Pöcking:Freiheit schnuppern

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Mehr Bewegung tut nicht nur dem Menschen, sondern auch dem Vieh gut. Die 50 Milchkühe von Biobauer Erhard dürfen daher nach dem Winter auf die Weide. (Foto: Arlet Ulfers)

Die 50 Milchkühe von Bauer Erhard dürfen auf die Weide

Von sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Schon von weitem hört man das Muhen der Kühe. Es ist fast so, als ob die Tiere wüssten, dass heute ein besonderer Tag ist: Die 50 Milchkühe von den Biobauern Luise und Andreas Erhard dürfen nach den langen Wintermonaten wieder hinaus auf die Weide. Als die Stalltüre aufgeht, gibt es kein Halten mehr. Die Leitkuh stürmt los mit steil erhobenem Schwanz, die anderen laufen hinterher, manche machen dabei sogar ausgelassene Freudensprünge. Einige stolzieren ruhig und bedächtig über die Wiese mit hoch erhobenem Haupt, um schnaubend das Maul tief ins frische Gras zu stecken und den Duft zu genießen. Wieder andere gehen in Kampfstellung aufeinander los, allerdings ohne sich zu berühren. Es ist wie ein Spiel.

Früher, als die Kühe noch fest angekettet waren im Stall, habe es schlimme Rangordnungskämpfe gegeben, sobald sie auf die Weide durften, erinnert sich Luise Erhard. "Heute ist es einfach nur Übermut." Seit fünf Jahren betreiben die Erhards einen Laufstall im Außenbereich zwischen Pöcking und Maising. Im Stall haben es die Tiere gut, sie können sich frei bewegen. Und dennoch leben die Kühe richtig auf, wenn sie auf die Weide dürfen. "Es ist ein Stück Lebensqualität für die Kühe", weiß Erhard. Für Barbara Scheitz von der Andechser Molkerei ist es jedes Mal ein besonderes Schauspiel, den Kühen zuzusehen, wenn sie auf der Weide herumspringen, dass es nur so eine Freude ist. Als Molkerei-Chefin weiß sie auch, wie wichtig die Weidehaltung für die Qualität der Milch ist. Daher bezahlt sie ihren Vertragsbauern einen "Weidezuschlag", wenn die Kühe hinaus dürfen. Den Zuschlag bekommen laut Scheitz 87 Prozent ihrer Vertragsbauern. Auch der Milchpreis ist im Vergleich zu konventionell hergestellte Milch (28 Cent pro Liter) mit 48 Cent fair. Die Biobauern können davon leben. In den vergangenen sechs Monaten haben deshalb so viele Bauern auf Bio umgestellt wie schon lange nicht mehr. Für Josef Wetzstein, Landesvorsitzender von Bioland, zeige dies, wie sehr die Bauern durch ihre eigene Überproduktion unter Preisdruck geraten. Die Milch von Weidekühen hat nach Angaben von Martin Hermle, Berater bei Bioland, einen wesentlich höheren Wert an Omega- 3-Fettsäuren und Antioxidantien. Durch Bewegungsfreiheit und Klimareize ist die Kuh auch gesünder. Darüber hinaus wird ihr Sozialverhalten gefördert und sie hat keinen Stress. Mehr unter www.andechser-natur.de.

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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