Pädagogik:Kreative Perspektiven

Die Montessorischule Gilching wird an diesem Freitag offiziell eingeweiht. Schulleiter Johannes Bauer würdigt die gelungene Verknüpfung von Innen und Außen und die "harmonische Heterogenität" der 4,3 Millionen teuren pädagogischen Einrichtung, die aber nicht elitär sein will

Von Christian Deussing, Gilching

In der neuen Montessorischule in Gilching riecht es angenehm nach Holz. Die vier hellen Klassenzimmer haben große bodentiefe Fenster und direkte Zugänge nach draußen in den Schulgarten mit rotem Bauwagen, jungen Streuobstbäumen sowie Findlingen und Eichenstämmen als naturnahe Sitzplätze. Es sei die Verknüpfung von "Innen und Außen", sagt Schulleiter Johannes Bauer beim Rundgang durch das zweigeschossige Gebäude neben dem Abenteuerspielplatz. Es wird an diesem Freitag offiziell eingeweiht.

Gilching, Montessorischule

Felicitas, Elli und Emma lernen entspannt auf dem Teppich im Klassenzimmer.

(Foto: Georgine Treybal)

Seit dem neuen Schuljahr werden hier 80 Kinder nach Montessori-Prinzip von 13 Pädagogen ganzheitlich und im Alter gemischt unterrichtet. "Ohne Druck und Noten, aber mit viel eigenverantwortlicher Freiarbeit nach Absprache", erläutert Bauer das Grundkonzept. Die Gemeinde hatte das Grundstück der Montessori-Fördergemeinschaft in Erbpacht zur Verfügung gestellt und somit den Umzug aus dem viel zu eng gewordenen alten Schulhaus in Argelsried ermöglicht. Die neue Schule mit Aula, Fahrstuhl und behindertengerechter Toilette hat 4,3 Millionen Euro gekostet. Es bietet dafür nun den Grundschülern auch einen Mehrzweck- und Kunstraum sowie Rückzugsorte zum Entspannen, Malen, Basteln oder Lesen in kuscheligen Sitzsäcken, die von der Decke baumeln.

Gilching, Montessorischule

Schulleiter Johannes Bauer freut sich über das schöne Gebäude.

(Foto: Georgine Treybal)

In der "Chili"-Klasse liegen Felicitas, Elli und Emma bäuchlings auf einem runden Teppich und schauen in Bücher. Dahinter sitzen Felix und Jonas an Tischen mit Stiften in der Hand. Die Schüler können sich aus den Regalen Materialien greifen - zum Beispiel ein Wurzelbrett oder Kreise fürs Bruchrechnen - alles ist ganz locker.

Derzeit laufen auch Projekte für Yoga, Schach, Weben und den Bau von Weihnachtskrippen. Erkundet wird zudem der Wald und der Steinberg, den man gut von der Schule aus erblicken kann. In Rollen dürfen sich die Buben und Mädchen bei der Theaterwerkstatt erproben. Die Eltern seien sehr engagiert, beim Thema "Fliegen" habe ein Berufspilot mit den Kindern auch Papierflieger konstruiert, erzählt Bauer und schmunzelt.

Gilching, Montessorischule

Der Pausenhof ist noch nicht ganz fertig.

(Foto: Georgine Treybal)

Der 51-Jährige ist eigentlich Korbflechtmeister, hat sein Abitur nachgeholt und danach das Grundschullehramt studiert. Zudem ist Bauer Schulpsychologe, der mit seinem Team die Kinder und deren Eltern sehr gewissenhaft in Bewerbungsgesprächen auswählt. Die Kriterien müssten "schon passen", betont der Schulleiter. Er nenne das "harmonische Heterogenität". Seine Montessori-Schule sei aber nicht "elitär" ausgerichtet, auch wenn monatlich insgesamt 370 Euro an Schulgeld zu zahlen sind. Dafür wird laut Bauer - abgesehen vom besonderen pädagogischen Konzept - einiges in der Ganztagsschule geboten: Die Betreuung montags bis donnerstags von 7.45 bis 16 Uhr, mit frisch zubereiteter Biokost aus eigener Küche (freitags ist um 12.30 Uhr die Schule zu Ende).

Beim weiteren Rundgang zeigt Bauer auf den bunten Bretterzaun, den die Kinder rot, orange, grün, blau und lila angemalt haben. Die Farben leuchten und sind warm - auch das entspricht der familiären Atmosphäre dieser Schule auf ihrem neuen Areal. Es ist zwar noch nicht alles fertig, so fehlt das Dach über dem Weg zum Haupteingang. Und der Garten bietet auch kreative Perspektiven: Zur Einweihungsfeier werden daher Blumenzwiebeln mit "drei guten Wünschen" in die Erde gesetzt.

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