Schulen im Landkreis:Umstrittene Rückwärtsrolle

Für die Gymnasien in Gauting und Dießen ist die Rückkehr zum G9 derzeit kein Thema, die Wiedereinführung wäre nach Ansicht der Direktoren ohnehin mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Einzig in Tutzing zeichnet sich eine Präferenz für die neunjährige Schule ab

Von Blanche Mamer, Starnberg

"Bei uns ist das G8 gut eingeführt. Derzeit ist die Rückkehr zum G9 kein Thema. Doch eins ist klar, wir werden das machen, was das Kabinett beschließt", sagt die Direktorin des Otto-von-Taube-Gymnasiums in Gauting, Sylke Wischnevsky. Auch für Alfred Lippl, Direktor des Ammersee-Gymnasiums in Dießen, war die Einführung des neunstufigen Gymnasiums bisher keine Option. Anders hingegen im Gymnasium Tutzing. Direktor Bruno Habersetzer berichtet, dass sich in verschiedenen Diskussionsrunden wie Schülersprecherseminar, Lehrerkonferenz oder Elterngesprächen eine starke Tendenz zum G9 abzeichne. "Es gibt allerdings große Vorbehalte, denn man muss abwarten, wie ein neues G9 konkret ausgestaltet werden soll", sagt er.

Mit Spannung warten alle, die mit Gymnasien zu tun haben, auf die weitere Diskussion über die Dauer der Gymnasialzeit. Die Abiturienten sollten jünger und damit konkurrenzfähiger gegenüber jenen aus anderen Bundesländern und den europäischen Nachbarn sein - das war ein Argument, das 2003 bei der Einführung des achtstufigen Gymnasiums in Bayern angeführt wurde. Doch das G8 war umstritten und ist es trotz intensiver Nachbesserung immer noch. Der Ruf nach der früheren neunjährigen Oberschule blieb.

Die Wahl für die Gymnasien zwischen G8 und G9, die im vergangenen Sommer Ministerpräsident Horst Seehofer in die Diskussion gebracht hatte, fand jedoch nur wenig Befürworter. Knapp neun Prozent der 32 000 Eltern, die sich an einer Umfrage der Landeselternvertretung beteiligten, sprachen sich für ein Nebeneinander von G8 und G9 aus. Etwa 80 Prozent hatten eine klare Präferenz für ein neues G9. Auch wenn sich nur zehn Prozent aller Eltern an der freiwilligen Umfrage beteiligt haben, gilt sie als relevant. "Sicher haben mehr G9-Befürworter teilgenommen als G8-Anhänger", sagt Jasmin Klingan, Elternbeiratsvorsitzende am Gautinger Gymnasium und Vorstandsmitglied der Landeselternvereinigung. Wer unzufrieden sei, wolle seine Meinung sagen. Die Elternvereinigung fordere ein anständiges Konzept. Die Änderungen dürften nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden.

Die Elternumfrage hat SPD und Grüne veranlasst, einen Antrag zum G9 in den Landtag einzubringen, wobei sich die beiden Fraktionen über die Ausgestaltung eines möglichen G9 sehr uneins sind. "Alle Beteiligten sollen mitreden dürfen", hatte Unterrichtsminister Ludwig Spaenle Ende des vergangenen Sommers versprochen. Eine Hopplahopp-Entscheidung wie 2003 wird es also nicht geben. Wie die Mitsprache im Einzelnen aussieht, ist aber noch nicht klar.

"Unser Gymnasium ist für das G8 gebaut. Für einen weiteren Jahrgang brauchen wir mehr Räume und müssen anbauen. Das wäre für den Landkreis Landsberg, eine arge Belastung", sagt Lippl. Das alte G9 könne nicht wieder eingeführt werden, es brauche zahlreiche Änderungen, meint Wischnevsky. Viele Fragen müssten geklärt werden: mehr Lehrerstunden, mehr Räume, mehr Geld werden benötigt - "da hängt eine Menge dran, auch für die Sachaufwandsträger, die bei einem G9 mit hohen Mehrkosten rechnen müssen", meint die Gautinger Direktorin, die sich auch ein wenig um ihre Hochbegabtenklassen sorgt. Der Förderzweig mit einem besonderen Lehrplan sollte den Weg in acht Jahren zum Abitur erproben, doch dann wurde das G8 gleichzeitig eingeführt. Der Zweig für Hochbegabte müsse auch weiterhin auf acht Jahre angelegt sein. Die Intensivierungsstunden, die in den Unterricht eingebaut sind, sollten nicht abgeschafft werden. Auch die Idee vom gemeinsamen Abitur in Deutschland dürfe nicht aufgegeben werden. Habersetzer weist darauf hin, dass die neunjährige Lernzeit der Diversität der Schüler zugute komme, dass es aber auch die Möglichkeit einer Überholspur geben müsse.

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