Feldafing:Anschlag auf S-Bahn

Die Starnberger Polizei geht von einem Sabotageakt aus: Eine angesägte Fichte stürzt auf die S-Bahn. 60 Passagiere mussten evakuiert werden. Die Strecke ist in beiden Richtungen gesperrt.

Christian Deussing und Christiane Bracht

Ein Sabotageakt hat am Freitagnachmittag den S-Bahnverkehr auf der Linie 6 zwischen Starnberg und Tutzing komplett lahmgelegt. Gegen 14.30 Uhr fiel eine angesägte Fichte in einem Waldstück südlich von Feldafing auf die Oberleitungen. "Ich gehe von einem gezielten Anschlag auf die Bahn aus", sagte der Starnberger Polizeichef Norbert Reller der SZ. "Der unbekannte Täter hat ein schwerwiegendes Unglück in Kauf genommen. Das Motiv ist aber noch völlig unklar."

Als die Bahn aus Starnberg mit Tempo 80 an die Stelle kam, konnte der 40-jährige Lokführer nicht mehr rechtzeitig bremsen. Der Zug fuhr gegen den Baum, schleuderte ihn hoch auf das Dach der Waggons, wo er liegen blieb. Die etwa 60 Fahrgäste in dem Zug blieben unverletzt und kamen mit dem Schrecken davon. Lediglich der Lokführer erlitt einen kleinen Schock, berichtete der S-Bahn-Notdienst.

Bevor die Feuerwehr den querliegenden Stamm absägen konnte, musste zunächst der Strom abgeschaltet und die Leitungen geerdet werden. Die Fahrgäste mussten währenddessen in den Waggons ausharren. Erst um 16.30 Uhr begannen die Einsatzkräfte die Passagiere zu befreien. Auf Rampen, die mit Leitern ausgelegt wurden, damit niemand ausrutschen konnte, durften die Fahrgäste einer nach dem anderen aussteigen. Kleine Busse brachten die Leute nach Tutzing.

Die S-Bahnstrecke ist voraussichtlich bis in die Nacht gesperrt. Denn erst nachdem die Fahrgäste in Sicherheit waren, konnten Feuerwehr und Technisches Hilfswerk den großen Baumstamm vom Dach des Zuges und den Oberleitungen herunter holen und die beschädigte S-Bahn abtransportieren.

Nach ersten Ermittlungen der Polizei wurde die Fichte bereits vor etwa vier Wochen angesägt. Der Baum stand etwa sechs Meter von den Gleisen entfernt und war zu zwei Drittel angeschnitten und zwar in Fallrichtung der Gleise. Durch die schweren Regentropfen in den Wipfeln und wahrscheinlich einen Windstoß brach der Stamm schließlich, vermutet der S-Bahn-Notdienst. Kriminal- und Bundespolizei inspizierten den Tatort und ermitteln nun gegen Unbekannt.

Etwa 120 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Auch die S-Bahn hatte Notfalldienst und Experten zur Unfallstelle geschickt. Diese schätzten den Schaden vorerst auf etwa 20.000 Euro. Denn neben der Scheibe der Lok und den Bremsen sind Oberleitungen und Stromabnehmer völlig demoliert. Das Ausmaß der Schäden lasse sich jedoch erst ermessen, wenn der Baumstamm gehoben sei, sagte der S-Bahn-Notdienst.

Auf der Strecke zwischen Starnberg und Tutzing wurden nach dem Unglück Busse für die Fahrgäste eingesetzt. Auch Regionalzüge zwischen München und Garmisch fielen aus, in der Gegenrichtung mussten die Regionalzügen in Tutzing wenden.

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