Pöcking:Schwungvoll in den Frühling

Pöcking: Markus Maier dirigiert sparsam mit dem Taktstock, Tempiwechsel und Übergänge zeigt er lieber mit Händen und Füßen an. Sein eher klassisches Blasmusik-Repertoire kommt bei den 50 Musikern und dem Publikum gut an.

Markus Maier dirigiert sparsam mit dem Taktstock, Tempiwechsel und Übergänge zeigt er lieber mit Händen und Füßen an. Sein eher klassisches Blasmusik-Repertoire kommt bei den 50 Musikern und dem Publikum gut an.

(Foto: Arlet Ulfers)

Markus Maier begeistert als neuer Dirigent der Pöckinger Blaskapelle 400 Zuhörer. Mit Trommlerzug und Pipeband geben die Musiker wegen des großen Andrangs sogar noch ein Zusatzkonzert

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Von Georges Bizet bis Johannes Brahms, von Gilbert O'Sullivan bis Meredith Willson: Ein völlig neues Programm hat die Pöckinger Blaskapelle auf ihrem traditionellen Frühjahrskonzert am Samstag gespielt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Blaskapelle mit Markus Maier einen neuen Dirigenten hat. Der setzt einfach neue Akzente. Wie jedes Jahr bedeutet das Frühjahrskonzert ein Highlight im Pöckinger Kulturgeschehen. Am Samstag war die Turnhalle mit mehr als 400 Besuchern proppenvoll. Weil die Halle dem Ansturm nicht gewachsen war, wiederholten die Musiker das Konzert am Sonntag.

Die Pöckinger Blaskapelle und der Trommlerzug sind seit Jahrzehnten weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt. Siebzehn Jahre lang hatte Bärbel Mörtl die Blaskapelle geleitet - als erste Frau am Dirigentenpult in der 48-jährigen Geschichte der Kapelle. Während ihr Spezialgebiet die moderne Musik von Musical über Rock und Pop war, legt Maier seinen Fokus auf die traditionelle Blasmusik. "Er hat einen ganz neuen Schwung reingebracht", freute sich Vorstand Martin Engesser.

Markus Maier hat im September 2016 Mörtls Nachfolge angetreten. Dank der Unterstützung der "Josef und Eva Grenzebach Stiftung" ist das Gehalt des neuen Dirigenten für die kommenden zwei Jahre gesichert. Wie hoch die Unterstützung ist, wollte der Stiftungsvorsitzende Markus Mallmann nicht verraten. Es sei eine fünfstellige Summe, sagte er. Ebenfalls mit einem fünfstelligen Betrag werde die Francisband der Franziskusschule in Starnberg unterstützt, so Mallmann.

Maier hat als Berufsmusiker bei der Bundeswehr gespielt, im Polizeiorchester Hessen und bei den "Egerländer Rebellen". In Pöcking ist er bestens bekannt. Der Liebe wegen kam er 2014 in die Gemeinde und spielte seither in der Blaskapelle mit. Sein professionelles Solo am Xylophon vor zwei Jahren ist den Pöckingern in bester Erinnerung geblieben. Seinen ersten Auftritt als neuer Dirigent hatte Maier beim Wiesn-Umzug auf dem Münchener Oktoberfest. Auf seinen neuen Stil mussten sich die Musiker erst einstellen. Doch die Qualität hat sich seither noch einmal gesteigert. Profimusiker ist der gebürtige Allgäuer zwar nicht mehr. Er hat Betriebswirtschaft studiert und arbeitet bei einer Autovermietung in Pullach. Seinen Job als Dirigent bezeichnet er als exzessives Hobby. "Das Orchester war zweifellos gut aufgestellt", sagt er. "Aber die Feinheiten und das Schwungvolle, das ist von mir." In der Tat arbeitet der temperamentvolle 35-Jährige mit vollem Körpereinsatz. Den Taktstock schwingt er meist nur kurz, denn er passt seiner Meinung nach nicht zur Blasmusik. Stattdessen zeigt er den Wechsel der Tempi oder die teilweise schwierigen Übergänge mit Händen und Füßen an.

Noch immer hat Maier sehr gute Beziehungen zu anderen Profimusikern. Die Komponisten Markus Radiske und Thomas G. Greiner, von denen der Konzertwalzer "Septemberregen" beziehungsweise der Konzertmarsch "Weites Land" gespielt wurde, waren persönlich anwesend. Zu einem unvergesslichen Höhepunkt wurde der Auftritt der Pipeband "Highroad". Dudelsack und Blasmusik - man kann sich nur schwer vorstellen, wie das zusammenpassen soll. Doch es passte. Und das auch noch sehr gut. Markus Maier brachte alle Musiker unter einen Hut. Dass die Musiker im Schottenrock aus dem Allgäu kamen, tat dem Erfolg keinen Abbruch. Das Publikum spendete tosenden Applaus und am Ende gab es mehrere Zugaben. Auch Moderator Ludwig Gansneder, der mit Selbstironie und gewohnt trockenem Humor durch das Programm führte, wurde viel beklatscht. Für das Frühjahrskonzert wird jedes Jahr der volle Einsatz der 50 Blasmusiker sowie des 20 Mann starken Trommlerzugs benötigt. Seit Februar haben die Musiker drei Mal pro Woche geprobt. In den vergangenen Tagen haben sie die Turnhalle zu einem Konzertsaal umgerüstet.

Apropos Vorbereitung: Schon lange ist der Probenraum der Blaskapelle zu klein. Nun sollen die Musiker im geplanten Haus der Bürger und Vereine mehr Platz bekommen. Der Wermutstropfen ist allerdings, dass sie für die Räumlichkeiten einen Eigenanteil von rund 38 000 Euro leisten müssen. Am Samstag spendeten die Besucher für diesen Zweck schon mal 2803 Euro. Jetzt benötigt die Baskapelle Pöcking "nur" noch eine Finanzspritze in Höhe von 35 197 Euro.

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