Pöcking:Offenes Ohr für junge Leute

Pöcking : Leiterin Pöckinger Jugendtreff Enca Perez

Die Kicker sind schon da, aber es fehlen noch die Jugendlichen, die in den Pöckinger Jugendtreff kommen können. Neue Leiterin ist Enrica Pérez.

(Foto: Nila Thiel)

Enca Pérez will dem Jugendtreff Q-Stall zu neuem Leben verhelfen. Wiedereröffnung ist am 12. November

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Enca Pérez will Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren eine Partnerin auf gleicher Ebene sein. In dieser Altersgruppe entscheiden sich die Kinder normalerweise, wie es nach der Schule weitergehen soll und welchen Beruf sie ergreifen wollen. Aber gerade zwischen 13 und 16 Jahren nehmen sie oft die Ratschläge von Eltern und Lehrern nicht an. Diese Erfahrung hat Pérez selbst in ihrer Jugend gemacht. Und als Mutter von zwei Kindern zwischen 13 und 14 Jahren hat sie ebenfalls festgestellt, wie schwer es ist, den Kontakt zu halten. "Jugendliche wollen den Kontakt zu Erwachsenen haben, aber Eltern und Lehrer, das ist nicht die gleiche Ebene", sagt sie. Seit September ist die gebürtige Spanierin, die seit 13 Jahren mit ihrer Familie in Pöcking lebt, Organisatorin und Koordinatorin des Jugendtreffs Q-Stall. Die Einrichtung ist seit dem Weggang der früheren Leiterin Petra Wurdack vor etwa 1,5 Jahren geschlossen. Pérez hat noch viel zu tun, bis die Einrichtung wieder öffnen kann. "Bevor ich ein Programm mache, will ich wissen, wie das in anderen Jugendtreffs funktioniert", sagt sie.

Als studierte Maschinenbauingenieurin ist die 47-Jährige nicht vom Fach. Aber in Deutschland hat sie eine Zusatzausbildung zur Spanischlehrerin gemacht. Zudem war sie Betreuerin in einem Camp gegen Sucht und Gewalt. Dabei hat sie festgestellt, dass ihr die Sozialarbeit wesentlich besser gefällt als ihr erlernter Beruf. Als Jugendliche habe sie sich für das Ingenieurstudium entschieden, weil sie gut in Mathematik und Physik gewesen sei, erklärt sie. Später habe sie festgestellt, dass dieser Beruf nicht ihre Berufung ist. Ihrer Erfahrung nach reagieren auch heute noch viele Jugendliche so wie sie selbst: Sie wählen einen Beruf nach ihren schulischen Leistungen, ohne ihre Talente zu berücksichtigen. Im Jugendtreff aber könnten die Besucher in Ruhe und ohne Scheu über ihre Vorstellungen reden. Dabei soll gegenseitiger Respekt und konstruktives, kritisches Denken gefördert werden. Pérez würde gerne entsprechende Praktika bei Pöckinger Betriebe vermitteln. "Ich werde sie begleiten, immer mit einem offenen Ohr, nicht als Coach", erklärt Pérez. Sie sucht Pöckinger Unternehmer, die die Jugendlichen unterstützen wollen. Darüber hinaus würde sie sich freuen, wenn Eltern, wie etwa Schriftsteller oder Musiker, in den Q-Stall kommen und etwas über ihren Beruf erzählen könnten. Zudem will sie Kontakt zur Sozialstation aufnehmen. "Die Jugendlichen sollen ein Gefühl entwickeln, wie sie anderen helfen können." Beispielsweise könnten sie älteren Menschen vorlesen.

Auch einen Fotokurs könnte sich Pérez vorstellen. Denn alle fotografieren mit dem Handy, aber viele wüssten nicht, wie man die Fotos nachbearbeitet. Als Referenten hat sie den Sportfotografen Oryk Haist gewinnen können. Mit den schönsten Fotos könnten die leeren Wände im Q-Stall verschönert werden. "Das sind Ideen, aber ich weiß nicht, ob ich sie umsetzen kann", schränkt Pérez ein.

Die Jugendlichen sollen selbst entscheiden, was sie machen wollen. Denn sie wollen oft kein Programm, sondern sich spontan entscheiden, so ihre Erfahrung. Zunächst einmal will Pérez in den sozialen Medien Werbung machen, dass es den Q-Stall wieder gibt. Voraussichtlich am Sonntag, 12. November, soll Wiedereröffnung gefeiert werden mit einem großem Familienfest; am Mittwoch danach wird der Q-Stall regulär öffnen.

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