Pöcking:Harmloses Derblecken

Pöcking Starkbierfest PWG

Corinna Bürner und Horst Curth beim Derblecken während des Starkbierfests in der Zimmerei Gansneder in Pöcking.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Freizeitkabarettisten der Pöckinger PWG geben sich ungewohnt friedliebend

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Früher war alles anders. Da schmeckte das Starkbier noch in der Tiefgarage der Gärtnerei Walter. Der Redenschreiber der Pöckinger PWG, Stephan Schmidpeter, würzte die Schlachtschüssel mit frauenfeindlichen Witzen und Gemeinheiten über die kommunalpolitische Konkurrenz. Die beliebtesten Feindbilder der Freizeitkabarettisten waren die CSU-Fraktionssprecherin Ute Nicolaisen-März und die "Lindenbergler". Dieses Mal feierte die PWG ihr Starkbierfest wieder in der Zimmerei Gansneder, wo vor 23 Jahren alles angefangen hatte. Wie immer übernahm Hans Horst Glas in der proppenvollen Werkstatt die musikalische Begleitung.

Neu in der Geschichte des Pöckinger Nockherbergs war, dass das Programm aus einer Hand von der Familie Gansneder gestaltet wurde. Hausherr und PWG-Gemeinderat Ludwig Gansneder bewies, dass er ein talentierter Unterhaltungskünstler ist. Und Tochter Anna Gansneder zeigte zusammen mit ihren Freunden, was der Derblecker-Nachwuchs so draufhat. Den Text verfasste Lili Gansneder. Die Ehefrau des Zimmerermeisters erwies sich als profunde Kennerin des Pöckinger Dorflebens, führte aber gleichzeitig ein paar Neuerungen ein: Es gab kein Herumhacken auf den Frauen mehr und keine schlechten Witze mehr über die "Lindenbergler", die in der Vergangenheit zu oft bis an die Schmerzgrenze veralbert wurden.

Die Freizeitkabarettisten Corinna Bürner und Horst Curth gaben sich ebenfalls friedliebend und griffen sogar den Einwurf der ehemaligen PWG-Gemeinderätin und pensionierten Lehrerin Elisabeth Stieler auf, man soll doch endlich die Lindenbergbewohner grammatikalisch korrekt "Lindenberger" nennen. Kurz: Es gab wenig Stoff zum Derblecken.

Der Gemeinderat sei zur Bussi-Bussi-Gesellschaft mutiert, so dass er bestenfalls als "Busserl-Nachhilfe-Kurs" für den Starnberger Stadtrat tauge, hieß es. Die politischen Widersacher Albert Luppart und Ute Nicolaisen-März haben offenbar ihr Kriegsbeil begraben. Der PWG-Chef sei auf dem Gala-Ball sogar auf dem Schoß der Kreisvorsitzenden der Frauenunion gesichtet worden. Nur selten gab es harmlose Seitenhiebe auf andere Parteien. Das Wanderwege-Konzept von SPD-Gemeinderätin Ameli Erhard habe sich gewandelt zur spirituellen Veranstaltungsreihe "Neue Wege - meine Wege" im Literaturcafé. SPD-Gemeinderat Christian Hörndl balze mit den Grünen und der CSU. Die Grünen, die sich gerne als aufrechtes grünes Gewissen hervortun, fahren die dicksten Autos in Pöcking, hieß es. Das von ihnen initiierte Programm, das die Kinder motivieren soll zu Fuß zur Schule zu gehen, werde von den SUV-Mamas ausgehebelt.

Mit Spott überzogen die Kabarettisten die eigene Partei. Ihr "harmoniesüchtiger" Bürgermeister Rainer Schnitzler hocke normalerweise "wie ein Protz auf der Insel der Glückseligen". Nur ein Mal habe er auf sein Hausrecht gepocht. Das sei nach dem Burschenball am Rosenmontag in der Turnhalle gewesen. Als die Security schon den Saal räumte, wollte der Rathauschef noch ein Bier trinken. Doch die Security sei pflichtbewusst gewesen und habe ihn rausgeschmissen.

In Pöcking könnte alles wie am Schnürchen laufen, wenn da nicht der "Gschafti-Gschafti-Bert", "Mr. Omnipräsenz" und Antreiber Albert Luppart wäre, der aus jeder Gemeinderatssitzung ein Happening mache. Gut, dass es den "Luppi" und den "Schnitzi" (Bürgermeister Rainer Schnitzler) gibt. Sonst hätte Lili Gansneder überhaupt keinen Stoff für gemeine Gstanzln gehabt.

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