Seefelder Rathaus:Das Aus für den Kubus

Die Neubaupläne für das Rathaus in Seefeld sind klar gescheitert. Beim Bürgerentscheid spricht sich die Mehrheit der Wahlberechtigten für einen Anbau an das alte Verwaltungsgebäude aus

Von Christine Setzwein, Seefeld

Die Gemeinde Seefeld bekommt kein neues Rathaus. Die Gegner des Projekts gingen am Sonntag als Sieger des Bürgentscheids hervor. Das Bürgerbegehren, das alte Rathaus zu erhalten und mit einem Anbau zu versehen, erhielt 1596 Ja-Stimmen, das Ratsbegehren, das den Neubau zum Inhalt hatte, kam nur auf 980. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 50 Prozent. Sehr viele Stimmzettel waren ungültig.

Dass es knapp ausgehen könnte, damit hatte Josef Hofmann von der Initiative Rathaus Seefeld schon gerechnet, die Eindeutigkeit des Ergebnisses überraschte ihn dann doch. Er sprach sich dafür aus, den Willen des Bürgers nun als Auftrag zu sehen und sich "nicht in die Schmollecke zurückzuziehen". Aus einer Sicht ist jetzt die Standort-Diskussion abgeschlossen. Die Initiative habe Verständnis dafür, dass Gemeinderat und Verwaltung etwas Zeit zur Verarbeitung des Bürgerentscheids benötigen. Hofmann: "Man sollte sich aber nicht allzu lange damit aufhalten." Dann könne man die Umgestaltung des Rathauses mit der attraktiveren Gestaltung dieses kleinen "Zentrums" verbinden. Dazu gehöre auch, dass nach Klärung des Übergangs von Tengelmann zu Edeka mit Betreiber und Eigentümer des Gebäudes eine Lösung gefunden werde, "die deren Interessen, aber auch die Interessen der Gemeinde und des ansässigen Einzelhandels berücksichtigt".

Bürgerbegehren in Seefeld zum Rathausneubau

Die Zukunft des Rathauses wird im Rathaus entschieden - beim Stimmenauszählen des Bürgerentscheids. Rechts im Vordergrund: Bürgermeister Wolfram Gum.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bei den Befürwortern des Rathaus-Neubaus herrschte am Sonntagabend große Enttäuschung. Noch am Wahltag hätten abenteuerliche Gerüchte die Runde gemacht, sagte Gemeinderat Elmar Striegl. Von 15 Millionen Euro Kosten für den Neubau sei die Rede gewesen - um die acht Millionen wären es gewesen -, und dass es am neuen Rathaus keine Parkplätze mehr gebe. "Die Leute haben sich einfach nicht informiert", bedauerte Evelyn Villing. "Wir konnten es einfach nicht rüberbringen, dass der Anbau nicht möglich ist", sagte Striegl und zog für sich nach 40 Jahren Kommunalpolitik die Konsequenzen: "Ich mag nicht mehr."

Bürgerbegehren in Seefeld zum Rathausneubau

Enttäuschte Gesichter: Die Gemeinderäte Evelyn Villing, Johann Dreyer (Mitte) und Elmar Striegl kurz nach Bekanntgabe des Ergebnisses.

(Foto: Georgine Treybal)

Bürgermeister Wolfram Gum wollte die Flinte noch nicht ins Korn werfen. "Wir haben die Schlacht verloren, aber nicht den Krieg", sagte er. Mit ihm sei ein Anbau an das alte Rathaus auf jeden Fall nicht zu machen. "Wir können dazu nicht gezwungen werden." Jetzt werde erst einmal ein Jahr nichts passieren, kündigte er an. So lange ist die Gemeinde an den Bürgerentscheid gebunden.

Bis zuletzt hatten Befürworter und Gegner um Unterstützung gerungen. Die Diskussion über ein neues Rathaus wird seit zehn Jahren geführt. 2004 stand das Thema zum ersten Mal auf der Tagesordnung des Gemeinderats. 2006 wurde dann der erste Anlauf zur Erweiterung des Rathauses unternommen. Hinter dem alten Gebäude war ein Erweiterungsbau vorgesehen - und noch im Herbst 2006 begannen die Bauarbeiten. Die dauerten nicht lange: 2007 wurde der Bau wegen Planungsfehlern und unvorhergesehenen Kostenmehrungen eingestellt. Geschätzt waren die Kosten damals auf 3,295 Millionen Euro.

2008 stellte der Rathauschef der Bürgerversammlung das Grundstück neben dem Krankenhaus als möglichen neuen Standort für ein Rathaus vor. Zwei weitere Standorte sowie der Umzug der Verwaltung in den Technologiepark wurden diskutiert und schließlich verworfen. Im März 2012 fasste der Gemeinderat gegen zwei Stimmen den Beschluss, neben dem Krankenhaus ein neues Rathaus zu bauen. Den Architektenwettbewerb gewann das Büro Dannheimer & Joos aus München mit einem modernen Kubus.

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