Realschule in Gauting:Sand im Getriebe

Der Bau der neuen Realschule in Gauting verzögert sich. Der Architekt und Zweckverband geben sich gegenseitig die Schuld dafür.

Michael Berzl

Immerhin: Gerade noch vor seinem Abschied in den Ruhestand kann Werner Knopf in seiner Funktion als Rektor der Gautinger Realschule den Start von Bauarbeiten mitfeiern. Offiziell lädt die Gemeinde am Montag, 12. Juli, zum "Spatenstich für die Würmtal-Realschule", in Wirklichkeit tut sich jetzt nach langem Stillstand durch Planänderungen nur bei den Freiflächen und den Sportanlagen etwas.

Realschule in Gauting: Stillstand auf der Baustelle: Seit Monaten tut sich hier nichts mehr, obwohl der ehemalige Sportplatz des Gautinger Gymnasiums, wo nun die neue Realschule entstehen soll, schon lange planiert ist.

Stillstand auf der Baustelle: Seit Monaten tut sich hier nichts mehr, obwohl der ehemalige Sportplatz des Gautinger Gymnasiums, wo nun die neue Realschule entstehen soll, schon lange planiert ist.

(Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Bis die Bagger anrücken und auf dem ehemaligen Sportplatz des Otto-von-Taube-Gymnasiums die Grube für das eigentliche Gebäude mit 28 Klassenzimmern und Turnhalle ausheben, werden weitere Monate vergehen.

So müssen 650 Schüler und ihre Lehrer noch ein Jahr weiter in beengten Verhältnissen zurecht kommen, von einem Unterrichtsraum zum nächsten wandern und mit Ausweichquartieren improvisieren. Eigentlich war der Umzug für Herbst 2011 vorgesehen, jetzt wird 2012 avisiert.

Eltern werden ungeduldig, manche Mutter überlegt, ob die Entscheidung, das Kind nach Gauting zu schicken, richtig war. Aber auch Kommunalpolitiker schimpfen. Allen voran der streitbare Wolfgang Meiler (Bürger für Gauting), der nun von "Tohuwabohu" und "Scherbenhaufen" spricht.

Tatsächlich ist das Verhältnis zwischen dem Stuttgarter Architekturbüro, das als zweiter Preisträger beim Wettbewerb vor zwei Jahren den Planungsauftrag erhielt, und dem Zweckverband, der die Schule errichtet und betreibt, etwas angespannt. Ganz reibungslos läuft die Kooperation schon lange nicht mehr, zusätzliche Berater wurden eingeschaltet, jetzt gelten strenge Spielregeln für den Architekten Ansgar Lamott, der bei den involvierten Kommunalpolitikern aus den Landkreisen Starnberg und München als Künstler gilt, der Schwierigkeiten bei der Umsetzung seiner Ideen hat.

Zwei Münchner Büros begleiten nun die weiteren Planungen, der kommunale Prüfungsverband ist eingeschaltet. "Jetzt haben wir ihn an der Kandare, jetzt läuft der Laden", sagte die Gautinger Bürgermeisterin und Zweckverbandsvorsitzende Brigitte Servatius der SZ. Wer nach den Ursachen für die Probleme und Verzögerungen fragt, bekommt zwei völlig unterschiedliche Versionen zu hören.

"Noch nie erlebt"

Die Stuttgarter Version klingt so: Bis vor einem Jahr lief alles bestens, "wir hatten bis zum Sommer ein konstruktives Miteinander", so Lamott. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte man schon lange bauen können; auch der Kostenrahmen wäre dabei eingehalten worden.

Dann habe der Zweckverband aber überraschend einen neuen Projektsteuerer eingeschaltet und ohne genaue Begründung einschneidende Änderungen bei der Haustechnik verlangt; zum Beispiel mussten Lüftungskanäle nachträglich integriert werden. Die komplexen Änderungswünsche hätten viel Zeit gekostet. "Das haben wir in der Form noch nie erlebt", sagt der Architekt, der schon viele Schulen entworfen hat, über den Umgang mit seinem Auftraggeber.

Die Gautinger Version hört sich so an: Gut läuft es demnach erst, seit die neu eingeschalteten Büros das Steuer fest in die Hand genommen haben. Lamott habe zwar tatsächlich schon vor einem Jahr Pläne eingereicht, aber die seien unbrauchbar gewesen. "Die habe ich nicht unterschrieben, weil ich fand, die waren fehlerhaft", so Servatius. Auch der Prüfungsverband in München habe moniert, wie es bisher gelaufen sei. Jetzt müssen die Stuttgarter Planer jede Woche nach Gauting zum Rapport, damit das Projekt vorankommt. Servatius räumt aber ein, dass

der Zweckverband zeitlich zu ehrgeizig und nicht professionell genug an die Arbeit gegangen ist. So sei nach Gesprächen mit anderen Schulträgern klar geworden, wie wichtig externe Unterstützung ist. Auch, dass Erdwärme für die neue Schule wohl doch besser geeignet ist als eine Hackschnitzelheizung, habe sich erst im Nachhinein herausgestellt.

Wie eine neue Realschule nach Entwürfen des Büros Lamott aussehen kann, lässt sich in Zusmarshausen bei Augsburg begutachten. Die Optik des zweistöckigen Flachbaus aus Beton, Holz und Glas erinnert sehr an die Architektur, die auch für Gauting vorgesehen ist. Rektor Knopf und Vertreter des Gautinger Gemeinderats haben sich das 2002 errichtete Gebäude angesehen. Knopf ist ein alter Bekannter des dortigen Schulleiters Horst Walther. Der würde zwar die Räume etwas anders aufteilen und bräuchte schon lange mehr Platz, berichtet aber ansonsten: "Das Haus wird überall gelobt, und die Schüler fühlen sich wohl".

Während der Neubau am Gautinger Ortsrand noch nicht einmal begonnen hat, stehen schon Interessenten Schlange, die gerne Räume in dem Altbau neben dem Rathaus nutzen würden, der in einigen Jahren frei wird. Vereine wie Archäologie-Gesellschaft, Volkshochschule und Musikschule haben sich im Rathaus gemeldet.

Und Wolfgang Schrader vom Seniorenbeirat schlägt vor, auf dem bisherigen Sportplatz an der Schulstraße ein Seniorenheim zu errichten, da der Platz im Caritas-Altenheim Marienstift gleich daneben in Zukunft nicht mehr ausreiche. Der Gemeinderat hat deshalb beschlossen, alle Anmeldungen für Räume im alten Schulhaus zu sammeln.

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