Radwegenetz:Gefährliche Metallpfosten

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Der Pfosten steht im Weg: An diesem Hindernis auf der Strecke zwischen Gauting und Stockdorf sind schon einige Radler hängen geblieben. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Poller in einem Weg durch das Grubmühler Feld in Gauting ist eine von 240 Problemstellen.

Von Michael Berzl, Gauting

Wer mit dem Fahrrad öfter auf dem Weg durch das Grubmühler Feld zwischen Gauting und Stockdorf unterwegs ist, kennt den Pfosten. Er ist rot-weiß gestreift, misst zehn Zentimeter im Durchmesser, ist 94 Zentimeter hoch und steht mitten im Weg. Etliche Radler haben dieses Hindernis zu spät bemerkt, was teilweise schmerzhafte Folgen hatte. Nun besteht die Chance, dass der Metallpoller beseitigt wird. Wilhelm Rodrian, der im Rathaus für Umweltthemen zuständig ist, will jedenfalls prüfen, ob das möglich ist. Und das ist wohl auch das greifbarste Ergebnis einer etwa zweistündigen Debatte im Verkehrsausschuss über ein Alltagsradroutennetz, das der Landkreis Starnberg im vergangenen Herbst beschlossen hat.

In eineinhalbjähriger Arbeit in Lenkungsgruppen und Arbeitskreisen, Workshops und Ausschüssen ist unter der Regie eines Aalener Ingenieurbüros eine Liste von Verbesserungsmöglichkeiten entstanden. Insgesamt 240 Mängel sind darin aufgelistet; das reicht von einer schlechten Beschilderung über Engstellen und Lücken bis zu Gefahrenstellen. Es gibt auch Vorschläge, wie die Defizite behoben werden könnten; so werden allein 73 Sofortmaßnahmen benannt, die relativ leicht zu erledigen wären. Mit der Mängelliste und den Verbesserungsvorschlägen befassen sich nun reihum die Gemeinden. Was sie umsetzen, hängt aber auch von ihren finanziellen Möglichkeiten ab. Laut Rodrian liegen 20 Problempunkte auf Gautinger Flur, für zehn davon wäre die Gemeinde zuständig, für die anderen Kreis oder Freistaat.

Einer der Punkte ist der Absperrpfosten, der verhindern soll, dass dort Autos fahren und in der Liste als "besondere Gefahrenstelle" firmiert. Um Abhilfe zu schaffen, schlägt die Ingenieurgesellschaft Brenner vor, den Poller mit auffälligen farblichen Markierungen zu versehen oder "frühzeitige Warnhinweise" anzubringen. Die Grobkostenschätzung liegt bei 1000 Euro. Nachdem mehrere Gemeinderäte ihre Ansicht geäußert haben, dass das Ding vielleicht einfach überflüssig ist, geht es nun vielleicht billiger. "Dieser Pfosten steht einfach mitten in einem ausgebauten Radweg, ohne dass es einen Grund für diesen Pfosten gibt", meinte etwa Tobias McFadden von der Piratenpartei. Das zweite Exemplar steht am anderen Ende des Weges bei Grubmühl am Ortsrand von Stockdorf und soll stehen bleiben.

Das war nicht der einzige Punkt, bei dem Mitglieder des Verkehrsausschusses den Expertenrat in Zweifel zogen. Es entbrannte eine kontroverse, teilweise ideologisch geprägte Debatte mit CSU-Vertretern auf der einen und Grünen auf der anderen Seite. Vergeblich mahnte Grünen-Fraktionssprecherin Anne Franke, die Vorschläge des Büros Brenner zu beherzigen, schließlich hätten an dem Konzept viele Leute mitgearbeitet. Rosa Strenkert (CSU) kritisierte, das seien "lauter Kleinigkeiten, die nichts bringen". Und UBG-Gemeinderat Richard Eck, der als Pragmatiker in Verkehrsfragen bekannt ist, raunte, das seien nur Ideen von einem Ingenieurbüro, die könnten in den Papierkorb.

Mehrheitlich hat der Verkehrsausschuss beschlossen, dass ein Radweg entlang der Germeringer Straße in Richtung Pentenrieder Straße nur dann in Frage kommt, wenn sich die Gemeinde den mit knapp 600 000 Euro veranschlagten Bau leisten kann, also noch nicht so bald. Damit läuft ein Beschluss der Kraillinger, das Projekt vorrangig zu verwirklichen, vorerst ins Leere. Geprüft wird außerdem, ein Sackgassenschild an der Parkstraße abzuschrauben und eine Einbahnregelung auf der Römerstraße für Radler aufzuheben.

Mit der Untersuchung schaffe der Landkreis die Grundlage für eine "zielgerichtete und effiziente Weiterentwicklung der Radverkehrsinfrastruktur", heißt es im 30-seitigen Abschlussbericht des Büros Brenner. Im Sinne der Förderung des Radverkehrs sei eine "zeitnahe Realisierung" anzustreben.

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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