Raisting:Platz für Storchfamilien wird knapp

Nur zwei Jungvögel haben am Ammersee überlebt, dennoch sind die Horste wegen des Zuzugs heiß begehrt.

Armin Greune

Die Weißstorchkolonie südlich des Ammersees wächst trotz aller Rückschläge weiter. Von fünf brütenden Paaren hatte heuer immerhin eines Erfolg: Im Horst direkt gegenüber der Pfarrkirche sind zwei Jungvögel herangewachsen, die in den nächsten Tagen ihre ersten Flugversuche starten werden. Ursprünglich waren mindestens drei geschlüpft, dennoch ist Storchexperte Wolfgang Bechtel erleichtert: Nach der Kälteperiode in der ersten Junihälfte konnte er vorübergehend dort nur noch ein Junges entdecken.

Storch in Raisting

Storch in Raisting

Zerschlagen hat sich hingegen die Hoffnung, dass "Nachzügler" die Bilanz für dieses Jahr verbessern könnten. Das einzige Storchenpaar, das in Raisting ohne aufwendige Nisthilfe einen Horst gebaut hat, hatte sein Gelege am 30. April bei einem Angriff von Artgenossen verloren. Doch seinen Nistplatz auf dem Hausdach Am Laubberg konnte es verteidigen, und so begann das Paar am 7. Mai erneut zu brüten. Bechtel und seine Mitstreiter von der Schutzgemeinschaft Ammersee (SGA) waren zunächst zuversichtlich, dass diese Jungen die Schafskälte besser überstanden hatten: Sie waren Anfang Juni noch so klein, dass die Eltern sie hudern, also unter die schützenden Fittiche nehmen konnten. Zwischenzeitlich waren mindestens zwei Küken zu sehen, "doch das letzte starb beim heftigen Unwetter, das am 6. Juli Raisting heimsuchte", berichtet Bechtel.

Rechnet man das "nackte" Hausdach am Laubberg hinzu, sind heuer sechs Horste in Raisting von Weißstörchen bezogen worden. Auf dem Sölber Kirchdach blieb ein Weibchen solo; bis sich ein Partner Mitte Juni hinzugesellte, war es für die Brut zu spät. In den beiden Horsten im Gewerbegebiet und auf einem Dach an der Lichtenaustraße gingen die Jungvögel spätestens an der Schafskälte ein. Von ursprünglich mindestens 14 geschlüpften Küken sind also nur zwei flügge geworden - angesichts des ziemlich widrigen Wetters heuer gar keine so schlechte Bilanz: 2006, 2007 und 2010 verhungerte oder erfror der gesamte Storchennachwuchs in Raisting. Demgegenüber stehen die Jahre 2008 und 2009, als jeweils fünf Junge flügge wurden, 2011 waren es sogar sechs.

Die Kolonie wächst freilich nicht nur mit Geburten, sondern auch durch Zuzug: Am vergangenen Samstag zählte die SGA zwischen Ammersee und Weilheim 31 Weißstörche auf Futtersuche. Die Trupps bestehen aus ausgewachsenen, aber noch nicht brutbereiten Vögeln im Alter von einem bis drei Jahren. In der Folge wird allmählich der Wohnraum für Familien in Raisting knapp: Davon zeugt nicht nur der Kampf um den Horst Am Laubberg, sondern auch ein waghalsiges Konstrukt, das seit neuestem auf einem Strommast am alten Sportplatz direkt über der Hauptstraße auffällt. Ernst zu nehmen sei dieser verspätete Nestbauversuch noch nicht, sagt Bechtel: "Dort haben zwei unberingte, noch nicht ganz geschlechtsreife Weißstörche einen Spielhorst angelegt." Bleibt zu wünschen, dass sich das Paar eine wind- und wetterfestere Bleibe zulegt, wenn aus Spaß Ernst werden soll. Im kommenden Jahr könnten auch die Nisthilfen in den Raistinger Nachbarorten bei der Quartiersuche begehrt werden: Ein neues Angebot in Dießen blieb heuer noch leer. Auch der Horst in Fischen wurde nur vorübergehend besucht - aber derzeit haben zwei Störche eine nahe Weide als Schlafplatz bezogen.

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