Schiedsrichter in der Kreisklasse:Ein 15-Jähriger zückt Rot

Der 15-jährige Alexander Liebhart zeigt erwachsenen Männern, wie der Hase läuft: Er ist der jüngste Schiedsrichter in der Kreisliga.

Karl-Wilhelm Götte

Alexander Liebhart passt in diesen WM-Tagen ganz genau auf. Er achtet jedoch nicht so sehr auf Spieler und Spielzüge, sondern beobachtet akribisch die Schiedsrichter. Welche Fouls werden gepfiffen und welche nicht? Wann ist ein Vergehen Gelb- oder gar Rot-würdig? Liegt das Schiedsrichtergespann bei Abseitsentscheidungen richtig?

Wörthsee Schiedsrichter Alexander Liebhart

Der 15-jährige Alexander Liebhart hat in der vergangenen Saison an die 60 Jugendspiele oder Begegnungen in den unteren Herrenklassen gepfiffen.

(Foto: region.sta)

"Der Usbeke im Eröffnungsspiel war sehr gut", sagt Liebhart. Der habe alles richtig gemacht und souverän geleitet. Die Rote Karte für den Australier Tim Cahill im Spiel gegen Deutschland fand er jedoch vom mexikanischen Schiedsrichter unpassend. "Die war viel zu streng."

Alexander Liebhart kennt sich gut aus, obwohl er als Schiedsrichter erst ganz am Anfang einer möglichen Referee-Karriere steht. Der Schüler aus Wörthsee ist nämlich erst 15 Jahre alt. So waren die gestandenen Kicker in der Kreisliga beim FC Aich baff erstaunt, als sie im April der Nachwuchsreferee zum Anstoß gegen die Reserve des FC Deisenhofen bat.

Mit nur 15 Jahren hatte zuvor in der Region noch nie einer ein Kreisligaspiel geleitet. Doch ganz unerfahren kam Liebhart nicht nach Aich.

Immerhin hat er in der vergangenen Saison an die 60 Jugendspiele oder Begegnungen in den unteren Herrenklassen gepfiffen. "Etwas aufgeregt war ich vor dem ersten Kreisligaspiel schon", gab er hinterher zu. "Aber dann kam die Vorfreude auf das Spiel durch." Erfahrung mit rustikalen Herrenspielen konnte der Wörthseer, der in die neunte Klasse des Gilchinger Gymnasiums geht, in der A-Klasse oder Kreisklasse schon sammeln.

In der Kreisliga, immerhin die fünfte Liga von unten, hatte Liebhart schon etwas gepflegteren Fußball erwartet, doch es kam anders. Er hatte alle Hände voll zu tun, um aufkommende Unfairness zu unterbinden. Nach einer Stunde zückte der Blondschopf dann doch die Rote Karte. Die war völlig berechtigt, hatte doch ein Deisenhofener Akteur einem Aicher nach einem Zweikampf beim Aufstehen ins Gesicht getreten. "Das hatte ich gut gesehen", sagt Liebhart.

Ob ein Schiedsrichter etwas sieht, hängt davon ab, ob er nahe genug am Ball ist. Einige ältere Unparteiische mit Bauchansatz haben da schon größere Mühe, auf Ballhöhe zu sein, entsprechend umstritten fallen häufig ihre Entscheidungen aus, zumal ein Schiedsrichter bis zur Kreisliga ohne die Unterstützung von Linienrichtern auskommen muss. Erst von der Bezirksliga an stehen die an den Seitenlinien.

Alexander Liebhart, der bereits seit drei Jahren pfeift, hat als 15-Jähriger gegenüber seinen Kollegen natürlich Vorteile in der Fitness. "Sein Laufvermögen ist überragend", lobt ihn dann auch der Schiedsrichterchef der Gruppe Ammersee-Fürstenfeldbruck Christian Erdle. Liebhart werde mit anderen jungen Schiedsrichtern systematisch gefördert. Immer seien bei den Spielen Beobachter dabei, und beim monatlichen Treffen werden mögliche Fehler aufgearbeitet, um sie für die Zukunft abzustellen. "Hut ab, wie er das schon macht", sagt Erdle, wie schnell er dazu lerne und "mit gestandenen Mannsbildern redet".

"Ich kann auch Fehler zugeben, sie ärgern mich am meisten", gibt sich der Schüler erfrischend offen. Er denkt natürlich an eine Schiedsrichterkarriere, wenn er die namhaften Kollegen bei der WM beobachtet. "Das Zeug dazu hat er, aber zum Können muss er auch Glück haben", ergänzt Obmann Erdle.

"Ich will so weit kommen, wie es geht", sagt der Wörthseer, der weiter möglichst jedes WM-Spiel anschauen wird, um prominente Kollegen zu beobachten.

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