Pöcking:Gelungene Interpretation

Pöckinger Serenade eröffnet die Kulturwoche der Gemeinde

Von Reinhard Palmer, Pöcking

1997 gegründet, kann die Pöckinger Serenade im evangelischen Gemeindezentrum schon als ein Traditionsprojekt bezeichnet werden. Damit die Konzertreihe Kulturwoche Pöcking zu eröffnen, bereichert zweifelsohne die weit jüngere Initiative. Und das Trio mit Dorothea Ebert (Violine), Urs Stiehler (Viola) sowie dem Initiator der Konzertreihe Helmar Stiehler (Violoncello) nahm seinen Auftrag zur "Auftaktserenade" wörtlich und interpretierte eben Serenaden. Allerdings zwei, die es schon in sich haben, die sich nicht mit leichter Muse bei Mondschein begnügen, sondern auch die aufwühlende, ruhelose und kapriziöse Seite der abendlichen Ereignisse einschließen. Dass Ernst von Dohnanyi seine Serenade für Streichtrio op. 10 nach dem Vorbild der Serenade op. 8 von Beethoven ausgerichtet hatte, machte das Programm in vielerlei Hinsicht schlüssig. Vor allem im grundsätzlichen Zugriff, der in beiden Werken auf orchestrale Fülle setzt. Hier half die überraschende Überakustik der Evangelischen Kirche Pöcking etwas nach, die Möglichkeiten eines Streichtrios zur mächtig satten Substanz hin deutlich zu erweitern. Vor allem von Dohnanyi profitierte davon, ist doch seine von Brahms ausgehende Spätromantik deutlich auf eine gewisse schwere Plastizität angewiesen. Dadurch rückten das Werk und der Komponist nah an Beethoven heran, obgleich seine Serenade 1903 entstanden ist. Demgegenüber erwies sich Beethovens Serenade geradezu als Leichtgewicht, das auch unbedingt klangschöne Rücknahmen brauchte, um seine stimmungsvollen Aspekte nicht zu vernachlässigen. Der bisweilen vermutete programmatische Hintergrund war in dieser Interpretation nicht von der Hand zu weisen. Die Musik gab sich suggestiv, schmeichelte schon mal gesanglich, sinnierte elegisch, ging beschwingter Vergnüglichkeit nach oder kokettierte galant.

Den klangmalerisch-unterhaltsamen Aspekt brachte Beethoven in eine gute Balance zu den ernsten Eintrübungen, die das Trio sorgsam austarierte. Von Dohnanyis Serenade kam wuchtiger, lustvoller daher. Musikantische Elemente gaben gar Gelegenheit, mit derber Klangmasse zu poltern. Dennoch ging hier die Raffinesse im Umgang mit tradierten Kompositionstechniken bis hin zu einer Doppelfuge nicht unter. Gerade die Fugen bäumten sich allzu monumental auf. Im Scherzo fand die chromatische Variante allerdings auch ein angemessenes Gegengewicht im kapriziösen, rhythmischen Thema, das hier mit packender Verve einen deutlichen Akzent setzte. Große Inszenierungen vermochte das Trio vor allem in den Schlusssätzen aufzubauen, was beide Male das Publikum auch zu frenetischem Applaus hinzureißen vermochte. Scherzo des Streichtrios op. 9/3 von Beethoven als aufwühlende Zugabe.

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