Schüler als Akrobaten:Mit Liebe geturnt

Der Wahlkurs Bewegungskünste am Gilchinger Christoph-Probst-Gymnasium bietet mehr als Sport am Nachmittag. Aktuell bereiten 120 Kinder und Jugendliche mit Leiterin Karin Ganslmeier ein dreistündiges Programm vor.

Von Carolin Fries

Freitagmittag, wenn das 13-Uhr-Läuten für die meisten Schüler am Christoph-Probst-Gymnasium in Gilching den Start ins Wochenende verkündet, freut sich Ronja Lippl, noch ein paar Stunden in der Schule bleiben zu dürfen. Die 16-Jährige packt ihre Tasche und geht hinüber in die Turnhalle, wo sich jeden Freitagnachmittag der Wahlkurs Bewegungskünste trifft. "Die Turnhalle ist wie ein Zuhause, hier ist meine zweite Familie", sagt die Zehntklässlerin. Das gilt nicht nur für sie.

Vor der Turnhalle wuseln Fünftklässler durch die Gänge, drinnen ist ein großes Trampolin aufgebaut, scheinbar überall sind junge Menschen, die herumspringen, Jonglieren oder eine Pause nutzen, um zu quatschen. 120 Kinder und Jugendliche gehören zu dieser Familie, die aktuell ihr neues Programm "Artista - Hotel der Künste" vorbereitet, das am 5. Juli Premiere feiert. Familienoberhaupt ist seit 1990 die Sport- und Französischlehrerin Karin Ganslmeier, die hier den Spitznamen "Hasenmama" hat. Die 60-Jährige hat früher selbst an Geräten geturnt, bevor sie in die rhythmische Sportgymnastik gewechselt ist. Die Bewegungskünste hat sie gleich in ihrem zweiten Jahr an der Gilchinger Schule ins Leben gerufen. Das Konzept ist denkbar einfach: Schüler, die gut turnen, jonglieren, Einrad fahren, auf Stelzen laufen, Diabolo werfen oder Trampolin springen können, vermitteln ihr Wissen in Workshops weiter. "Die Schüler bringen sich gegenseitig etwas bei", erklärt Ganslmeier, die begeistert ist vom liebevollen Umgang der Kinder und der Energie, die bei den Proben entsteht. Sie hat beobachtet, wie wohltuend der Körperkontakt für die jungen Menschen ist und wie Vertrauen wächst, wenn man sich gegenseitig stützt. Für sie als Lehrkraft besonder schön aber ist, dass "ich als Pädagoge nicht ziehen und schieben muss".

Alle zwei Jahre präsentiert der Wahlkurs ein dreistündiges Programm, das auch heuer wieder hunderte Menschen an fünf Abenden bewundern werden. Weil die Truppe großartige akrobatische und artistische Leistungen zeigt, vor allem aber weil alles - von den Kostümen über die Choreografie bis zum Kartenverkauf und dem Programmheft - mit großer Hingabe selbstgemacht ist, was der Zuschauer sofort spürt. "Es ist vielen Schülern ein Herzensprojekt", weiß Karin Ganslmeier, die sich nicht scheut, ein ganzes Wochenende mit ihren Künstlern in der Turnhalle zu verbringen. Sie schläft dann nur ein paar Stunden auf einer Isomatte in der Lehrerumkleide. Ganslmeier ist auffallend ruhig und geduldig. Ihre größte Stärke aber besteht darin, dass sie die Kinder und Jugendlichen machen lassen kann. Diese organisieren selbständig den Kartenverkauf, die Anzeigen für das Programmheft, messen Tribünenteile ab, koordinieren die Technik - um nur ein paar Details zu nennen. Ganslmeier berät, kontrolliert aber nicht. Ihre Überzeugung, gespeist aus jahrelanger Erfahrungt: Die können das!

Und wie die Schüler das machen: In 25 Nummern nehmen sie die Zuschauer in diesem Jahr mit in ein Hotel im Stil der 20er Jahre. Im Stück checkt eine Familie im Hotel ein und entdeckt dann die einzelnen Bereiche des Hauses, wie Lobby, Küche, Bar, Tennispark oder Rezeption. Im Badezimmer wird mit Klobürsten und Quietscheenten jongliert. Mal stehen nur ein paar Schüler auf der Bühne, mal ganz viele. "Wir finden für jeden eine passende Rolle", sagt Ganslmeier. Wie in den vergangen Jahren sind auch heuer wieder externe Schüler und ehemalige Gymnasiasten dabei, "weil hier alle lieb zueinander sind", wie Tobias Königbauer, 19, sagt. Und externe Gruppen, wie die Clapkids der Musikschule, die Rhönradgruppe des Sportvereins und die Ballettschule machen auch mit. "Noch ist es ein bisschen chaotisch", sagt Ronja. Typisch Familie eben. Doch je näher die Premiere rücke, "umso mehr halten wir zusammen".

Hotel Artista am Gymnasium

Schüler bringen sich in dem Workshop gegenseitig bei, was sie gut können. Hier: Tobias Königbauer beim Jonglieren.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Premiere am Donnerstag, 5. Juli, 19.30 Uhr, weitere Vorstellungen Samstag, 7. Juli, um 14 und 19.30 Uhr, Sonntag, 8. Juli, um 19.30 Uhr, Montag, 9. Juli, um 19.30 Uhr in der Turnhalle des Gymnasiums. Infos und Karten www.bewegungskünste-cpg.de

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