Pöcking:Bauen am Schneiderberg

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Die Gemeinde will erschwinglichen Wohnraum für Einheimische schaffen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Die Gemeinde Pöcking will ein neues Baugebiet ausweisen, um erschwinglichen Wohnraum für Einheimische zu schaffen. Gegen die Stimme von Annette von Nordeck (FDP) hat der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss gefällt, wonach für das Gebiet im Bereich der Straße "Am Bründl" und der "Starnberger Straße" ein Gutachten zur Wertermittlung erstellt werden soll. Wie Bürgermeister Rainer Schnitzler erläuterte, liegt Pöcking in einer sehr hochpreisigen Gegend. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis wurde laut den jüngsten Erhebungen auf rund 1000 Euro geschätzt - ein Preis, den sich nach Angaben des Rathauschefs nur Vermögende leisten können. "Es dürfen gerne Vermögende zu uns ziehen, aber nicht nur", sagte Schnitzler vor dem Hintergrund, dass er sich eine Gemeinde mit ausgewogener sozialer Struktur wünscht. Sollten sich Rathaus und Grundeigentümer handelseinig werden und die Gemeinde das Areal erwerben können, will sie dort ein Fördermodell nach dem Vorbild des Einheimischen-Modells am Ascheringer Weg schaffen. Für die Einheimischenmodelle sind nach der Klageandrohung der EU-Kommission wegen Diskriminierung die Vorgaben geändert worden. Seither wird das Projekt "Fördermodell zur Sicherung einer ausgewogenen Bevölkerungsstruktur" genannt. Wenn eine Kommune Agrargrund in günstigen Baugrund umwandeln will, um bezahlbaren Baugrund anbieten zu können, muss sie den Eigentümern aber auch einen angemessenen Preis bezahlen. Dieser soll nun von einem Gutachter eruiert werden. Um den Preis jedoch gering zu halten und die Flächen möglichst kostenneutral weitergeben zu können, will die Gemeinde den Grund frühzeitig erwerben. Denn mit voranschreitender Planung steigen automatisch die Grundstückspreise. Im Beschluss wurde deshalb ausdrücklich betont, dass damit keine Zusage zur Ausweisung eines Baugebietes verbunden ist. Dies bleibe dem Bauleitverfahren vorbehalten, heißt es.

Die Gemeinde hat bereits ein Grobkonzept von einem Planungsbüro erstellen lassen. Auf dem rund 15 000 Quadratmeter großen Areal sollen nach den Vorstellungen der Gemeinde Wohnungen für einen Mietpreis von maximal zehn Euro pro Quadratmeter entstehen. Zudem sollen rund 200 Quadratmeter große Parzellen für Reihenhäuser und Doppelhäuser angeboten werden. Die Grundstücke sollen nicht mehr als 500 Euro pro Quadratmeter kosten. Auch eine Vergabe nach Erbbaurecht ist vorstellbar. Größere Flächen für Einfamilienhäuser sind ebenfalls angedacht.

Laut Schnitzler liegt auf dem Areal der bei Kindern sehr beliebte Rodelhügel "Schneiderberg", der auf jeden Fall erhalten werden soll. Wie der Geschäftsführende Beamte Sven Neumann verdeutlichte, soll der Grünflächenanteil zusammen mit dem Schlittenberg deutlich über den üblichen 30 Prozent liegen. Das Areal ist seit 1970 im Flächennutzungsplan als Baugebiet ausgewiesen, wurde aber bislang als landwirtschaftliche Fläche genutzt. Nach Angaben des Rathauschefs sind die Eigentümer verhandlungsbereit. Horst Keller, einer der Eigentümer, äußerte sich jedoch zurückhaltend. Ob man verkaufe, hänge vom Preis ab, den die Gemeinde zu zahlen bereit sei.

© SZ vom 01.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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