Riederau:Luftnummer

Gauting ABI 2016

Irgendwann kommen sie alle wieder herunter und landen als bunte Gummifetzen in Wiesen und auf dem Wasser.

(Foto: Georgine Treybal)

Bunte Ballons am Himmel sind eine beliebte Einlage bei Hochzeiten. Und Umweltverschmutzung, findet ein Gastronom

Von Michael Berzl, Riederau

Hunderte Luftballons schweben in den blauen Himmel und mit ihnen kleine Zettel mit guten Wünschen für das junge Brautpaar. Die Hochzeitsgesellschaft schaut den bunten Punkten hinterher, bis sie kaum mehr zu erkennen sind. Eine hübsche Einlage bei vielen Hochzeiten in Lokalen im Fünfseenland. Oder aber eine Umweltverschmutzung und ein Ärgernis.

"Beendet das ewige Plastik-Luftballon-Massaker", fordert Markus Sämmer aus Riederau. Ihn ärgern die bunten Plastikfetzen, die auf Wiesen und im Wasser landen. Sämmer kennt sich aus in der Gastro-Szene, schließlich ist er ausgebildeter Koch mit eigener Catering-Firma. Er ist gerne in der Natur unterwegs und hat ein Campingkochbuch verfasst. Für Umweltschützer allerdings steht die Debatte, die der 43-Jährige anstoßen will, nicht an oberster Stelle der Prioritätenliste.

Gerade einige Lokale rund um den Ammersee sind sehr beliebt für Hochzeitsfeiern. "Von Mai bis Oktober haben wir fast an jedem Samstag eine", sagt zum Beispiel Hubert Houillot, dem das Seehaus in Riederau gehört. Der eigene Anlegesteg könne sowohl für den Empfang, als Fotolocation oder auch als Hafen für das Brautpaar genutzt werden, wirbt er. Und oft gehört auch die Sache mit den Ballons zu einem gelungenen Abend. Trotzdem: Bei Houillot fände Sämmer mit seinem Appell an die "Ammersee-Gastros" sogar Verständnis. Aufs Jahr hochgerechnet stiegen am Ammersee Tausende Ballons in den Himmel, die sich dann im See, im Schilf, den Wäldern und in den Bäuchen von Vögeln wiederfinden. Sämmer fordert also die Wirte auf, ihren Gästen zu empfehlen von dem Programmpunkt Abstand zu nehmen. "Müsste eigentlich nicht sein", räumt sogar der Lokalchef ein. Da könnte man schon einmal darüber reden, man müsse aber auch nicht gleich alles verbieten, findet er. So wie die kleinen Laternen, die man gerne in den Nachthimmel steigen ließ, die aber wegen der Brandgefahr im Schilf nicht mehr erlaubt seien. Weiße Tauben fliegen zu lassen, könnte eine schöne Alternative sein und werde auch wieder beliebter. Aber wer weiß, was dazu wieder die Naturschützer sagen?

Mit den Luftballons am Himmel haben sie jedenfalls kein Problem. Bernhard Ernst, der Vorsitzende der Fischereigenossenschaft Ammersee und Sachverständiger für Fisch-Ökologie, muss lachen, als er darauf angesprochen wird. "Ich bin fast jeden Tag draußen auf dem See und habe vielleicht mal ein oder zwei Fetzen eingesammelt", sagt er. "Ein großes Problem ist das nicht, da gibt es Schlimmeres", sagt auch Horst Guckelsberger, der Starnberger Kreisvorsitzende des Landesbunds für Vogelschutz. Natürlich sei es lästig, wenn so etwas auf gemähten Wiesen lande, das gelte aber generell für Plastikabfall.

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