Seefeld:Nostalgie im Sudhaus

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Seit 20 Jahren bietet der Verein Kultur im Schloss Seefeld Programm. Das Jubiläum erinnert an den Start

Von Reinhard Palmer, Seefeld

"20 Jahre sind noch nicht so furchtbar viel", findet die seit 2001 amtierende Geschäftsführerin Dorothee Ziriakus im Kreis der Eingeweihten bescheiden. Dennoch gibt es reichlich Gründe dafür, dass sich der Verein Kultur im Schloss Seefeld zum Jubiläum feierte. Der ehrenamtliche Kulturpfleger zählt schließlich seit Jahren zu den erfolgreichsten Anbietern anspruchsvoller Veranstaltungen im Landkreis Starnberg mit überregionaler Ausstrahlung. Zudem aber ist es in Seefeld gelungen, ein einmaliges Gemeinschaftsgefühl zu etablieren, das eine gewisse Eigendynamik in Gang setzen konnte.

Dies machte sich etwa deutlich bemerkbar, als der Verein 2006 eine neue Bestuhlung mittels Stuhlpatenschaften finanzierte. In jüngster Zeit konnte binnen weniger Monate die Anschaffung eines neuen, konzertreifen Flügels über Fördergelder und private Spenden erreicht werden. Nicht zuletzt gibt die gut ineinander greifende Konstellation von Kulturschaffenden, Gemeinde, Haus Toerring, Gasthof und interessiertem Publikum den nötigen Auftrieb: "Wir fühlen uns hier eingebunden", meint Ziriakus. So fehlte es dem Verein nie an aktiv engagierten Mitarbeitern, einige sind schon seit der Vereinsgründung bis heute mit von der Partie. 40 Halbjahresprogramme mit fast 1000 Veranstaltungen sind dabei bislang über die Bühne gegangen. Die Programmgestaltung im Schloss Seefeld umfasst nicht nur Klassik, Jazz, Weltmusik, Kabarett, Lesungen, Theater, Kunstaustellungen und -aktionen, sondern auch einen traditionellen Hoagartn mit Eckart Lichtenberg.

"Es gibt Momente, da muss man auf Anhieb zupacken", erinnerte sich Bürgermeister Wolfram Gum an den ersten Besichtigungstermin des Sudhauses hinter dem Gasthof. Eine Ruine im desolaten Zustand sei das gewesen. Aber da die Feuerwehrkapelle dringend einen Übungsraum benötigte, einigte man sich mit der Toerringschen Schlossverwaltung über Renovierung und Vermietung. So entstand bald eine stimmungsvolle historische Spielstätte, die auch den örtlichen Kulturschaffenden zur Verfügung gestellt werden konnte, die zuvor jahrelang mit Open-Air-Veranstaltungen dem Wetter trotzen mussten. Dies markierte 1994 die Geburtsstunde des Kulturvereins, der allerdings erst 2001 zwei spartanische Büroräume im Schlosshof für die organisatorische Arbeit günstig anmieten konnte.

Die Geburtstagsfeier nun hatte nostalgischen Charakter, entsprach doch das Programm weitgehend der Eröffnungsfeier vor 20 Jahren. Schon damals spielte die Seefelder Blasmusik und es sang der Männergesangsverein Eintrachtshausen - der heute freilich auch mal einen Hubert von Goisern-Rocksong in den Saal schmettert. Und der aus Seefeld stammende Akkordeonist Hansi Zeller brachte jetzt für seinen Auftritt als Duopartner den Harfenisten Kiko Pedrozo aus Paraguay mit.

Eine Besonderheit sind in Seefeld die Eigenproduktionen. Andererseits strebt der Verein auch Kooperationen an, wie etwa mit den Herrschinger Konzerten. Mit der Autorin und Regisseurin Inge Wiesner-Bleibtreu wurde 2002 "Die Wallfahrt nach Andechs" zum 100-jährigen Landkreisjubiläum realisiert.

2005 entstand "Il Prete Rosso", "der rote Priester", ein szenisches Lebensbild von Antonio Vivaldi mit Musik. Die Veneziade in Zusammenarbeit mit einer Galerie in Venedig mit einer Aufführung der Commedia dell'Arte in Originalkostümen verzauberte 2006 das Publikum unterm Sudhausgewölbe.

Regelmäßig zu Gast ist in Seefeld auch die europäische Organisation EMCY, die jugendlichen Klassik-Preisträgern ein Podium bietet. Auch die Agentur Astral Artists aus den USA stellte im Sudhaus bereits einige Musiker vor. Mit neuen Formaten zeigt sich der Verein generell immer wieder experimentierfreudig und ideenreich. Und dies sind bekanntlich die besten Voraussetzungen, weitere runde Jubiläen anzusteuern.

Aus der Kulturszene im Landkreis ist Kultur im Schloss Seefeld jedenfalls nicht mehr wegzudenken.

© SZ vom 11.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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