Immobilienbranche:Gut im Geschäft

Zehn Jahre nach der Gründung ihres Immobilienfirmaunternehmens können die ProjektentwicklerStefan Klein und Michael Ehret in Percha auf eine erfolgreiche Firmengeschichte zurückblicken

Von Wolfgang Prochaska, Percha

Wahrscheinlich braucht es solche Namen, will man in der Immobilienbranche auffallen: "Lakeside Living Tutzing", "Four Site", "Business Area Tutzing". Es klingt besser und irgendwie internationaler als - sagen wir mal - ehemaliges Roche-Gelände Tutzing oder einfach Bahnhofstraße. Lange hat es ja gedauert, bis sich auf dem Areal zwischen Ortszentrum und Bahnhof etwas tat.

Beendet haben dieses traurige Kapitel Tutzinger Ortsgeschichte die Projektentwickler Ehret und Klein. Was sich nach kleinem Büro anhört, ist inzwischen eine ausgewachsene Firma mit 34 Mitarbeitern. Eine Größe also in der Branche. Noch vor fünf Jahren kannten nur Experten Stefan Klein und Michael Ehret. Zehn Mitarbeiter waren es damals. Danach ging es rasant aufwärts. "Wir sind in den vergangenen Jahren personell sehr stark gewachsen.", sagt die Firmensprecherin Anke Witzel.

Das Geheimnis des Erfolgs wird schon äußerlich sichtbar. Ehret und Klein residieren in einem besonderen Gebäude, allerdings nicht in der Innenstadt, sondern am Stadtrand von Starnberg, in der Nähe der Schiffswerft Rambeck, also im Ortsteil Percha. Statt einer normalen Fassade mit Farbanstrich ummanteln Holzschindeln das Haus, unterbrochen von rechteckigen Fenstern mit strengen Linien. Dieser architektonische Stil stammt aus Vorarlberg und stellt eine Weiterentwicklung der traditionellen Architektur im Voralpenland dar. Moderne und Tradition, vereint in einem Baukörper also.

Im Treppenhaus und in den Büros setzt sich dieser Baustil fort und könnte für die Firmenphilosophie der Perchaer Projektentwickler stehen: die Verwaltung von Immobilien einerseits als konservativer Teil des Geschäftsmodells, die Entwicklung von Objekten und Flächen andererseits als die progressive, innovative Richtung. Oder wie es die beiden Firmengründer ausdrücken würden: "Wir bieten das komplette Leistungsspektrum für den Lebenszyklus einer Immobilie." Dazu gehöre das "Steuern, Revitalisieren und Optimieren von Einzelobjekten und Portfolios."

Geschäftshaus in Tutzing, dort wo
das Hotel Simson stand

An der Bräuhausstraße in Tutzing entsteht das dreieckige Gebäude Simson, benannt nach dem früheren Traditionshotel Simson.

(Foto: Ehret + Klein)

Im Landkreis Starnberg wird dies sehr anschaulich gerade in Tutzing exerziert. Angesichts der langen Zeit, in der das Gelände vor sich hindämmerte, ist dies ein Glücksfall. Endlich kommt dort Leben in die Bude, endlich entsteht an diesem Eck so etwas wie gelungene Architektur. Aber Ehret und Klein sind nicht nur in Tutzing aktiv, sie entwickeln und entwickelten unter anderem in München, Berlin, Hamburg, Köln, Landsberg und natürlich auch in Starnberg. Das Gebäude in Percha und das dazu gehörende Parkdeck sind ebenfalls aus der Hand von Ehret und Klein. Das ist nicht ganz ungeschickt, denn dadurch haben sie Raum- und Parkprobleme selbst gelöst.

Gegründet wurde die Firma vor genau zehn Jahren von Klein und Ehret, die beide nicht aus Bayern stammen, aber anscheinend umso besser wissen, wie man in Südbayern gute Geschäfte machen kann. Natürlich wird man auch ein bisschen feiern, die Termine stehen allerdings noch nicht fest. Nur so viel weiß die Pressesprecherin: "Wir werden aus diesem Anlass einige Veranstaltungen und Events planen: für die Mitarbeiter sowie die Geschäftspartner, die uns zehn Jahre begleitet haben, für unsere Investoren und Kunden und für die Öffentlichkeit."

