Pöcking:Verärgerter Arbeitskreis

Das Bürgerhaus soll nun doch einen Keller erhalten und wieder teurer werden. Ein Antrag der PWG überrascht den Gemeinderat und die Projektgruppe. Dieses fühlt sich düpiert

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Erst sind beim geplanten Haus der Bürger und Vereine in Pöcking die Kosten aus dem Ruder gelaufen, dann wurde drastisch der Rotstift angesetzt und nun darf es doch wieder ein bisschen mehr sein. Eineinhalb Jahre haben das Projektplanungsbüro und die Mitglieder des Arbeitskreises intensiv daran gearbeitet, um das Bauvorhaben von 14,5 Millionen Euro auf acht Millionen abzuspecken. Der überarbeitete Entwurf gefiel, wurde im Januar abgesegnet, um auf der jüngsten Sitzung des Gemeinderats wieder ausgebremst zu werden.

Quasi auf der Zielgeraden hatte die PWG einen Antrag eingebracht, wonach die zuvor gestrichenen Kellerräume doch wieder gebaut werden sollen. Nach kontroverser Debatte wurde der Antrag mit der knappen Mehrheit von 11 zu 10 Stimmen befürwortet. Die Mehrkosten sind mit rund einer halben Million Euro veranschlagt. Zudem soll auf Vorschlag von Bürgermeister Rainer Schnitzler geprüft werden, ob im Satteldach der Gebäude eventuell Wohnraum, beispielsweise für den Hausmeister, geschaffen werden kann.

Schon vor einem Jahr war klar, dass bei einer derart ehrgeizigen Einsparquote auch der Leistungsumfang zurückgefahren werden muss. Als teuerster Posten fiel der Bau einer Tiefgarage weg. Anstatt eines Ziegelbaus werden die Gebäude nun in Massivholzbauweise erstellt und der Parkettboden soll durch Industrieestrich ersetzt werden. Eine deutliche Reduzierung der Kosten brachte zudem der Verzicht auf eine Unterkellerung. Durch die ebenerdige Anordnung der Lagerräume fiel auch der teure Aufzug weg. Zwar mahnten bereits damals einige Gemeinderäte eine großzügigere Planung der Nebenräume an. Mit Blick auf die hohen Mehrkosten, die dieser Wunsch verursacht hätte, stimmten sie aber dennoch dem abgespeckten Entwurf zu.

Den Vorstoß der PWG begründete die Fraktionsvorsitzende Barbara Baumer damit, dass derzeit die Utensilien der Vereine auf mehrere Lager verteilt sind. Der Sportclub bringt sie in Garagen auf dem Sportgelände unter, das Bühnenpodest und die Weihnachtsbeleuchtung lagern auf dem gemeindeeigenen Schauer-Gelände in Possenhofen und die Kostüme des Faschingsclubs sind im Speicher der Schulturnhalle untergebracht. Wenn das Haus der Vereine unterkellert werde, könnte laut PWG ein zentrales Lager für alle entstehen und zudem Räumlichkeiten für einen eventuellen künftigen Bedarf geschaffen werden. Die Mehrkosten von 500 000 Euro könnte die Gemeinde aus den Rücklagen finanzieren. Mit Nachdruck erklärte Baumer am Ende ihrer Ausführungen: "Ich mache meine politische Zukunft vom Keller abhängig." Und ihre Fraktionskollegen gaben ihr Recht. "Am Keller hängt mein Herzblut, sonst ist es ein Murks", sagte Ludwig Gansneder und Nicolaus Eppinger meinte, man dürfe sich nicht zu Tode sparen. Die Mitglieder des Arbeitskreises indes waren sauer. "Ich bin erschüttert, wie spontan der Antrag aus der Hüfte geschossen wird", sagte Simone Greve (Grüne). Ihr Fraktionskollege Hans-Christoph von Gronau erinnerte daran, wie lange "um jeden Quadratmeter" gerungen worden sei. "Und jetzt schwuppdiwupp kommen nochmals 400 Quadratmeter hinzu." Auch Annette von Nordeck (FDP) brachte kein Verständnis für die kurzfristige Vorgehensweise der PWG auf, nachdem man sich zuvor "einstimmig auf acht Millionen Euro" verständigt habe.

Wie Sportclub-Vorstand und CSU-Gemeinderat Dieter Link betonte, hat der Sportverein ohnehin keinen Bedarf an Kellerräumen. Die SPD-Fraktion war gespalten. Christian Hörndl rechnete vor, dass ein zentrales Lager am Bauhof wesentlich billiger sei. Laut Amelie Erhard sollte zunächst der Bedarf durch eine Wirtschaftlichkeitsberechnung geklärt werden. Am Ende stimmte sie jedoch dem PWG-Antrag auch ohne Prüfung zu.

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