Possenhofen:Für jedes Kind einen eigenen Christbaum

Kaiserin Elisabeth wäre an Heiligabend 180 Jahre alt geworden. Das Museum in Possenhofen zeigt, wie einst im Schloss gefeiert wurde sowie einige ihrer Geschenke.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Possenhofen

Rosemarie Mann-Stein, Chefin des Kaiserin-Elisabeth-Museums in Possenhofen, öffnet vorsichtig ein Päckchen, zieht das Verpackungsmaterial zur Seite und entnimmt ein Gebetbuch. "Es ist ein wunderschönes Buch, das Kaiserin Elisabeth zu ihrem 35. Geburtstag geschenkt bekam", erklärt Mann-Stein, die stolz darauf ist, dass sie dieses Exponat für das Museum erwerben konnte.

Das Büchlein hat einen Einband aus Schildplatt mit Silber-Intarsien und einen Samtrücken. Auch ein Andachtsbildchen aus Spitze und Stoff ist dabei. Mann-Stein sieht sich den Holzstich an, der die Kaiserfamilie am Weihnachtsabend im Jahr 1887 zeigt. Darauf hält die Kaiserin ein kleines Büchlein in der Hand. "Das könnte vielleicht das Gebetbuch sein, das ist mir gerade erst aufgefallen", sagt Mann-Stein. Der Holzstich ist sehr bekannt, denn an diesem Weihnachtsabend wurde die Kaiserin 50 Jahre alt. Er befindet sich ebenfalls in der Sammlung des Museums.

Elisabeth, die spätere Kaiserin von Österreich, wurde am 24. Dezember 1837 geboren. Sie war nicht nur ein "echtes Christkind", sondern auch ein Sonntagskind und hatte schon einen Zahn, als sie auf die Welt kam. Dies sollte ein gutes Omen sein - doch für Mann-Stein war Elisabeth eine der berühmtesten tragischen Figuren der Geschichte. Sisis 180. Geburtstag ist in diesem Jahr ein Schwerpunktthema im Possenhofener Museum, bei dem einige Geschenke an die Kaiserin gezeigt werden. Das Museum hat zwar in den Wintermonaten geschlossen. Aber auf Anfrage werden Sonderführungen angeboten. In den vergangenen zehn Jahren kam jeweils am 24. Dezember eine Reisegruppe aus Soest.

Possenhofen: Sissi Museum

Auf dem Holzstich von ihrer Weihnachts- und Geburtstagsfeier 1887 hält Sisi ein Buch.

(Foto: Nila Thiel)

Elisabeth brachte den Brauch der Wittelsbacher nach Wien, dass zum Weihnachtsfest für jedes Kind ein eigener Christbaum geschmückt wurde. Der Geburtstag der Kaiserin war aber auch Anlass für besondere Präsente. Ludwig II. schenkte ihr zum 44. Geburtstag eine goldene Schmuckschatulle mit Diamanten und einer Gravur auf der Innenseite: "Angebetete, aufrichtig geliebte Sisi. . . "

Zu Elisabeths 16. Geburtstag reiste Kaiser Franz Joseph nach München und überreichte ihr einen Strauß Rosen sowie ein Rosenkranzgebinde aus frischen Rosen von seiner Mutter, Erzherzogin Sophie. Auch wenn man am Wiener Hof Rosen in Treibhäusern züchtete, waren damals frische Blumen im Winter eine Sensation. Franz Hanfstaengl verewigte dieses Ereignis auf einer Farblithografie, auf der Elisabeth im Brautkleid mit dem Rosenkranzgebinde zu sehen ist. Die Lithografie ist ebenfalls im Museum zu sehen.

Die Herzogsfamilie machte das Portrait dem Kaiser zum Geschenk sowie auch ein Gemälde, das die 15-jährige Sisi hoch zu Ross vor Schloss Possenhofen zeigt. Dieses Gemälde, das Sisis Vater Herzog Max in Bayern von zwei bedeutenden Malern anfertigen ließ - Carl Theodor von Piloty porträtierte Sisi und Franz Adam malte das Pferd -, hing 60 Jahre lang im Schlafzimmer des Kaisers in der Hofburg. 2016 Jahr wurde es versteigert. Mann-Stein hätte es gerne fürs Museum gehabt, doch das überstieg die finanziellen Mittel des Hauses bei weitem. Das Gemälde ging laut Mann-Stein für etwa zwei Millionen Euro an einen österreichischen Privatsammler.

Possenhofen: Sissi Museum

Das Gebetbuch ist nun im Museum zu sehen.

(Foto: Nila Thiel)

Neu erwerben konnte das Museum aber einen silbernen Tannenzweig mit Diamanten, ein Geburtstagsgeschenk, das Elisabeth von ihrer Lieblingstochter Marie Valerie bekam. Sie hat übrigens Tagebuch geführt, dabei kommen die Weihnachts- /Geburtstagsfeiern nicht gut weg. Zu Elisabeths Fünfzigstem schreibt Marie Valerie: "Steif und kühl geht man von Tisch zu Tisch, speist dann in peinlicher Ungemütlichkeit und ist froh, wenn man sich um ½ 7 Uhr von Rudolf und Stephanie trennen und den heiligen Christabend wie jeden anderen beschließen kann."

Einzig Weihnachten 1888 - Marie Valerie feierte damals Verlobung - war ungewöhnlich harmonisch. Es sollte das letzte gemeinsame Weihnachtsfest werden, denn Rudolf nahm sich im Jahr darauf das Leben. "Elisabeth ist dem Fest immer öfter entflohen", sagt Mann-Stein und zeigt Verständnis dafür: "Nach dem Tod von Rudolf war sie gebrochen." Ihren 55. Geburtstag im Jahr 1892 beispielsweise feierte Elisabeth auf Mallorca mit Erzherzog Ludwig Salvator, Prinz von Toskana, der an Elefantiasis litt. Ihre Abwesenheit in Wien erregte Aufsehen und Getuschel. Franz Joseph telegrafierte besorgt an Elisabeth: "Ich hoffe, dass der dicke Luigi für Dein Wohlergehen sorgt."

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