Raisting:So viele Brutpaare wie noch nie

Dießen: Marktplatz Storchennest

Auf einem Haus am Marktplatz von Dießen brütet ein Storch. Selbst Lärm konnte ihn bislang nicht vertreiben.

(Foto: Nila Thiel)

Weißstorchkolonie am Ammersee-Südufer floriert. Erstmals bezieht auch ein Paar in Dießen Quartier

Von Armin Greune, Raisting

Die Storchenkolonie am Südufer des Ammersees ist in diesem Frühjahr im Vergleich zu 2016 um mehr als die Hälfte angewachsen. Zu Beginn der diesjährigen Brutsaison haben 15 Paare Quartier auf Raistinger Dächern bezogen, auch der seit 2010 regelmäßig bezogene Horst in Fischen ist belegt. Und erstmals bemühen sich auch Störche in Dießen zu brüten - und das mitten im Ort an der verkehrsreichsten Kreuzung der Marktgemeinde. Vis a vis vom Rathaus hat ein Paar ein Nest gebaut: auf einer Kaminabdeckung am Ostgiebel des Hauses Marktplatz 4.

Zuvor hatte es sich vorübergehend auf einer Nisthilfe in der Dießener Fischerei niedergelassen, die der ehemalige Gemeinderat Franz Sanktjohanser bereits vor Jahren errichtet hat, erzählt Wolfgang Bechtel, der die Weißstorch-Population am Ammersee für den Landesbund für Vogelschutz beobachtet. Die beiden Dießener Vögel "wollen nun offenbar mit der Brut ernst machen", sagt er, einer trage einen Ring, der ihm als Jungvogel in der Schweiz angelegt wurde.

Auch die in Raisting aufgezogenen Weißstörche werden regelmäßig beringt, 2016 waren es 19. Von den heuer brütenden Vögeln trägt mehr als die Hälfte keine Kennzeichen, die Herkunft der übrigen ist meistens noch ungewiss. Nur selten gelingt es Bechtel, vom Boden aus die Ringe abzulesen. Eine Beobachtung aus der Luft mit einer Drohne würde die Störche empfindlich stören und ist artenschutzrechtlich verboten. Schon einige Brutpaare sind in Deutschland von ferngesteuerten Flugkörpern vertrieben worden. Zur Identifizierung der beringten Vögel muss Bechtel mit der Ringnummer eine Anfrage bei einem zentralen Register einreichen. Nur die Kennzeichen der Raistinger Weißstörchen hat er parat. So sind die Paare auf den beiden ältesten Nisthilfen im Dorf alte Bekannte, sie haben dort bereits im vergangenen Jahr Junge groß gezogen.

Heuer klappert es seit Anfang März immer wieder unüberhörbar im Ort. Das Nest im Dorfmittelpunkt gegenüber der Kirche war sogar den Winter über regelmäßig besetzt: Frosteinbrüche oder die Knallerei an Silvester konnten das Storchenpaar nur vorübergehend vertreiben, berichtet Bechtel. Inzwischen kommen die meisten brütenden Vögel ohne aufwendige Nisthilfen aus. Die ersten fünf Raistinger Horste wurden auf Stahlkörben gebaut, die Artenschützer des LBV mit Sponsoren von 2003 an für jeweils 2500 Euro auf Hausdächern montiert hatten. Doch nun gibt es schon zehn Paare, die Eigenbauten vertrauen, drei davon wurden auf gekappten Nadelbäumen errichtet. Zu den erstmals bezogenen Brutquartieren zählt auch der Feuerwehrturm, elf Horste finden sich in einem Umkreis von 250 Meter Radius um Kirche und Bahnhof. Seit 2016 ist am Kirchenweg eine besonders gewagte Nistkonstruktion auf einem Strommasten zu bewundern. "Ich hätte nicht gedacht, daß das funktioniert", meint Bechtel. Doch auch diesem Paar gelang im Vorjahr die Aufzucht, das Versorgungsunternehmen ließ inzwischen viele Strommasten im Ort isolieren.

2016 war das bislang erfolgreichste Brutjahr in der 15-jährigen Geschichte der Rasitinger Storchenkolonie: 16 Küken wurden flügge, zwei weitere kamen im Fischener Nest durch. Das ist alles andere als selbstverständlich, denn das Südufer des Ammersees galt lange als natürliche klimatische Verbreitungsgrenze der Weißstörche. 2006, 2007 und 2010 machten Spätfröste oder Starkregen der gesamten Brut den Garaus.

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