Ökologie:Wald in Gefahr

Bürgerinitiative und Bund Naturschutz stellen Gutachten zum Erhalt der Naturlebensräume rund um Maria Eich vor.

Von Carolin Fries, Krailling

Ihnen geht es um den Wald: Die Kraillinger Bürgerinitiative (BIK) und die Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN) laden darum an diesem Mittwoch, 7. Februar, zu einer Informationsveranstaltung über den Kraillinger Naherholungswald ein. Der Diplom-Forstwirt Rudolf Nützel wird sein Gutachten über die Bedeutung der Waldflächen für das Biodiversitätsprojekt "Eremiten im Klosterwald von Maria Eich", welches nur einhundert Meter entfernt auf Planegger Gemeindegebiet liegt, vorstellen. Sowohl die BIK als auch der BN sehen den Naturlebensraum im Norden Kraillings durch geplante Baumaßnahmen und die Fortschreibung des Regionalplans bedroht. Der BN hatte deshalb im August das Gutachten in Auftrag gegeben.

Die Gemeinde Krailling plant zum einen, das Caritas-Altenheim in der Rudolf-Hirsch-Straße um einen Gebäudekomplex für Betreutes Wohnen zu erweitern. Zum anderen hat sich der Gemeinderat mehrheitlich dafür ausgesprochen, die bislang als Wald- und Landwirtschaftsflächen im Regionalplan gekennzeichneten Flächen nördlich und westlich der Siedlung Drossel-/Meisenweg aufzugeben. Langfristig könnten dort dann weitere Siedlungsgebiete entstehen. Nützel warnt in seinem Gutachten vor der Realisierung etwaiger Siedlungsplanungen. Eine Bebauung würde "die Zukunft der Vernetzungsmöglichkeit und Lebensräume um Maria Eich ernsthaft bedrohen", schreibt er. Der Klosterwald ist ein hochwertiger Lebensraum, insbesondere für Käfer. In den bis zu 250 Jahre alten Eichen wurden etwa 240 Käferarten nachgewiesen, darunter 88 Arten der Roten Liste sowie acht Urwaldrelikt-Arten. Um die Biotoptradition zu bewahren, haben sich Eigentümer und Nutzer zu einer Projektallianz zusammengetan, die 2016 mit dem Biodiversitätspreis des Bayerischen Naturschutzfonds ausgezeichnet wurde.

Der Bestand dieses Kleinods liegt laut Rudolf Nützel aber nicht allein in der Hand der Projektpartner. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Kernfläche um Maria Eich relativ klein ist, weshalb die Schaffung eines Netzwerkes aus hochwertigen Flächen "sehr wichtig" sei. Zu diesem Netzwerk gehörten auch Flächen in Krailling. Der Waldkauz beispielsweise, der im Klosterwald brüte, benötige die angrenzenden Wald- und Wiesenflächen zur Nahrungsbeschaffung. Sein Fazit lautet: "Jede Verkleinerung der den Klosterwald umgebenden Waldfläche führt zu einer Beeinträchtigung des Waldinnenklimas und kann seine hohe naturschutzfachliche Qualität mindern". Die Planungen der Gemeinde seien aus naturschutzfachlicher und waldrechtlicher Sicht klar abzulehnen. Er empfiehlt stattdessen eine Untersuchung und Kartierung aller Altbäume im Wald und umliegenden Siedlungsgebiet sowie von Vogel- Fledermaus und Käferarten.

Eine Untersuchung hat der Gemeinderat bereits beschlossen - wenn auch nicht in dem von Nützel empfohlenen Umfang. Im Frühsommer 2018 soll ein großflächiger Korridor rund um das Caritas-Altenheim begutachtet werden. Allerdings nicht, um die Altenheim-Erweiterung zu prüfen. Vielmehr geht es um eine ursprünglich geplante Wohnbebauung zwischen Altenheim und Sportplatz in unmittelbarer Nähe des Klosterwaldes. Diese wäre nur möglich, wenn die Urkäfer-Arten dadurch nicht gefährdet würden.

Die Veranstaltung zum Kraillinger Naherholungswald am Mittwoch, 7. Februar, beginnt um 19.30 Uhr im Gasthof "Alter Wirt".

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