Pöcking:E-Mobilität und der Kampf ums Öl

Michael Valentine-Urbschat liest aus seinem beängstigend realen Roman vor

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Der Kampf um die letzten noch unerschlossenen Ölreserven in der Welt wird in aller Härte geführt, ohne Rücksicht auf Mensch und Natur. Hinzu kommen Klimawandel und eine schleppende Energiewende - das ist Fakt. Dennoch handelt die Politik nur schleppend. In Norddeutschland herrscht Ausnahmezustand: Seit Tagen schneit es, das Chaos hat bereits erste Todesopfer gefordert hat. Die deutsche Kanzlerin sitzt noch spät nachts an ihrem Schreibtisch und muss erkennen, dass ein Weiterreichen der Verantwortung nicht mehr in Frage kommt. Sie ist zum Handeln gezwungen.

Die Handlung des Romans "Elektrisiert" von Michael Valentine-Urbschat ist zwar fiktiv, kommt der Realität aber sehr nah. Das war auch Intention des Maschinenbau-, Luft- und Raumfahrtingenieurs, der in den vergangenen 25 Jahren in der Autoindustrie gearbeitet hat. Die Thematik wird in vier Handlungssträngen erklärt, von Seiten der Politik, der Autohersteller BMW und Audi sowie dem Entwicklungschef eines amerikanischen Konzerns als Gegenspieler. Dieser zeigt auf, was alles sein könnte, wenn Elektrofahrzeuge in Deutschland Unterstützung bekämen. Der Roman wurde so realistisch, dass der Autor das Werk vor der Veröffentlichung zunächst juristisch prüfen ließ.

Was ihn als Experten für Elektroantriebe dazu gebracht hat unter die Schriftsteller zu gehen, erklärte er am Donnerstag in der Gemeindebücherei Pöcking bei der Vorstellung seines Buches: Wenn die Autoindustrie als größter deutscher Wirtschaftszweig nicht bald konkurrenzfähige Elektro-Autos auf den Markt bringt, verliert sie den Anschluss. "Ich mache mir in den letzten zehn Jahren extrem viele Sorgen um die Autoindustrie", sagte Valentine-Urbschat, der unter anderem die Landeshauptstadt München oder den Landkreis Konstanz berät.

Bürgermeister Rainer Schnitzler hatte den Autor auf einer Veranstaltung kennengelernt und war so überzeugt vom Thema, dass er ihn sofort nach Pöcking eingeladen hat. Wie er am Rande der Veranstaltung verriet, hat er das 600-Seiten-Werk Valentine-Urbschats in einem Zug durchgelesen, weil es ihn so gefesselt hat. Das Buch kann auch in der Gemeindebücherei ausgeliehen werden. Die Leiterin der Bücherei, Susanne von Andrian-Werburg, verriet der SZ, das es vorwiegend von Männern gelesen wird. Das ist nicht weiter verwunderlich: Der Autor kann seinen Beruf als Ingenieur nicht verleugnen und der Text ist teilweise überlastet mit technischen Details, wie beispielsweise bei der Beschreibung der Testfahrt eines E-Mobil-Prototyps. Wenngleich die technischen Finessen gut und für Laien verständlich erklärt werden, so wirken sie im Roman zuweilen langatmig. Zunächst sollte es auch ein Sachbuch werden, verriet der Autor dazu. Doch er habe sich überlegt, wer liest das schon. Um ein breites Publikum anzusprechen, hat er deshalb einen Roman geschrieben - fühlt sich bestätigt. Die Reaktionen seiner Leser gingen bislang von schlechtem Gewissen bis hin zum Kauf eines E-Mobils, sagte er.

Bei der Buchvorstellung stellte sich schnell heraus, dass eine Autorenlesung nicht unbedingt Valentine-Urbschats Stärke ist. Er las den Text relativ schnell und verschluckte dabei auch schon mal die letzten Silben eines Satzes. Engagiert und geübt indes zeigte sich der Autor bei seinem Vortrag zur aktuellen E-Mobil-Entwicklung. Man merkte schnell, er verfügt nicht nur über ein umfangreiches Fachwissen, das Thema ist ihm auch ein tiefes Anliegen. Er will die Leute davon überzeugen, dass jetzt gehandelt werden muss.

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