Kommentar: Pro Ortsgestaltungsatzung:Gute Nachbarschaft

Hohe Hecken und Zäune bieten nur eine vermeintliche Sicherheit - und dienen nicht dem Gemeinwesen

Von Christine Setzwein

Wer einmal in einem Vielfamilienhaus in München, Köln oder Hamburg gewohnt hat, weiß es zu schätzen, was es bedeutet, im eigenen Haus mit Garten zu leben, in einer der schönsten Gegenden Deutschlands, im besten Fall mit Blick auf Seen und Berge. Aber anstatt die Weite zu genießen, verschanzen sich die Leute hinter hohen Mauern, wollen ihre Ruhe und nicht beobachtet werden. Zwischen den Grundstücken werden Holzwände platziert, an den Straßenseiten hohe Thujenhecken gepflanzt, die mit heimischen Gehölzen so viel gemein haben wie der deutsche Schäferhund mit dem indischen Tiger. Ortsgestaltungssatzung? Was ist das? Doch nur ein Regelwerk, das sich missgünstige Bürgermeister und Gemeinderäte ausgedacht haben. Und überhängende Äste zurückschneiden? Warum sollte man, wenn es nicht geahndet wird und doch nur Fußgänger, Mütter mit Kinderwagen oder ältere, nicht mehr ganz so fitte Menschen trifft? Die können doch auch die andere Straßenseite benutzen.

Kommunen leben von der Gemeinschaft ihrer Bürger. Von Zusammenhalt und Geselligkeit, von guter Nachbarschaft und Hilfsbereitschaft. Hohe Zäune und Hecken mögen Sicherheit vorgaukeln, aber sie grenzen ab und aus. Sie zeigen ganz deutlich: Mach' mich nicht an, lass' mich in Ruhe. Und wenn sie auch noch den Blick auf Seen und Landschaft versperren, sind sie nur eines: purer Egoismus.

© SZ vom 03.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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