Pöcking:Auf einmal ist die Brücke weg

In Maising herrscht Fassungslosigkeit, das strittige Bauwerk über den Bach ist nach dem Bürgerentscheid einfach zerstört worden.

Sylvia Böhm-Haimerl

Maising Kirchenweg

Maising Kirchenweg Maising Kirchenweg, nach Pöcking mit abgerissener Brücke über Georgenbach. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Die erbitterte Auseinandersetzung um den Kirchenweg in Maising hat eine neue Qualität erreicht. Am Freitag ist die Bachbrücke, die das Nadelöhr des Weges ist, zerstört worden. Die Pöckinger, die erst im Januar per Bürgerbegehren über den Fortbestand des Naturpfades entschieden haben, sind entsetzt. Über Nacht ist der Kirchenweg, um den seit drei Jahren gestritten wird, zu einer Pilgerstätte geworden. Der Steg über den Maisinger Bach wurde entfernt, die Brückenteile lagern an der Scheune auf dem Anwesen der Grundeigentümer. Der Betonunterbau wurde auf Maisinger Seite abgesägt und liegt jetzt im Bachbett. Von allen Seiten kommen Spaziergänger und stehen empört vor den Trümmern. Sie wollen sich persönlich von dem Schaden überzeugen. Von "Wildwestmethoden" ist die Rede und davon, dass das die Gemeinde auf keinen Fall dulden dürfe. "Damit ist das Problem nicht gelöst, sondern eher noch größer geworden", sagt Hermann Zillner. Die Bürger hätten der Gemeinde einen Auftrag erteilt. Jetzt müsse der Bürgermeister als ihr Vertreter tätig werden, betont seine Frau Inge. Die meisten Spaziergänger lassen sich nicht abhalten von der provisorischen Absperrung. Trotz Eis und Schnee balancieren sie über die zwei Bretter, die neben dem zerstörten Steg über dem Bach führen. Nur eine Pöckinger Familie bleibt stehen. "Heute gehen wir nicht weiter, vielleicht werden wir sonst erschossen", sagt die elfjährige Tochter.

Jeden Tag fährt Anton Bernhard, der sich von Anfang an für den Erhalt des Kirchenwegs eingesetzt hatte, mit Langlaufskiern von Maising nach Pöcking. Am Freitag war die Brücke noch da, jetzt ist sie weg. Der 72-Jährige steht in sich gekehrt am Bach. Dann macht er seiner Fassungslosigkeit Luft. "Nach Überwachungsmethoden und Bespitzelung wie in der DDR ist jetzt der Terror in Maising eingekehrt", spielt er auf die unerquicklichen Vorkommnisse im Zuge der Auseinandersetzung an. Andere Spaziergänger entwickeln Verschwörungstheorien, in welchem Zusammenhang die Zerstörung stehen könnte.

Zweiter Bürgermeister Albert Luppart, der derzeit die Amtsgeschäfte für den erkrankten Rathauschef Rainer Schnitzler führt, sieht dagegen bislang keinen Handlungsbedarf für die Gemeinde. "Die Eigentümer haben die Brücke entfernt, weil sie sich schützen wollen", meint Luppart mit Blick auf die strittige Haftungsfrage. Eine offizielle Erklärung hat er von ihnen jedoch nicht bekommen. Für eine Stellungnahme waren Anke und Anton Klostermeier nicht erreichbar.

Familie Klostermeier meine wohl, "durch das Schaffen von vollendeten Tatsachen den Bürgerentscheid aushebeln zu können", schreibt der Vertreter des Begehrens, Martin Göbel. "Die Dreistigkeit ist unglaublich. Nach dem Bürgerbegehren müssen sich die Pöckinger jetzt verarscht fühlen", sagt sein Mitstreiter Christoph Plathner. Wie Ulrich Konstantin Rieger betont, hatte Bürgermeister Schnitzler den Initiatoren nach dem Plebiszit zugesagt, dass die Gemeinde unabhängig von den Eigentumsverhältnissen die Haftung für die Brücke übernehmen und sie reparieren lassen wird.

Mit ihrem "komischen Demokratieverständnis" seien die Grundeigentümer jetzt dem Bürgermeister in den Rücken gefallen und als Mitglieder der PWG hätten sie auch ihrer Partei geschadet. Luppart als Vorsitzender müsse jetzt die Verantwortung übernehmen. Die Initiative will nun in Ruhe überlegen, wie man nach "diesem Fiasko" doch noch zu einer vernünftigen Lösung kommen kann.

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