Planegg:Geistreich

Planegg: Zahlreiche Kommunalpolitiker aus Planegg, Gräfelfing, Neuried, Krailling und Gauting haben sich über den Markenbildungsprozess informiert.

Zahlreiche Kommunalpolitiker aus Planegg, Gräfelfing, Neuried, Krailling und Gauting haben sich über den Markenbildungsprozess informiert.

(Foto: oh)

Fünf Gemeinden wollen enger zusammenrücken und sich als Marke etablieren

Von ANNETTE JÄGER, Planegg

Wenn einer sagt, er komme aus dem Würmtal, haben viele Menschen gleich ein bestimmtes Bild vor Augen: gehobene Wohngegend vor den Toren Münchens, große Gärten, viel Grün und alteingesessene Familien, deren Kinder zwar mal in die Welt ausgerückt sind, aber spätestens wenn sie selbst Kinder bekommen, wieder in die Heimat zurückkehren. Vor allem sind mit dem Würmtal gleich fünf Gemeinden gemeint: Gauting, Krailling, Planegg, Gräfelfing und Neuried. Auch wenn eine Landkreisgrenze sie politisch trennt, und Neuried, streng genommen, gar nicht im Tal der Würm liegt - sie fühlen sich als regionale Einheit. Diese Besonderheiten des Würmtals wollen die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister nun als Marke etablieren. In zwei Workshops haben sie bereits Werte ausgemacht, die für das Würmtal stehen: erstklassig, stolz, geistreich und privilegierte Lage - das sind Begriffe, auf die sich alle einigen konnten.

Im Planegger Kupferhaus stellten die Bürgermeister den Gemeinderäten das Projekt Markenbildung vor. Vorarbeit haben sie bereits unter Anleitung der Agentur Brand Trust aus Nürnberg, einer führenden Markenberatung in Deutschland, in zwei Workshops geleistet. Daran nahmen auch Unternehmer und Vereinsvorsitzende teil. Für die Kraillinger Ratauschefin Christine Borst steht fest: Viele Themen erforderten eine Zusammenarbeit der Gemeinden, bestes Beispiel seien der Verkehr und das Wachstum. Die Marke kann dabei helfen: Alle Projekte und Entscheidungen müssen in Einklang mit den fünf Attributen stehen. So könne eine Marke eine Orientierung sein, eine Marschrichtung vorgeben, erklärte Alois Dorfner von Brand Trust. So falle es in Zukunft leichter, passende Unternehmen auszusuchen, die sich im Ort ansiedeln sollten oder auch Bauprojekte zu entwickeln, die zum Würmtal passten. Die Besonderheiten in den Mittelpunkt zu stellen und sich abzugrenzen - das sei der Kern der Markenbildung. Neben den fünf Attributen haben die 20 Workshop-Teilnehmer auch die Rolle des Würmtals definiert: "Das Würmtal ist der zukunftsweisendste Lebens- und Technologiestandort im Raum München." Das sei ein Leistungsversprechen, sagt Dorfner anspornend. Generationen könnten daran arbeiten, es kontinuierlich einzulösen.

Die größte Herausforderung ist es nun, die Ideen mit Leben zu füllen und in den Alltag zu integrieren. "Es braucht Willen, Disziplin und Lust dazu", meinte Alois Dorfner. Markenbildung geschieht auf vielen Ebenen. Möglich wäre, alle Gemeinderatsbeschlüsse daraufhin abzuklopfen, ob sie mit den Markenwerten in Einklang stehen. Denkbar wären auch gemeindeübergreifende Projekte, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. In 20 Jahren wäre es sogar denkbar, die Bauhöfe der Gemeinden zu vernetzen und sie gemeinsam zu nutzen sowie eine 24-Stunden-Kinderbetreuung zu etablieren oder kostenlose Elektrobusse zu den S- und U-Bahnhöfen einzusetzen.

Die anwesenden Gemeinderäte zeigten sich offen für das Projekt, wenn auch viele Fragen zu diskutieren bleiben. Ist dann auch ein gemeinsamer Gewerbesteuerhebesatz nötig? Wo kommen die Handwerker in den Attributen vor? Und schwebt nicht über allem auch der Begriff "teuer"? Der nächste Schritt ist nun, das Votum der fünf Gemeinderäte einzuholen.

Die Gremien müssen nach der Sommerpause entscheiden, ob sie diesen Markenbildungsprozess weitertreiben wollen oder ob sie ihn am Ende womöglich in die Schublade legen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: