Schondorf:Kunst auf Zeit

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Etwa 100 Besucher fanden sich zur Vernissage des neuen Skulpturenwegs ein. (Foto: Fuchs)

Der Schondorfer Skulpturenweg ist ein echte Attraktion

Von Armin Greune, Schondorf

Die Hunde haben ihre Artgenossen trotz des merkwürdigen Geruchs sofort erkannt. Katharina Ranftls "Wölfe" sind aus Ammersee-Schwemmholz und Baumrinde gefertigt. Doch Anatomie und Mimik, die Körpersprache, mit der sie sich begegnen, wirken so realistisch, dass offenbar selbst Tiere darauf reagieren. Das Wolfspaar besteht aus totem Material und wird durch ein Stahlgerüst gestützt. Und doch kann das Kunstwerk als lebendig betrachtet werden: Als Teil des Waldes ist die Skulptur den Naturgesetzen des Entstehens und Vergehens ausgesetzt. In den wenigen Tagen, seitdem sie am Weingartenweg zwischen Schondorf und Eching steht, hat ein Wolf schon ein Ohr verloren.

Ein ähnliches Schicksal - Zersetzung, Erosion oder Verblassen - steht über kurz oder lang den meisten der 21 Kunstobjekte entlang des Skulpturenwegs bevor, der am Mittwoch eröffnet wurde. Die Werke könnten aber auch rascher verschwinden, wenn sie einen Käufer finden: In diesem Fall ist mit den Künstlern vereinbart, dass sie eine neue Skulptur an der Schondorfer Seepromenade oder im Forst Weingarten aufstellen. Es lohnt sich also auf jeden Fall, diese für die Region einzigartige Freiluft-Galerie immer wieder aufzusuchen: Getreu dem Thema "Kunst und Natur" stehen die Skulpturen im Dialog mit der sich verändernden Umgebung. Axel Wagners "Reflexion" etwa ist ein Spiegel, der das Leben des gegenüberliegenden Waldes einfängt. Und Harry Zengelers noch namenlose Glasbrocken sind mit Seilen über einer derzeit trockenen Senke aufgehängt - wenn sich dort wieder ein Tümpel bildet, gibt es darin ganz neue Spiegelungen zu entdecken.

Etwa 100 Besucher sind an diesem herrlichen Herbstmittag zur Vernissage gekommen, die - wie Vizelandrat Peter Ditsch treffend meint - eigentlich ein "inspirierender Spaziergang" ist, an dem auch ein Dutzend Vierbeiner teilnimmt. Die Idee zum Skulpturenweg haben der vormalige Bürgermeister Peter Wittmaack sowie die Kunstlehrer Walter Mayer und Joachim Dürler beim Anblick einer derartigen Ausstellung im Trentino entwickelt. Ihre Initiative rannte bei den Waldbesitzern der Familie von Perfall und Rathauschef Alexander Herrmann offene Türen ein. Und es fanden sich genug Sponsoren, sodass die Bürgschaft der Gemeinde gar nicht in Anspruch genommen werden muss - und trotzdem den sechs Künstlerinnen und neun Künstlern Honorare gezahlt werden können. Eine rundum gelungene Aktion, die dem Ammersee eine neue Attraktion beschert - einfach grandios.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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