Bürgermeister Wolfram Gum will neue Wege beschreiten. Bereits vor einem Jahr hatte er die Idee entwickelt, mit Hilfe eines eigenen Kommunalunternehmens Bauvorhaben der Gemeinde zu beschleunigen. Seither wurde hinter den Kulissen kräftig an diesem Plan gearbeitet. Die dafür nötige Satzung ist nun vom Landratsamt abgesegnet und dem Gemeinderat präsentiert worden. Anfang nächsten Jahres soll die "Seefeld Bau" ( SeeKU) die Arbeit aufnehmen.
Als Vorbild für das neue Kommunalunternehmen, das als hundertprozentige Tochter der Gemeinde zu verstehen ist, diente Gum zufolge die AWA Ammersee. "Sie ist ein Erfolgsmodell, was auch daran liegt, dass sie so tolle Mitarbeiter hat", sagt Gum. Die AWA war bereits 1963 entstanden, wurde aber 2006 in ein gemeinsames Kommunalunternehmen (gKU) der sieben Gemeinden Andechs, Herrsching, Inning, Pähl, Seefeld, Wielenbach und Wörthsee umgewandelt. Diese Entscheidung hat sich bisher gelohnt - wie Gum als deren Verwaltungsratsvorsitzender bestens beurteilen kann. Dennoch: Was es für eine Gemeinde allein bedeutet, ein Kommunalunternehmen zu gründen, da fehlen ihm die Erfahrungen: "Wir probieren das jetzt einfach mal aus." Das erste Bauvorhaben, das von der "Seefeld Bau" abgewickelt werden soll, wird das Feuerwehrhaus in Hechendorf sein, dass unterhalb der Containeranlage entstehen soll. Was Gum bis Donnerstag allerdings nicht wusste, ist, dass seine Gemeinde nicht die erste im Kreis ist, die mit dieser Rechtsform versucht, wirtschaftlicher und effizienter zu arbeiten. Feldafing besitzt seit mehr als zehn Jahren ebenfalls ein Kommunalunternehmen, das "Planungs- Erschließungs- und Wirtschaftsförderungsunternehmen" (Pewu). Dies war gegründet worden, um kleinere Bauvorhaben selbstständig abwickeln zu können. 2009 war es mit einem Eigenkapital von 25 000 Euro ausgestattet worden und die Zahl der Vorsitzenden von einem auf zwei erhöht worden. Als es zwei Jahre später darum ging, die Wasser- und Abwasserversorgung in die Pewu auszugliedern, um mehr Spielraum im gemeindlichen Haushalt zu gewinnen, gab es heftige Proteste, vor allem aus der CSU. Seine eigene Partei wird Gum dort also eher nicht um Rat fragen können. Bei Bürgermeister Bernhard Sontheim (Bürgergruppe) hingegen wird er sicher ein offenes Ohr finden, wenn er über seine kommunalunternehmerischen Pläne sprechen will.
Diese allerdings sind ohnehin schon weit gediehen: Anders als in Feldafing haben sich die Seefelder Räte bereits darauf verständigt, ihr "SeeKU" mit einem Stammkapital von 100 000 Euro auszustatten. Der Vorstand und sein Stellvertreter müssen an einen sechsköpfigen Verwaltungsrat berichten, der sich aus Gemeinderäten aller Fraktionen zusammensetzen soll. Der Vorstand selbst wird auf höchstens fünf Jahre besetzt. Diese personelle Entscheidung kann jederzeit widerrufen werden. Zwei Bewerbungen will Gum dafür schon erhalten haben: Zwei Bauexperten aus Hechendorf sollen Interesse bekundet haben. Und ein "Plan B" ist ebenfalls in der Satzung versteckt: Wenn sich herausstellen sollte, dass die Sache mit dem Kommunalunternehmen doch keine gute Idee war, kann es die Gemeinde jederzeit auflösen und abwickeln. "Ich gebe ja Verantwortung aus der Hand", sagt Gum . Bisher hätte sich die Gemeinde selbst um alle Vergaben bei Bauprojekten gekümmert. Das werde nun die Aufgabe der KU werden, deren Vorstand "viel machen darf, aber auch viel kaputt machen kann." Für Gum allerdings überwiegen trotz des Restrisikos die Vorteile: "Das SeeKU kann viel schneller, einfacher und schlagkräftiger agieren als wir als Behörde."