Planegg:Eremiten in Maria Eich

Juchtenkäfer Eremit

Seltener Anblick: ein Eremiten-Weibchen aus Maria Eich.

(Foto: Andreas Weigel)

Im Eichenwald um die Kirche leben der seltene Juchtenkäfer und sechs weitere Arten

Von Annette Jäger, Planegg

Planeggs Eichenwäldchen um den Wallfahrtsort Maria Eich beherbergt ein seltenes Tier: Der Eremit, auch Juchtenkäfer genannt, ist hier im alten Eichengehölz heimisch geworden. Die Entdeckung ist eine Sensation, und sie ist nicht die einzige: Der seltene Käfer ist einer von insgesamt sieben Urwaldreliktarten, die bei einer Kartierung entdeckt wurden. "Das ist etwas ganz Besonderes", sagt Michael Wagner, zuständig für Arten- und Biotopschutz bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt München. Die Käferarten lebten schon mehrere hundert Jahre im Umfeld von Maria Eich. Es seien Arten, die in Deutschland nur noch sehr vereinzelt vorkämen. In Maria Eich finden sie einen geradezu idealen Lebensraum.

Die Kartierung des Gebiets hat die Gemeinde Planegg angeregt. Das langfristige Entwicklungskonzept des Münchner Südwestens sieht eine Siedlungsverdichtung um die Bahnhöfe vor. In Planegg steht in diesem Umfeld der Eichenwald um den Wallfahrtsort Maria Eich. Da lohne es sich doch, genauer hinzuschauen, was hier lebt, fasst Richard Richter, Leiter der Planegger Umweltamtes, zusammen. Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt habe die Kartierung in Auftrag gegeben. Vögel und Fledermäuse wurden genauer untersucht - laut Wagner ohne außergewöhnliches Ergebnis - und außerdem die Käfer.

Kartiert wurde von Frühling bis Herbst 2015. Momentan werden die Ergebnisse noch ausgewertet, doch fest steht jetzt schon, dass der Käferfund von großer Bedeutung ist, sagt Wagner. Der Wald um Maria Eich ist ungewöhnlich: Hier stehen viele Eichen, die zum Teil mehrere hundert Jahre alt sind. In Höhlen, abgestorbenen Ästen oder Faulstellen im Holz finden die Käfer ideale Lebensräume. Die Käfer entwickeln sich langsam: Die Larve des Eremiten benötigt drei bis vier Jahre für ihre Entwicklung, die Larve des Balkenschröters braucht zwei bis drei Jahre. Für diese lange Zeit benötigen sie bestimmte Alters- und Zerfallsphasen von Bäumen und Wäldern und obendrein eine bestimmte Menge an Totholz, erklärt Wagner. In Maria Eich ist all das vorhanden. Solche alten Strukturen sind in den üblichen Forstwäldern nicht zu finden, sagt Wagner. "Das ist hier ziemlich einzigartig im Landkreis." Dass sich die Käferarten so lange an einem Ort gehalten haben, liegt daran, dass die Tierchen nicht sehr mobil sind. Die Kartierungsexperten haben in den Baumkronen Käferfallen aufgehängt. Neben dem Eremiten, "einer streng geschützte Art", so Wagner, ging auch der Balkenschröter, eine Hirschkäferart, ins Netz. Möglicherweise ist der Fund sogar noch sensationeller: Denn das Jahr 2015 war für die Käfer eigentlich nicht ideal. Es war zu heiß und zu trocken, erklärt der Umweltexperte. Manche Larven haben vermutlich eine Ruhepause eingelegt und sich gar nicht erst zum Käfer entwickelt. Damit konnten sie auch nicht in die Fallen tappen. Gut möglich also, dass es in Planegg noch mehr als sieben Arten gibt.

In diesem Jahr steht nun ein Treffen mit den Eigentümern des Forstes und den zuständigen Forstbetrieben an. Die Käfer sollen auch die nächsten Jahrhunderte in Maria Eich einen geschützten Lebensraum finden. Dazu gehört es zum Beispiel, den Baumbestand aufzuwerten, indem das Jungholz entfernt wird, erklärt Wagner. So erhalten die wertvollen alten Eichen mehr Licht und können dickere Stämme entwickeln, was für die Käfer ideal ist. Exemplare der Käferfunde, darunter auch der Eremit und der Balkenschröter, werden jedenfalls für die Ewigkeit aufbewahrt: Sie gehen als Belegexemplare an die zoologische Staatssammlung. Zufall oder nicht: In Maria Eich leben Mönche des Augustinerordens. Auch sie trugen früher die Bezeichnung Eremiten.

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