Die Perchaer, das muss man sagen, sind gut im Geschäft, und das in einem Marktsegment, das einen Boom erlebt und in dem viele mitmischen wollen. Eine Zahl verdeutlicht den Erfolg sehr anschaulich: Das aktuelle Projektvolumen beträgt laut Stefan Klein 420 Millionen Euro. Die von Ehret und Klein verwalteten Objekte belaufen sich auf 850 Millionen Euro. Und in den meisten Fällen werden die Immobilien nicht weiter verkauft. "Wir halten sie im Bestand." Die große Frage lautet: Wie kommt man zu Grundstücken und zu Gebäuden in einer Region, in der wenig Bauland und wenige Grundstücke angeboten werden?

Michael Ehret und Stefan Klein Projektentwickler

Haben seit neuestem auch einen Immobilienfonds aufgelegt: Die Projektentwickler Stefan Klein (li.) und Michael Ehret.

(Foto: oh)

Das Schlüsselwort heißt Netzwerk. "Ja, unser Netzwerk ist eng geknüpft, so dass wir früh von guten Grundstücken erfahren", sagt Witzel. Man kaufe deshalb häufig Flächen, bevor sie auf dem Markt seien, so die Pressesprecherin. Man ist auch als eine der wenigen Projektentwickler Mitglied in der Initiative "Europäische Metropolregion München". So ergeben sich auch Kontakte und Chancen. Das setzt aber voraus, dass man einen guten Ruf hat, ein gutes Konzept und den entsprechenden Preis zahlen kann. "Was uns auszeichnet: Wir sind offen und transparent, die Geschäftsführer sind persönlich sichtbar." Im Falle von Tutzing haben sich Stefan Klein und Michael Ehret mit den Kommunalpolitikern auf dem Roche-Areal umgesehen, und Klein kam auch stets zu den Vorberatungen im Gemeinderat. Anfangs waren sie eigentlich nur die Eigentümer von Teilgrundstücken am Rande des Areals, aber während es in diesem Bereich baulich schnell voranging, tat sich auf dem Hauptgelände wenig. Die Perchaer kauften deshalb auch diese Flächen und, wie es in Tutzing heißt, legten einen ordentlichen Preis hin. Die beiden Firmengründer lassen es sich auch nicht nehmen, in Bürgerversammlungen zu gehen und Rede und Antwort zu stehen, wie etwa bei einem aktuellen Projekt in Landsberg, wo es um das Gelände der Pflugfabrik geht, auf der ein ganzes Wohnquartier entstehen soll. Projektentwickler brauchen auch viel Zeit und Geduld - neben Geld.

Dass immer viel Geld im Spiel ist, dürfte klar sein. Um mehr Planungssicherheit zu haben, hat Ehret und Klein im vergangenen Jahr einen Immobilienfonds aufgelegt. Eine pfiffige Idee. "Der Greater Munich Fonds bietet uns die Grundlage zur Investition in Großprojekte, da wir somit ein Portfolio haben, in das institutionelle Investoren ihr Geld einbringen können", so die Geschäftsführung. Mit zwei eigenen Projekten sind die Perchaer dabei. Die Ausschüttungsrendite soll zwischen vier und 4,5 Prozent liegen, das Zielvolumen beträgt 250 Millionen Euro. Und es passt zu den Projektentwicklern, dass sie sehr genau den Markt beobachten, etwa jenen für günstigen Wohnbau, zum Beispiel für Flüchtlinge. Seit neuestem bieten sie auch einfache Häuser mit angenehmer Holzfassade an, die von vielen Gemeinden im Landkreis München als Flüchtlingsunterkünfte genutzt werden. In Gräfelfing steht das erste Dorf. Vermietet werden die Häuser an den Freistaat, es dürfte ein einträgliches Geschäft sein, wie Michael Ehret kürzlich einräumte. Hinter der Idee, die gute Einnahmen sichert, soll aber laut der Pressesprecherin das Konzept gestanden haben, überhaupt guten und günstigen Wohnraum zu schaffen. Dabei soll als Anspruch das Wohlbefinden der künftigen Bewohner und der Nachbarschaft gestanden haben. "Feel Home" heißt die Marke. Es ist anzunehmen: Auch sie wird wohl erfolgreich sein.

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