Prozess:Mesner zu Hause erschlagen - Raubmord von Meiling kommt vor Gericht

Prozess: Die Tat hatte in der Region Angst und Schrecken ausgelöst. Mit einem Großaufgebot suchte die Polizei nach Spuren im Seefelder Ortsteil Meiling.

Die Tat hatte in der Region Angst und Schrecken ausgelöst. Mit einem Großaufgebot suchte die Polizei nach Spuren im Seefelder Ortsteil Meiling.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen zur "Froschbande" abgeschlossen und will im Prozess auch Bürger aus der Region als Zeugen laden.

Von Christian Deussing

Der sogenannten "Froschbande" soll im kommenden Jahr vor dem Landgericht in München der Prozess gemacht werden. Die Männer sollen im September 2015 einen tödlichen Überfall auf ein Rentner-Ehepaar in Meiling bei Seefeld verübt haben. Die Ermittlungen wegen Raubmordes und versuchten Mordes seien abgeschlossen, bestätigte eine Sprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft München II. Die mutmaßlichen Täter waren kurz nach dem Verbrechen in Wien gefasst worden. Die Männer waren wegen einer Raub- und Einbruchserie, bei der die Opfer oft verletzt wurden, in Österreich bereits zu langen Haftstrafen verurteilt worden.

Die Tat in Meiling hatte die Region erschüttert, beim Prozess sollen auch Bürger aus dem Seefelder Ortsteil und der Umgebung aussagen. Auf ihren Raubzügen sollen die Männer, die aus Rumänien stammen, in der Nacht zum 5. September 2015 auch im Fünfseenland zugeschlagen haben. Die Ermittler beschuldigen sie, über eine Terrassentür in das Haus eines 72-jährigen Mesners eingedrungen zu sein und ihn mit einer Holzlatte und Eisenstange brutal niedergeschlagen zu haben. Der Rentner starb an den Folgen des Raubüberfalls, seine 67-jährige Frau überlebte schwer verletzt.

Die "Froschbande" soll die Frau in eine Kammer eingesperrt haben, wo zwei Tage später ein Zeitungsausträger ihr schmerzhaftes Wimmern hörte. Die mutmaßlichen Einbrecher, die Schmuck und Geld aus dem Haus gestohlen haben sollen, wurden bald nach dem Überfall in einem Wiener Lokal gefasst. Sie gestanden zumindest teilweise, in Meiling gewesen zu sein.

Zudem hatte eine Kripo-Sonderkommission etliche Spuren und DNA-Treffer am Tatort sichern können, die belegen sollen, dass die Beschuldigten dort gewesen waren. Auch am Holzknüppel entdeckten die Fahnder Spuren. Für die Staatsanwaltschaft ist erwiesen, dass insgesamt acht Männer in Meiling und Umgebung abseits gelegene Anwesen auskundschafteten. Das sollen die Verdächtigen mit dem Wasserkanister-Trick getan haben, indem sie darum baten, den Behälter auffüllen zu dürfen. Auch in Herrsching sollen sie an einer Haustür geklingelt haben. Mit dieser Masche gingen die mutmaßlichen Räuber laut Kripo auch in Meiling vor, um Stunden vor dem Überfall das Haus des arglosen Ehepaares auszuspähen.

Nach der Bluttat waren nicht nur die Dorfbewohner geschockt, auch im benachbarten Seefeld und Weßling ging die Angst um. Seefelds Bürgermeister Wolfram Gum kannte die Opfer und bezeichnete sie als "bodenständige, fleißige und gläubige Menschen". In Meiling war das Mordopfer lange Zeit Feuerwehrkommandant. Der 72-Jährige hatte vor seiner Rente für ein Elektrogeschäft in Weßling gearbeitet und galt als äußerst zuverlässiger und verdienstvoller Mitarbeiter. Als der Meilinger zu Grabe getragen wurde, waren die mutmaßlichen Raubmörder gerade verhaftet worden. In der vollbesetzten Dorfkirche versuchte Pfarrer Roland Böckler der Trauergemeinde Trost zu spenden. Die Witwe des Opfers lag am Tag der Beerdigung noch mit Blutergüssen, Prellungen und Kopfverletzungen im Krankenhaus.

Nun wird die Rentnerin in dem Prozess die schrecklichen Erlebnisse womöglich erneut schildern müssen. Die Staatsanwaltschaft will mehr als ein Dutzend Zeugen laden - darunter auch Bürger aus der Meilinger Umgebung, wo die "Froschbande" auch an Türen geläutet haben soll. Die Männer sind zwischen 23 und 54 Jahren alt und teils verwandt. Sie sind klein und gedrungen - der Clan wird auch daher als "Froschbande" tituliert.

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