Seefeld:Klinik mit Schulden

Nach dem Finanzdebakel braucht das Seefelder Krankenhaus Kredite in Höhe von zwei Millionen Euro. Für die nächsten Jahre ist ein umfangreiches Sparpaket vorgesehen

Von Christine Setzwein, Seefeld

Eine Hürde ist genommen. Der Zweckverband Krankenhaus Seefeld hat in seiner Sitzung am Dienstag einen Nachtragshaushalt für die Chirurgische Klinik einstimmig genehmigt. Wie es mit der Klinik weitergeht, ist aber nach wie vor offen. Zur Debatte stehen die Erhaltung der Eigenständigkeit oder eine Fusion mit der Kreisklinik Starnberg. Landrat Karl Roth drückte es so aus: " Wir müssen dem Haus eine Perspektive für 2016 geben."

Zwischen Hoffen und Bangen bewegen sich in diesen Tagen die Zweckverbandsmitglieder - der Landkreis Starnberg und die Gemeinden Andechs, Gilching, Herrsching, Inning, Seefeld, Weßling und Wörthsee -, die etwa 150 Mitarbeiter der Klinik und nicht zuletzt die Patienten. Eingebrockt hat ihnen das der ehemalige Geschäftsführer der Klinik. Durch "unternehmerische Fehlentscheidungen" sei es sowohl im Wirtschafts- und Erfolgsplan wie im Vermögensplan zu "erheblichen Abweichungen von der Haushaltssatzung" gekommen, begründete Dieter Schmied vom Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband die Notwendigkeit eines Nachtragshaushalts für dieses Jahr. Danach sei es in den Jahren 2012 bis 2014 zu Jahresfehlbeträgen in Höhe von 2,85 Millionen Euro gekommen, heuer sind es 1,9 Millionen. Um das Loch in der Kasse zu füllen, wird ein langfristiges Darlehen in Höhe von zwei Millionen Euro aufgenommen. Das Eigenkapital von 3,3 Millionen Euro schrumpft auf 1,47 Millionen. Ende 2015 hat die Klinik nun drei Millionen Euro Schulden. Eine Umlage für die Kommunen wird aber in diesem Jahr nicht erhoben.

"Wenn wir das alles schon vor ein, zwei Jahren gewusst hätten, hätten wir gegensteuern können", sagte Zweckverbandsvorsitzender Wolfram Gum. Aber er sieht die Zukunft der kommunalen Klinik positiv. Die Finanzplanung, die die Klinikleitung vorgelegt hat, spricht zumindest dafür. Mit einem umfangreichen Sparpaket soll der Jahresfehlbetrag 2016 nur noch bei 500 000 Euro liegen, 2017 soll der Haushalt ausgeglichen sein, und 2018 soll es schon einen Überschuss von 200 000 Euro geben. Aber das, sagte Prüfer Schmied, "ist nur eine Annahme".

Wie es tatsächlich um die Klinik bestellt ist, wird nun ein externer Interims-Geschäftsführer prüfen. Nichtöffentlich hat sich der Zweckverband am Dienstag für einen der Bewerber entschieden. In der nächsten Sitzung im Dezember erwarten sich die Kommunen erste Ergebnisse. Vor dem entlassenen Geschäftsführer gab es schon einmal einen Interims-Krankenhausleiter; das war ein Mitarbeiter des Bayerischen Instituts für Krankenhaus-Organisation und Betriebsführung.

Die Belegschaft kämpft unterdessen dafür, dass die Seefelder Klinik eigenständig bleibt. Und für den guten Ruf des Hauses. Daran ließ auch Roland Balling, Chirurg, Medizincontroller und Personalratsvorsitzender am Dienstag keinen Zweifel. Vor allem wollte er die Ergebnisse des "Klinikführers 2015" von Münchner Merkur und Techniker Krankenkasse nicht auf sich sitzen lassen, nach dem Seefeld bei den Qualitätsergebnissen hinter Starnberg und dem Krankenhaus Penzberg liege. "Das packt mich an der Ehre", sagte er. Bei der Behandlung von Oberschenkelhalsbrüchen liege Seefeld zum Beispiel eindeutig vor den anderen beiden Häusern. Solche Tests seien ohnehin mit Vorsicht zu genießen. Wie könne es etwa sein, dass das Klinikum Großhadern bei der Behandlung von Lungenentzündungen ein "Mangelhaft" erhalte? "Glauben Sie solchen Rankings nicht", riet der Mediziner den Zuhörern.

Was die finanzielle Lage und Zukunft der Chirurgischen Klinik angeht, ist auch Balling optimistisch. Mit Einnahmen von mehr als einer Million Euro sei der Oktober 2015 "der beste Oktober aller Zeiten" gewesen, sagte er. Für ihn ein Beweis, dass die Bewohner des westlichen Landkreises Starnberg und darüber hinaus "in Seefeld versorgt werden wollen".

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