Pähl:Im Wald, da sind die Künstler

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An diesem Wochenende öffnen 14 Mitglieder der Gemeinschaft Aukio und zwei Gäste ihre Ateliers im Kerschlacher Forst

Von Katja Sebald, Pähl

Die Lichtung blüht wieder: An diesem Wochenende öffnen die Künstler im "Aukio" ihre Ateliers für Besucher. Die Künstlergemeinschaft, die sich vor acht Jahren im ehemaligen "Warnamt 10" im Kerschlacher Forst etablierte, stand vor einer unsicheren Zukunft, nachdem im vergangenen Jahr der ehemalige Besitzer gestorben war. Jetzt sieht es ganz so aus, als könnten die Künstler langfristig bleiben - und das soll mit einer gemeinsamen Ausstellung unter dem Motto "Kunst im Wald" gefeiert werden. Immerhin 14 der insgesamt 38 Mieter von Ateliers beteiligen sich, außerdem wurden zwei Gastaussteller eingeladen.

Der Münchner Bildhauer Michael Moroder stellt seine eigenwillig filigranen Objekte aus Hobelspänen und anderen Fasern, die er mit Kunstharz überzieht, auf einer Wiese im Aukio-Gelände auf. Auch die zweite Gastkünstlerin, Andrea Kreipe aus Böbing ist Bildhauerin: Sie zeigt in einem leerstehenden Atelier Kleinplastiken aus Bronze, zumeist zarte weibliche Figuren, schwebend wie Tänzerinnen. Schlank und leicht wirken auch die minimalistischen Plastiken von Felix Flesche. Der einzige Bildhauer, der im Kreis der Malerinnen sein Atelier in der Künstlerkolonie hat, stapelt Quader zu beinahe instabil wirkenden Türmchen, die trotz ihrer geringen Masse schlüssige Aussagen über den sie umgebenden Raum abgeben. Vor allem die Holzskulpturen von Flesche erinnern zuweilen an den großen Rudolf Wachter.

Sinn für Skurriles: Das Objekt von Susanna Ladda ist vogelartig. (Foto: oh)

Ralf Ruder bereichert die Ausstellung mit seinen heiter merkwürdigen Schwarz-Weiß-Fotografien. Heide Schmidt-Lippe erweist sich als sehr vielseitig: Sie fertigt Köpfe aus Lederstücken und Gemälde im großen Format, vor allem aber ist sie eine ebenso fleißige wie versierte Zeichnerin. Eine ganze Wand bedecken die mit schwarzem Filzstift entstandenen, verschlungen-erzählerischen Bildgeschichten. Ausgesprochen sehenswert ist auch das Atelier der Autodidaktin Susanna Ladda: Mit den Fingern tupft sie die Farbe zu riesigen, beinahe flimmernden "psychedelischen" Bildwelten oder fertigt im winzigen Format Objektbildchen aus Draht und Perlen. Kathrin Balling hat sich seit vielen Jahren der Kalligrafie verschrieben: In unendlicher Geduldsarbeit überträgt sie Sinnsprüche und Aphorismen mit hauchfeinen Pinsel in ihre Text-Bild-Collagen.

Der Rest ist wie immer Farbe: Marlies Zahn-Ebert, Irena Schikora-Kiefer, Ines Voelchert und Dorothee Kempkes sind Aukio-Künstlerinnen der ersten Stunde. Sie alle bewegen sich mit ihrer Malerei zwischen Konkretem und Abstraktem. Zahn-Ebert braucht die Abwechslung: Nach einer Thailand-Reise entstanden Bilder von Tänzern auf glänzendem Goldgrund, dazwischen widmet sie sich ungegenständlichen Kompositionen, die ganz aus der Farbe heraus entstehen. Schikora-Kiefer liebt die Farbe Rot, die für sie Kraft und Vitalität symbolisiert. Auf der Leinwand und auf dem Papier gibt sie sich schwungvollen Pinselstrichen hin und entwickelt emotional aufgeladene Bildwelten. Voelchert, ursprünglich Textildesignerin, malt seit einiger Zeit, mal mehr und mal weniger konkret, Dirndl oder Frauen im Dirndl. Die jüngsten Arbeiten bewegen sich wieder mehr in Richtung Abstraktion, vom Dirndl bleibt oft nur noch ein Mieder oder kaum mehr als ein Umriss, ein starker Akzent in einer ansonsten eher diffusen Farbkomposition. Auch die Bilder von Kempkes, Brigitte Hailer und Marianne Weißenhorn gehen von der Farbe aus. Bei den jüngsten Arbeiten von Mechthild Doyé darf der Betrachter Meereslandschaften assoziieren, auch für die Farbbilder von Hildegard Hirschbold dient die Natur, die sie verfremdet, als Inspiration. Einer reduzierten, aber zugleich intensiven Farbfeldmalerei hat sich Sibylle Eras verschrieben.

Der Ausschnitt stammt aus einer Fotografie von Ralf Ruder. (Foto: oh)

Mittelpunkt der Künstlerkolonie in den Verwaltungsgebäuden des ehemaligen Warnamts mitten im Kerschlacher Forst ist seit jeher das "Casino". Dort gibt es an diesem Wochenende neben kulinarischen Überraschungen erstmals eine kuratierte Ausstellung aller beteiligten Künstler, die bestens geeignet ist, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen.

Offene Aukio-Ateliers am Samstag und Sonntag jeweils von 12 bis 18 Uhr

© SZ vom 30.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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