Politik:Zündende Ideen für den Wahlkampf

Alle Direktkandidaten für den Bundestag handeln nach dem Motto "Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft". So beglücken sie Passanten an den Infoständenmit Streichhölzern, Gummibärchen und Luftballons

Von Peter Haacke, Starnberg

Wahlwerbung der Bundestagskandidaten

Ein buntes Sammelsurium an Wahlgeschenken haben sich die Direktkandidaten für den Bundestag einfallen lassen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Unspektakulär ist bisher der Wahlkampf im Landkreis Starnberg um Kanzlerschaft und Mandate im deutschen Bundestag verlaufen. Zwar künden in sämtlichen Gemeinden des Wahlkreises 224 mit den Landkreisen Starnberg und Landsberg/Lech sowie die Stadt Germering Plakate und Infostände vom Urnengang am 24. September. Doch in der heißen Phase scheint die Wahlschlacht noch nicht zu sein. Neben insgesamt 21 Parteien und Gruppierungen, die sich um Zweitstimmen bemühen, werben auch elf Direktkandidaten aus dem Wahlkreis 224 um ein Mandat im Bundestag.

Doch wie machen die Bewerber auf sich aufmerksam? Wie schaffen sie es, auch abseits ideologischer und oft nur schwer verdaulicher Programme in Erinnerung zu bleiben? Die Antwort ist simpel: durch "Giveaways" - kleine Werbegeschenke an potenzielle Wähler. Die Starnberger SZ hat alle elf heimischen Kandidaten gebeten, der Redaktion eine Auswahl ihrer schönsten Werbeartikel zur Verfügung zu stellen. Das Ergebnis überrascht: Die Kandidaten der "großen" Parteien beschränken sich - was auch daran liegt, dass der Werbeetat vom jeweiligen Kreisverband und den Kandidaten selbst bestritten werden muss. Die Vertreter der "kleinen" Gruppierungen dagegen verzichten gänzlich auf "Giveaways" wie Kugelschreiber, Luftballons, Traubenzucker oder Gummibärchen.

CSU

Starnberg Partei Wahlen 2017

Foto: Georgine Treybal

Michael Kießling, Bürgermeister von Denklingen und Favorit im Kampf ums Bundestagsdirektmandat, setzt im Wahlkampf auf eine überschaubare Menge von Werbemitteln: neben Infomaterialien - Flyer, Werbeaufkleber und Broschüren - verteilt Kießling Kugelschreiber, Schreibblöcke, Gummibärchen und Luftballons. Dabei bietet der CSU-Shop im Internet die allergrößte Auswahl an Artikeln, die echte Fans der Christsozialen elektrisieren müssten. Doch Kießling gibt sich bescheiden. Das attraktivste CSU-Wahlwerbegeschenk, das sogar schon Begehrlichkeiten bei den Grünen geweckt haben soll, ist eine runde Sache: Ein Fußball aus Gummi.

SPD

Starnberg Partei Wahlen 2017

Foto: Georgine Treybal

Einen ambitionierten Wahlkampf führt Christian Winklmeier, doch auch die Sozialdemokraten geben sich im Gegensatz zum üppig ausgestatteten SPD-Online-Shop eher sparsam. Gleichwohl ist das Werbematerial des Gilchingers eine Spur origineller als das der Konkurrenz: Auf einer Schachtel Zündhölzer - aufgeklebt auf den Winklmeier-Infoflyer - steht der Spruch: "Auch hier sind wieder nur die Roten zu gebrauchen". Simpler Grund: Zwei Streichhölzer mit schwarzen Köpflein zünden einfach nicht. Zudem setzt die SPD auf Kugelschreiber, Gummibärchen, Traubenzucker, Samen für rote Sonnenblumen und ein Gläschen hausgemachte Marmelade.

B'90/Grüne

Starnberg Partei Wahlen 2017

Foto: Georgine Treybal

Auch die Grünen wissen: Wer nicht wirbt, der stirbt. So hat die Starnbergerin Kerstin Täubner-Benicke anlässlich ihrer Bundestagskandidatur ein Werbepaket geschnürt, das neben Flyern und Schreibblöcken auch überaus praktische Dinge parat hält - wie etwa den hölzernen Kochlöffel ("Bio am Stiel") oder einen wiederverwendbarer Bierflaschendeckel aus Gummi. Dazu gibt es Klassiker wie Traubenzucker, grüne Brause, Samen für gelbe Sonnenblumen, Kondome sowie das grüne Windrad, unausrottbarer Klassiker im Sortiment. Mit etwas Glück gibt es dazu eine schicke Leinenstofftasche, um all die Geschenke verlustfrei nach Hause tragen zu können.

FDP

Starnberg Partei Wahlen 2017

Foto: Georgine Treybal

Überschaubar ist das Sortiment, mit dem Britta Hundesrügge auf Stimmenfang geht. Ähnlich dem Angebot des Online-Shops der Liberalen hat sich die FDP - abgesehen von obligatorischen Infobroschüren - hinsichtlich ihrer Werbemittel auf Fähnchen, Gummibärchen und Kugelschreiber beschränkt. Dazu gibt es in beschränkter Stückzahl durchaus brauchbare Mousepads sowie etwas wirklich Berauschendes: ein Fläschchen Eierlikör. Hundesrügge selbst will im Schlussspurt des Wahlkampfs noch Haselnusstafeln mit ihrem Konterfei bekleben, um bleibenden schokoladigen Eindruck zu hinterlassen.

Piraten

Starnberg Partei Wahlen 2017

Foto: Georgine Treybal

Als chancenlos gilt die Kandidatur von Tobias McFadden aus Gauting. Der Online-Shop der Piratenpartei - Motto: "Verbessere dein Aussehen, Ansehen und Karma" - bietet zwar eine Vielzahl von originellen Accessoires, Textilien und Infomaterial. Doch für die sympathisierende Basis im Fünfseenland gibt es überwiegend Aufkleber mit verschiedenen Botschaften. Hinzu kommen Kugelschreiber, Kondome, Trillerpfeifen und Hanfsamen, die allerdings nur als Vogelfutter taugen, sowie "endlich mal etwas Scharfes in der Politik" - eine Tüte Pfeffer. Ultimativer Werbeträger der Piraten sind Luftballons, mit denen sich auch Piratensäbel formen lassen.

Übrige Bewerber

Starnberg Partei Wahlen 2017

Foto: Georgine Treybal

Fehlanzeige bei Harald von Herget (Freie Wähler), Karin Boolzen (ÖDP), Bernhard Feilzer (Die Linke), Claudia Ruthner (Wir-Direkt) oder Heinz Thannheiser (Bayernpartei): Sie alle setzen auf einen eher nüchternen, sachlich orientierten Wahlkampf mit Infomaterial - aber eben ohne Geschenke. Auch bei Martin Hebner (AfD) gibt's nichts zu holen: "Ich verteile keine Präsente. Weder Kugelschreiber noch Gummibärchen und schon gar keine Feuerzeuge oder ähnliches."

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