Raubmord von Meiling:Ermittler sind von Brutalität der Tat erschüttert

Die mutmaßlichen Raubmörder von Meiling prügelten bei acht Überfällen in Bayern, Österreich und der Schweiz auf alte Menschen ein. Auch erfahrene Ermittler zeigen sich erschüttert von den Gewaltexzessen.

Von Michael Berzl, Meiling/St. Pölten

Mit außergewöhnlicher Brutalität ist die Einbrecherbande vorgegangen, die seit Monaten alte Menschen überfallen und ausgeraubt hat und auch für den Raubmord an einem Rentner in Meiling in der Gemeinde Seefeld verantwortlich gemacht wird. Es war wohl der schreckliche Höhepunkt einer ganzen Serie von Gewalttaten, die im Juni begonnen hat. Das haben die Ermittlungen der österreichischen Polizei ergeben, die in der vergangenen Woche sieben Männer aus Rumänien festgenommen hat. Sie sitzen in Wiener Neustadt im Gefängnis und haben die Taten teilweise gestanden. Als "Froschbande" hat sich der Familienclan aus der Walachei westlich von Bukarest in Vernehmungen selbst bezeichnet.

Täter prügelten hemmungslos auf Opfer ein

Hemmungslos hatten die Männer auf ihre wehrlosen Opfer eingeprügelt. Mit Holzlatten, Eisenstangen oder auch Ästen, was sie eben so fanden vor den abgelegenen Häusern, die sie ausgekundschaftet hatten. Einer 87-jährigen Frau hielten sie eine Axt an den Hals, eine 78-jährige Schweizerin wollten sie vergewaltigen. "Auch erfahrene Ermittler sind erschüttert von dieser brutalen Vorgehensweise", berichtete Hans-Peter Kammerer, der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, am Donnerstag nach einer Pressekonferenz in St. Pölten, bei der österreichische Beamte ihre Erkenntnisse über die Einbruchsserie und die mutmaßlichen Täter bekannt gaben. Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sprach dabei von "äußerst brutalen" Tätern, die ihre Opfer schwer traumatisiert hätten.

Insgesamt acht Überfälle in Bayern, Österreich und der Schweiz werden den Männern vorgeworfen. Auch mit einer Tat in Belgien werden sie in Zusammenhang gebracht. Weitere Fälle werden noch überprüft. Die Gruppe steht auch im Verdacht, mehrere Einbruchdiebstähle begangen zu haben. Die Beute war oft gering, in einem Fall zum Beispiel ein zweistelliger Bargeldbetrag, Eheringe und Modeschmuck.

Fünf Männer fielen über das Rentnerpaar her

Nach Meiling waren sie nach Angaben der Polizei zu acht gekommen. Wie in anderen Fällen auch hatten sie das Haus am Ortsrand zuvor ausgekundschaftet und später bei den betagten Bewohnern mit einem Kanister in der Hand um Wasser gebeten. Um Mitternacht kamen sie zurück. Während zwei Bandenmitglieder in Fluchtfahrzeugen warteten und einer im Garten Schmiere stand, fielen fünf über das Rentnerehepaar her.

Sie prügelten mit Eisenstangen und Holzknüppeln auf den 72-jährigen Mann und seine 67-jährige Ehefrau ein und sperrten sie danach in einer kleinen Kammer ein, wo sie erst am Montagmorgen entdeckt wurden.

So schildert die Landespolizeidirektion Niederösterreich den Vorfall. Markus K. überlebte die Misshandlungen nicht, seine Frau musste mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Die Tat war noch gar nicht entdeckt, da schlug die Bande in Gänserndorf bei Wien abermals zu.

Bisher nur ein Geständnis

Sieben Tatverdächtige im Alter von 21 bis 48 Jahren sind in Untersuchungshaft. Nach mindestens zwei weiteren Verdächtigen wird noch gefahndet. Die Staatsanwaltschaft in München bemüht sich um die Auslieferung. Für die Ermittler steht aber nun im Vordergrund, Beweise zu sichern. So vergleichen sie unter anderem Fingerabdrücke und DNA-Spuren.

Beim Raubüberfall von Meiling habe bisher nur ein Bandenmitglied seine Beteiligung gestanden, sagte Kammerer. "Wir gehen davon aus, dass alle sieben Männer an dem Verbrechen beteiligt waren", erklärte er aber. Die Ermittler wollen nach und nach alle inhaftierten Clanmitglieder vernehmen. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen eines Tötungsdelikts und Raubes gegen die Bande, die die österreichische Polizei als "kriminelle Organisation" bezeichnet.

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