Neuwahlen bei den Narren:Frauen übernehmen das Zepter

Der Pöckinger Faschingsclub ist vormals von Männern geführt worden, jetzt setzt sich das Präsidium ausschließlich aus Närrinnen zusammen. Nicht ohne Grund, denn das Krisenmanagement der bislang kommissarischen Vorsitzenden Steffi Lörke hat sich bewährt.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Kein Saal für die Faschingsbälle und kurz vor dem Start der Saison kein Faschingsprinz: Eine turbulente Saison 2014/15 mit vielen Hürden hat das Präsidium des Pöckinger Faschingsclubs (PFC) gemeistert. Kein Wunder also, dass die Mitglieder bei den turnusmäßigen Neuwahlen am Montag das gesamte Führungsteam einstimmig im Amt bestätigten.

Das deutlich verjüngte Präsidium mit der erst im vergangenen Jahr kommissarisch eingesetzten Steffi Lörke an der Spitze stand vor dem offiziellen Faschingsbeginn im November 2014 vor großen Herausforderungen. Die Kasernenkantine, die die Bundeswehr dem PFC 30 Jahre lang als Ballsaal überlassen hatte, stand plötzlich nicht mehr zur Verfügung. "Die Bundeswehr vor Ort hätte den PFC gerne wieder gehabt, aber sie ist nicht mehr Herr über ihre Liegenschaften", erklärte Bürgermeister Rainer Schnitzler. Ihm zufolge kann die Bundeswehr jetzt nicht mehr an Ort und Stelle über den PFC-Antrag entscheiden, sondern es sind deutschlandweit viele unterschiedliche Dienststellen beteiligt.

Diese langwierige und komplizierte Entscheidungsfindung war ein großer Unsicherheitsfaktor für die Planungen des PFC. Der Verein fragte daher bei der Gemeinde an, ob die Turnhalle zur Verfügung stehe. Die Schwierigkeit war laut Schnitzler, dass einige Sportveranstaltungen kurzfristig verlegt werden mussten. Für die kommende Saison hat der PFC zwar noch keine endgültige Zusage für die Turnhalle, aber der Antrag wurde frühzeitig gestellt. Dennoch konnte es sich der langjährige PFC-Chef Horst Curth nicht verkneifen darauf hinzuweisen, wie wichtig ein Bürgersaal für Pöcking ist. Es ärgere ihn, dass das Konzept für das Haus der Bürger und Vereine als "größenwahnsinnig" bezeichnet worden sei. Curth warnte davor den Saal aus Kostengründen zu klein zu planen.

Die nächste Schreckensnachricht kam, als der Faschingsprinz eine Woche vor der traditionellen Prinzenpaarvorstellung das Handtuch warf. Doch der Traubinger Tanzsportverein half kurzfristig mit einem neuen Kandidaten aus - und alle konnten aufatmen. "Es war eine sehr aufregende Saison mit vielen Ups und Downs", resümierte Lörke in ihrem Rechenschaftsbericht. Nach ihren Angaben waren die drei Garden zwar mit jeweils 40 Auftritten viel unterwegs. Aber generell gehe die Zahl der Auftritte seit Jahren zurück, weil es immer weniger Veranstaltungen gibt. Nach ihren Erfahrungen liegt das daran, dass zu viele und zu hohe Auflagen gemacht werden und Veranstalter das Risiko scheuen. Ohne Sponsoren könne der Verein die hohen Kosten etwa für die Kostüme oder für die Fahrt zu den Auftritten nicht stemmen.

Lörke trat im vergangenen Jahr kommissarisch das Amt der Präsidentin an, als ihr Vorgänger Martin Rudolph aus beruflichen Gründen zurücktrat. Sie ist die erste Frau an der Spitze in der Vereinsgeschichte. Nach den Neuwahlen wird der Verein komplett von einer Damenriege geführt. Stellvertreterin ist Franziska Curth, Schriftführerin Elisabeth Zachmann und Schatzmeisterin Yvonne Rudolph.

Die Mitglieder des Elferrats sind Anita Gallner, Michael Dietrich, Sabine Fischer, Daniel Flath, Larissa Lutzenberger, Matthias Mannhart, Johannes Ott, Markus Repert, Andreas Schlepp, Bärbel Seemüller und Sabine Türkmen.

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