer" Christoph Wundrak mit dem Klassik- und Jazzdiplom der Grazer Musikhochschule hatte das Trio Smart Metal Hornets - "Quintessenz einer oststeirischen Blaskapelle" - bereits 1990 gegründet und ist immer noch bei der Formation dabei. Johannes "Joe" Harpf wechselte 1996 ein, Gernot Strebl 2014. Mit der Einladung dieses ungewöhnlichen Trios nach Feldafing bewies der Verein Jazz am See seinen Mut zum Experiment, den sonst in der Regel nur Festivals aufbringen und den man sich im Feldafinger Bürgersaal - an den Reaktionen des zahlreichen Publikums gemessen - wohl öfters wünscht.

Ein Bläsertrio ohne Rhythmusgruppe und harmonische Füllung ist im Grunde eine recht karge Angelegenheit. Dass diese Kargheit aber einen ungeheuren Reiz entwickeln kann, davon waren die Zuhörer recht schnell überzeugt. Das lag gewiss auch an der Vielzahl an Instrumenten, die zum Einsatz gelangten, denn die Musiker sind wahre Multitalente. Harpf blies Bariton-, Tenor- und Sopransaxophon sowie Bassklarinette, Strebl ging mit Tenor-, Alt- und Sopransaxophon sowie Klarinette weiter in die Höhe, während Wundrak mit Flügelhorn, Kornett Euphonium und Tuba meist die beiden Extreme bediente, vorzugsweise die soliden Kellergeschosse. Die größte Überzeugungskraft kam aber von den mitreißend swingenden Grooves, den packend durcharrangierten und präzis ausgespielten Arrangements sowie gewiss auch von der Klangdynamik der Bläser, die kaum verstärkt werden mussten und daher authentisch rüberkamen.

Die Vielzahl der eingesetzten Instrumente machte einen entsprechenden Reichtum an klanglichen Farbkombinationen möglich, vor allem aber bot sie ein reichhaltiges Vokabular für diverse Gattungen und Genres, aus denen sich Wundrak für die meist eigenen Neukreationen bediente. Von Volksmusik über (viel) Blues und Jazz bis hin zum Rock reichte das Spektrum, wobei es meist um Kombinationen daraus ging, die ihren Reiz gerade aus den kontrastierenden Gegenüberstellungen schöpften. Letztendlich suggerierten die einzelnen Stücke bewegte und ereignisreiche Geschichten, die dementsprechend ein weites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten verlangten.

Die Titel sprachen dabei Bände und verwiesen meist auf die Herkunft jeweils von Melodie, Groove, Rhythmus oder harmonischen Skalen. So etwa "Archduke Shuffle" nach dem "Erzherzog Johann Jodler", "Down Syndrom" nach der absteigenden Tonreihe als prägnantes Element, "Blackwood Jodler" nach dem Schwarzholz der Klarinetten, "Bandscheiben-Rock" nach eigener Erfahrung oder auch "Styrian Hornets" nach der volksmusikalischen "Steirischen Horniss'n". Nicht immer waren die Hintergründe, die Wundrak mit viel Witz und steirischer Diktion kommentierend darlegte, so konkret wie im "Heckenklescher", worin ein Uhudler Saufgelage recht minutiös dargestellt ist: von euphoniumbetulicher Urgemütlichkeit übers kornettscharfe Anrempeln und eine handfeste Keilerei in schriller Kakophonie bis hin zum Kater am Tag danach in dahinschleppendem Jammermoll.

Aber nicht die Geschichten an sich standen hier im Vordergrund, sondern jeweils der rhapsodische Bogen, unter dem sich einzelne Szenen und Bilder zu einer schlüssigen Folge anreihen konnten. Das alles verbindende Element war in der Regel der jeweilige Groove, der über weite Strecken ostinat für einen soliden Antrieb sorgte. Auf dem Euphonium, der Tuba oder dem Baritonsaxophon bisweilen recht komplex gewunden, bot er der kammermusikalischen Klarheit reichlich Füllung. Anspruchsvoll auch die Bearbeitungen von Originalstücken wie etwa dem virtuosen Klezmer "Skocne" oder eines Piano-Stückes von Cedar Walton. Begeisterter Applaus im Bürgersaal und eine Zugabe.

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