"In manchen Dörfern im Landkreis Starnberg gibt es tatsächlich noch Schulen", scherzte Schulrätin Elisabeth Hirschnagl-Pöllmann am Montag bei der Begrüßung der 14 Lehramtskandidaten, die an diesem Tag den letzten Teil ihrer Ausbildung beginnen. Das Fünfseenland zählt 19 Grundschulen, aber nur fünf Mittel- sowie fünf private Grund- und Mittelschulen, was eine Besonderheit ist. Denn 80 bis 85 Prozent der Grundschüler wechseln nach der vierten Klasse auf Gymnasien oder Realschulen. Erfreulich ist, so Hirschnagl-Pöllmann, dass im Landkreis die Anzahl der Schüler, die keinen Abschluss machen, immer geringer wird.
Starnberg ist ein bunter Landkreis, was die Schullandschaft betrifft. "Wir haben alles, von der flexiblen Eingangsklasse über die Partnerklasse bis zur Vorbereitungsklasse für den mittleren Schulabschluss", erläuterte die Schulamtsdirektorin und hob hervor, dass der Mittelschule Tutzing heuer erstmals das "Schulprofil Inklusion" verliehen wird.
Außergewöhnlich ist die große Zahl an Schulanfängern in diesem Jahr: 1407 Erstklässler kommen heute zu ihrem ersten Schultag, das sind 85 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Grundschüler ist ebenfalls angewachsen, von 5410 auf 5503; jedoch gibt es weniger Mittelschüler, ihre Zahl sinkt von 2015 auf 1944. Etwa zehn Prozent der Schüler sind ausländischer Herkunft (ohne die Schüler der Munich International School). Insgesamt wurden 343 Klassen gebildet, die durchschnittliche Klassenstärke liegt in der Grundschule bei 22,5 Schüler, in der Mittelschule bei 19,8 Schüler, heißt es in einer Pressemitteilung des Schulamtes.
Aufpassen müssen (v.l.) Gabriel, Sissi, Ole, Kalle und Lucia schon auf dem Weg zur Wörthseer Grundschule. Spaß haben sie trotzdem.
(Foto: Georgine Treybal)Der Amtsbezirk Starnberg ist von der Regierung von Oberbayern gut mit Lehrerstunden versorgt worden. Allein für die mobile Reserve stehen 39 Lehrerinnen und Lehrer bereit, die vom ersten Schultag an erkrankte Lehrkräfte oder schwangere Lehrerinnen vertreten.
Zu den Besonderheiten im Fünfseenland zahlt das Modell Partnerklasse: Nachdem die Kooperation der Franziskus-Schule der Lebenshilfe Starnberg mit der Carl-Orff-Grundschule Andechs aus Platzgründen beendet werden musste, kann eine neue Klasse an der Grundschule Söcking eingerichtet werden. Durch gemeinsamen Unterricht, schwerpunktmäßig in den musischen Fächern, und gemeinsame Projekte und Aktionen werden so die Söckinger Kinder an einen selbstverständlichen Umgang mit Behinderten herangeführt. Diese Kooperation ist für mehrere Jahre geplant. An der Arnoldus-Grundschule Gilching ist in der 2. Jahrgangsstufe eine Kooperationsklasse eingerichtet worden. Hier werden Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf gemeinsam mit Grundschülern unterrichtet. Die Klassenlehrerin wird durch zusätzliche Stunden des Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes der Fünfseenschule Starnberg unterstützt. Weitere Kooperationsklassen gibt es an der Mittelschule Starnberg und an der Grundschule an der Würm in Stockdorf.
Auch die Ganztagsschule ist gefragt: Ganztägigen Unterricht gibt es in Krailling, Söcking und Starnberg. Die Mittelschulen in Gauting, Gilching, Starnberg und Tutzing, sowie die Montessori-Schulen Gilching und Biberkor bieten ebenfalls Ganztagsunterricht an. Eine weitere Besonderheit sind die jahrgangskombinierten Klassen, die nach Stockdorf (drei Klassen mit den Jahrgangsstufen 1/2 sowie zwei Klassen 3/4) auch in Feldafing großen Zuspruch haben (je eine Klasse 1/2 und 3/4).
Fit für den ersten Unterrichtstag: 14 Lehramtsanwärter wurde am Montag im Starnberger Schulamt begrüßt.
(Foto: Georgine Treybal)Die Grundschule Herrsching führt weiterhin zwei Klassen mit flexibler Eingangsstufe, in Stockdorf werden drei Klassen neu geschaffen. Ein Erfolg ist auch die Vorbereitungsklasse: Dort können Schüler nach der Neunten mit einem qualifizierenden Abschluss der Mittelschule in zwei Jahren den Mittleren Schulabschluss erwerben. In Tutzing gibt es bereits zwei Modellklassen, in Starnberg wird heuer begonnen. Und in Gilching wird das Projekt "Übergangsklasse" weitergeführt, Kinder und Jugendliche ohne Deutschkenntnisse werden bis zu zwei Jahre unterrichtet.