Seefeld:Kampf gegen Windmühlen

Demo für barrierefreien Bahnhofszugang

Protest im vergangenen Sommer: Seefelder Bürger demonstrieren am Bahnhof in Hechendorf für den Bau eines barrierefreien Zugangs zur S-Bahn.

(Foto: Fuchs)

Der barrierefreie Ausbau des S-Bahnhofs Hechendorf bleibt ein Dauerthema. Allein einen kompetenten Ansprechpartner zu finden, ist mehr als mühevoll. Da heißt es einen langen Atem haben

Von Christine Setzwein, Seefeld

Auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand, lautet die Umschreibung für völliges Ausgeliefertsein. Kommunalpolitiker fügen gern noch zwei Institutionen dazu: die Deutsche Telekom und die Deutsche Bahn. Allein das Finden eines kompetenten Ansprechpartners ist ein mühevolles Unterfangen. Das weiß auch die Seefelder Gemeinderätin Johanna Senft, die sich federführend des Themas "barrierefreier Ausbau des S-Bahnhofs Hechendorf" angenommen hat.

In der Gemeinderatssitzung am Dienstag zog Senft Bilanz der Bemühungen. Das ernüchternde Fazit ihrer Präsentation: "Verspricht viel, hält nichts." Sicher ist eines: Der barrierefreie Ausbau des Hechendorfer Bahnhofs steht nicht im Ausbauprogramm 2018. Davon ließen sich die Seefelder, die seit Jahrzehnten für einen behindertengerechten Zugang zu den Gleisen kämpfen, aber nicht abschrecken. Im Mai vergangenen Jahres veranstalteten sie eine öffentlichkeitswirksame Demonstration, bei der deutlich wurde, wie schwierig oder gar unmöglich es ist, mit Fahrrädern, schweren Koffern, Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator zum Bahnsteig zu kommen. Immerhin 58 Treppen müssen bis dahin überwunden werden. Unterstützt wurde die Gemeinde von der Behindertenbeauftragten der bayerischen Staatsregierung, Irmgard Badura. Briefe werden gewechselt, ein Antrag beim Bundesverkehrsministerium gestellt, Vorschläge für Provisorien gemacht. Schließlich telefoniert Senft Anfang Februar mit Hans-Peter Behrendsen, Ministerialrat im bayerischen Innenministerium.

Dabei erfährt die Gemeinderätin, dass gerade die Haushaltsverhandlungen für das Ausbauprogramm 2023 laufen. Sie möge sich doch Ende 2016 oder Anfang 2017 erkundigen, ob Seefeld zum Zug kommt. Sie erfährt auch, dass sich der Ausbau von S-Bahnhöfen nicht nur nach den Fahrgastzahlen, sondern auch nach den Kosten richtet. Und Hechendorf wird sehr teuer, weil wegen des schmalen Innenbahnsteigs ein Neubau des Außenbahnsteigs notwendig wird. Was die vorgeschlagenen Provisorien angeht wie ein stufenloser ebenerdiger Zugang oder eine Metallrampe, machte der Ministerialrat den Seefeldern überhaupt keine Hoffnungen. Selbst wenn sich die Kommune an der Finanzierung beteiligen würde. Dazu wäre nämlich eine Schranke für Fußgänger notwendig, und die ist laut Behrendsen, selbst wenn sie mit Schranken und Signalanlage doppelt gesichert wäre, "indiskutabel und nicht genehmigungsfähig". Das Unfallrisiko sei viel zu hoch. Als Gründe werden die hohe Zugdichte und ein nicht besetztes Stellwerk angeführt. Außerdem steigen in Hechendorf viele Schüler aus und zu.

"Realistisch", so lautet das Ergebnis von Johanna Senft, "ist in nächster Zeit nicht mit einem barrierefreien Zugang zu rechnen." Ziel sei aber nach wie vor die Aufnahme ind as Ausbauprogramm 2023. Begünstigende Faktoren wären der Bau der zweiten Stammstrecke in München und der zweigleisige Ausbau zwischen Hechendorf und Steinebach. Ende des Jahres will sie wieder bei Behrendsen nachfragen. Ein persönliches Gespräch im Innenministerium hält Senft derzeit für wirkungslos.

Tatenlos sollten die Seefelder aber nicht bleiben, meint die Gemeinderätin. Mit gelegentlichen "pressewirksamen" Aktionen sollte weiter auf die fehlende Barrierefreiheit des Bahnhofs Hechendorf aufmerksam gemacht werden. Schließlich steigen dort täglich zwischen 2500 und 2900 Fahrgäste aus und zu.

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