Partner:Den Freunden eine Hilfe

Indienhilfe Herrsching

Zu dem Projekt gehört eine Befragung der Einwohner von Ghoshpur Adivasi Para. Das übernehmen dort ehrenamtliche Helfer.

(Foto: Indienhilfe/oh)

Herrschinger wollen in der indischen Stadt Chatra 675 Menschen mit arsenfreiem Trinkwasser versorgen

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Als Gastgeschenk überreichten die Vertreter der indischen Partnerstadt Chatra den Herrschinger Gemeinderäten Landkarten. Trotz langjähriger Partnerschaft hatten nur wenige bisher die tausende Kilometer entfernte Partnergemeinde im Westbengalen besucht. Der Austausch von Politikerdelegationen ist auch nicht Schwerpunkt der Städtefreundschaft. Gemeinsam mit der Indienhilfe möchten die Herrschinger aktive Hilfe vor Ort leisten. Nach vierjährigen Planungen kann das soziale Trinkwasserprojekt starten. Projektleiter Ronjon Chakrabarti von der gemeinnützigen Umweltschutzinstitution Adelphi Research stellte gemeinsam mit seinem Kollegen Jonas Bunsen und der indischen Wasserbauingenieurin Manisha Banik das Vorhaben dem Gemeinderat vor.

Ziel ist es, den Ortsteil Ghoshpur Adivasi Para der 30 000-Einwohner-Gemeinde mit arsenfreiem Wasser zu versorgen. "150 Haushalte mit rund 675 Personen sollen gutes Trinkwasser bekommen", betonte Chakrabarti. Es handelt sich um besonders arme Menschen. Viele haben keine Bildung, sie arbeiten als Tagelöhner und haben kaum Geld zum Überleben. Sie könnten deswegen auch nur sehr wenig für gesundes Trinkwasser ausgeben. Wie viel insgesamt nötig sein wird und was die Gemeinde Herrsching beisteuern wird, das soll eine Machbarkeitsstudie ergeben. "Am besten, aber auch am teuersten wäre es Wasserleitungen in jedes Haus zu legen und das gesamte Wasser umzustellen", erklärte Chakrabarti. Um sauberes Wasser zu bekommen, gibt es mehrere Verfahren. Aus den tiefen Brunnen könnte das Arsen rausgefiltert werden oder man schließt die Brunnen und nutzt das reichlich vorhandene Oberflächenwasser.

Das Arsen stammt übrigens nicht aus Industrieabwässern, sondern ist natürlich im Boden. Erst durch tiefe Bohrungen für private Rohrbrunnen gelangte das giftige Arsen ins Trinkwasser, erläuterte Jonas Bunsen. In Westbengalen sind die Rohrbrunnen die meistgenutzte Trinkwasserquelle. Dem Wasser sieht man die Verseuchung nicht an. "Es ist klar und schmeckt gut", sagte Chakrabarti. Die Auswirkungen auf die Gesundheit sind jedoch gravierend und reichen von Ausschlägen, Nieren-, Herz-, Kreislauf- und Nervenstörungen bis zu Tumoren. Unterstützt von Herrsching und der Indienhilfe hat Adelphi jetzt das Projekt "Safe Water Chatra" auf den Weg gebracht. Bis 2020 soll eine gesunde Trinkwasserversorgung für die am meisten betroffenen Bürger aufgebaut werden. Das Projekt ist in vier Phasen untergliedert. Zuerst werden die lokalen Rahmenbedingungen und der Bedarf ermittelt, dann Lösungen in einer Machbarkeitsstudie vorgeschlagen. Anschließend wird eine neue Trinkwasseranlage gebaut, die dann von Bürgern der Gemeinde Chatra in Eigenregie betrieben werden soll.

Erste Schritte, um die Bevölkerung für das Vorhaben zu begeistern, wurden bereits unternommen. In einem "Workshop" hatte Manisha Banik in Chatra über die Gefahren verseuchten Wassers informiert. "Wir in Herrsching vergessen oft, was es wert ist, sauberes Trinkwasser aus der Leitung zu bekommen", betonte Bürgermeister Christian Schiller.

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