Raisting:Herzliche Verehrung

Raisting: Seit 1766 findet in Raisting eine Prozession zum Herz-Jesu-Fest statt.

Seit 1766 findet in Raisting eine Prozession zum Herz-Jesu-Fest statt.

(Foto: Straub)

Seit 250 Jahren feiert eine fromme Bruderschaft in Raisting das Herz-Jesu-Fest

Von Armin greune, Raisting

Für Raisting ist es das wichtigste Fest im Kirchenjahr, bedeutender noch als Fronleichnam oder Kirchweih. Am dritten Sonntag nach Pfingsten zieht eine Prozession mit mehreren hundert Teilnehmern durch den Ort, mit unter Baldachinen getragenen Figuren, Fahnen und Bildern, die das Herz Jesu verehren. Im Mittelpunkt steht die Monstranz, die von 18 Stabträgern begleitet wird. Auch die Straßen sind festlich geschmückt, und das Portal der Kirche St. Remigius ziert ein Triumphbogen mit frischem Grün und Blumen.

Der Brauch geht auf die Gründung der Herz-Jesu-Bruderschaft Raisting 1766 zurück. Zum 250-jährigen Bestehen an diesem Sonntag wird der Augsburger Weihbischof Florian Wörner den Festgottesdienst halten, das Heimatmuseum gegenüber der Kirche ist von 12 Uhr an geöffnet. Nach der Messe um 9 Uhr, die der Kirchenchor mit der Missa Brevis von Haydn begleitet, startet die Herz-Jesu-Prozession. Um 19 Uhr spielen Jochen Lutsch (Trompete) und Matthias Bergert (Orgel) in St. Remigius. Der Eintritt zum Konzert ist frei. An diesem Freitag findet um 18.45 Uhr eine Messe mit stiller Anbetung statt: Er ist der eigentliche Herz-Jesu-Festtag, wie ihn Papst Pius IX. 1856 für die Kirche vorgeschrieben hat. 90 Jahre zuvor hatte Clemens XIII die Bruderschaft in Raisting genehmigt: Die Mitglieder verpflichteten sich zu Gebeten, Spenden und guten Taten: Ursprünglich mussten sie auch Waisenkinder pflegen, denn ihr Ziel ist "Frieden und Güte gegenüber den Mitmenschen". In der Folge von Jesuitenverbot und Säkularisation wurde das Herz-Jesu-Fest in Raisting nicht mehr begangen, doch 1814 wurden die Feiern wieder aufgenommen. Heute zählt die Bruderschaft rund 1500 Mitglieder.

Da erscheint es erstaunlich, dass ausgerechnet mangelnde Frömmigkeit der Raistinger Ursache für den Brauch war. Als Stanislaus Kaiser 1766 die Pfarrei übernahm, fand er "das Gotteshaus in ärmsten Stand und die heiligen Sacramenta von allen sehr vernachlässigt", kurzum: alles "mit größtem Herzeleid sehr schlecht", wie Albert Tafertshofer in der Ortschronik zitiert. Kaiser regte daher die Gründung der Bruderschaft an, geholfen hat ein "bitterer" Hagelschlag, denn im Herbst konnte trotzdem eine ergiebige Ernte eingefahren werden. Den beigetretenen Brüdern und Schwestern wurde der "Nachlass aller Sündenstrafen" versprochen. Auch heute noch spenden sie für soziale Zwecke: Das Geld kommt der Ausbildung von indischen Kindern zugute. Raistings Pfarrer Pater Jakob stammt daher, er gehört der Gesellschaft der Oblaten des Heiligsten Herzens in Kerala an. Und dennoch sei es Zufall gewesen, dass er 2009 die Pfarrstellein Raisting antrat, sagt Pater Jakob.

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