Runder Geburtstag:Immer in Bewegung

Altbürgermeister Heribert Thallmair wird 80 Jahre alt; Heribert Thallmair wird 80

Nur nicht dick auftragen: Heribert Thallmair genießt lieber still.

(Foto: Fuchs)

Der ehemalige Starnberger Bürgermeister Heribert Thallmair wird 80 Jahre - die Stadt feiert ihn groß

Von Sabine Bader, Starnberg

Heribert Thallmair hat es gut erwischt. Seit vielen Jahren lebt er mit seiner Frau Anneliese in Ammerland am Ostufer des Starnberger Sees. Sie stammt von hier und Thallmair ist nach seiner Pensionierung vom Amt als Starnberger Bürgermeister nur allzu gern zu ihr gezogen. Der tägliche Blick über den See, davon können andere nur träumen. Natürlich ist das nicht alles.

Es gibt Wichtigeres im Leben als eine exklusive Wohnlage. Die Gesundheit etwa. Auch die hat sich Thallmair erhalten können. Unter anderem durch viel Sport. Er und seine Frau rudern gern - dreimal pro Woche beim MRSV in Starnberg um 5.30 Uhr in der Früh. Das muss man mögen. Erst danach wird gefrühstückt. "Das geht natürlich nur, wenn man zu zweit so verrückt ist", sagt seine Frau. Die beiden sind übrigens auch begeisterte Skifahrer. 45 Skitage haben sie in diesem Winter zusammengebracht. "Ist das nicht unverschämt?", fragt Thallmair. Vom Radeln und Wandern am See oder in Südtirol ganz zu schweigen. Das läuft fast nebenher bei Thallmair. Und das mit 80. Seinen runden Geburtstag feiert er am Montag.

Was heißt feiern? Er wollte gar kein großes Bohei zum Runden, aber seine Frau wollte ein Fest feiern. Jetzt haben sie sich auf zwei kleine private Festivitäten geeinigt - eines mit der Familie und das zweite mit den Ruderfreunden. "Nur ein paar Leute", betont Thallmair. Und dann ist das bekanntlich mit runden Geburtstagen ja immer so eine Sache: Meist will man selbst nicht so recht feiern, doch würde keiner an einen denken, dann wär's auch nicht recht. Über letzteres kann sich Thallmair nicht beschweren: Landtagspräsidentin Barbara Stamm lädt zum Umtrunk für ihn, und der Bayerische Gemeindetag natürlich auch. Und Starnbergs Bürgermeisterin Eva John plant für Dienstag, 7. Juni, einen Stehempfang in der Schlossberghalle. Schließlich ist Thallmair auch Ehrenbürger der Kreisstadt.

Thallmair ist nicht der Typ, der zeigen würde, dass ihn das Aufhebens um seine Person ehrt. Nur nicht zu dick auftragen. Das war immer seine Devise. Auch in den 33 Jahren als Bürgermeister von Starnberg sowie als Präsident des Bayerischen Gemeindetags, des Deutschen Städte- und Gemeindebunds und als Senatspräsident. Eher still genießen, dass man wer ist. Und vielleicht den ein oder anderen Namen von namhaften Gesprächspartnern nur nebenbei mal locker einstreuen: Helmut Kohl, Angela Merkel, Edmund Stoiber. Das macht viel mehr Eindruck auf das Gegenüber.

Politisch war Thallmair immer eher Pragmatiker. Auch wenn ihm einige Projekte in seiner drei Jahrzehnte langen Amtszeit, wie er sagt, schon sehr wichtig waren: der Bau des Bahnhofs Nord etwa, die Gründung der Musikschule, der Umzug des Gymnasiums an die Rheinlandstraße und der Schlossgarten. Dorthin geht Thallmair auch heute noch gern, wenn er in Starnberg ist. Von seinen drei Kindern leben zwei noch heute in der Stadt. "Am Herzen liegt mir Starnberg noch immer", sagt er. Darum kann er auch nicht verstehen, "dass man sich wegen einer Straße so verfeinden kann", wie es der Stadtrat in Sachen Tunnel oder Umfahrung geschafft hat. "Das ist mir fremd", sagt Thallmair. Er war immer auf Ausgleich und Kompromisse bedacht. Das gehört für ihn zum politischen Geschäft. Und auch wenn ihm das, was heute im politischen Starnberg vor sich geht, keineswegs behagt, war Thallmair stets klug genug, sich nicht einzumischen. Weder seinem Nachfolger Ferdinand Pfaffinger hat er ungefragt Ratschläge gegeben, noch Eva John.

Gefühle hat Thallmair ohnehin fast nie öffentlich gezeigt. Nur einmal 1999 als der Bayerische Senat abgeschafft wurde - per Volksentscheid, initiiert von der ÖDP. Dieser Minipartei. Da war der CSU-Politiker Thallmair richtig beleidigt mit den Wählern. Gerade mal drei Jahre war er erst als Senatspräsident im Amt. Und er wollte die Zweite Kammer reformieren, denn er hatte erkannt, dass dies dringend gemacht werden muss. Nur die Zeit reichte dafür nicht aus. "Ich hatte keine Chance", sagt er heute rückblickend. Dabei hätte er den Job so gern behalten. Es gibt politische Entscheidungen, die tun weh. Selbst ihm, der sonst meist schmerzfrei war in der Politik.

Alles in allem denkt er aber recht gern an seine Zeit als aktiver Politiker zurück. An die vielen Begegnungen und Debatten, an das, was er gesehen, erfahren und geschafft hat. Und nicht jeder kann schließlich mit 80 Jahren so viel Spannendes erzählen wie er.

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