Nahverkehr:Landkreis richtet neue Buslinien ein - doch einige Straßen sind zu eng

Busse kommen kaum durch, Haltestellen sind zu klein: Mehrere Gemeinden müssen reagieren und etwa Halteverbote einrichten.

Von Christine Setzwein

Neue Halteverbote in der Wörthseestraße

Parken verboten, heißt es jetzt in der Wörthseestraße in Walchstadt. Der Bus muss bei Gegenverkehr sonst auf den Gehsteig ausweichen.

(Foto: Franz Fuchs)

Es braucht eine Vision, einen Anschieber, viel Überzeugungskraft - und noch mehr Geld. Dann kann es auch klappen mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die Anstrengungen, die der Landkreis Starnberg und seine Gemeinden in den vergangenen Jahren gemacht haben, zeigen jedenfalls Früchte. Die Fahrgastzahlen steigen. Das "Westbündel", das Kreis-Verkehrsmanagerin Susanne Münster zum Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember geschnürt hatte, kommt in Andechs, Herrsching, Seefeld, Inning, Weßling und Wörthsee sehr gut an. Trotzdem gibt es jetzt Ärger. Weil die Busse der neuen Linien in einigen Straßen wegen parkender Autos kaum durchkommen, müssen die Rathäuser reagieren.

Beispiel Wörthsee: An der Maistraße und an der Wörthseestraße im Ortsteil Walchstadt gilt seit einigen Tagen ein absolutes Haltverbot. Sehr zum Missfallen der Anlieger, die ihre Autos jetzt nicht mehr vor ihren Häusern und Wohnungen abstellen dürfen. Doch Bürgermeisterin Christel Muggenthal und ihre Geschäftsleitende Beamtin Christa Heintel sahen keine andere Möglichkeit: "Wir mussten handeln zum Schutz der Fußgänger", sagt Muggenthal. Es habe bereits gefährliche Situationen gegeben. Bei geparkten Autos und Gegenverkehr habe der Bus der Linie 928 auf den - abgeflachten - Bürgersteig ausweichen müssen. "Wenn Kinder auf den Gehweg treten, rechnen sie nicht damit, dass der Bus daherkommt." Bei den Verbotsschildern handle es sich noch um Provisorien, sagte Heintel. "Wir werden das jetzt beobachten" - auch im Hinblick auf die Sommermonate, in denen die Maistraße, der direkte Rettungsweg zum See, regelmäßig zugeparkt sei.

Generell würden die neuen Buslinien immer besser angenommen, hat Muggenthal festgestellt. Womit vor allem die älteren Fahrgäste Probleme hätten, sei der Fahrpreis. Selbst manche Busfahrer wüssten nicht, was zum Beispiel die Fahrt von Wörthsee zum Kloster Andechs koste. "Infotafeln wären da hilfreich", meint sie.

In Seefeld gibt es auch schon Überlegungen für Halteverbote. Dort tut sich der Bus der Linie 924 vor allem in der Hauptstraße und in der Mühlbachstraße schwer mit dem Durchkommen. Wie Rathaus-Geschäftsleiter Fritz Cording sagt, sind einseitige Halteverbote bereits angedacht. Die Verkehrssituation wird sich in der Hauptstraße noch verschlimmern, wenn die Arbeiten für die Sanierung und Vergrößerung des Krankenhauses beginnen.

Bei aller Freude bereitet die bessere Busanbindung auch in Inning einiges Kopfzerbrechen - wie erst am Montag in der Bürgerversammlung am Rande wieder deutlich wurde. Da sind die Haltestellen, die zu Schul- und Kindergartenzeiten zu klein sind, um 50 bis 100 Kinder zeitgleich aufnehmen zu können. Da sind Rückstaus, die sich bilden, wenn die Busse anhalten. Da ist die teilweise recht unübersichtliche Ortsdurchfahrt, die das Sicherheitsproblem noch mehr verschärft, wie immer wieder in Inning zu hören ist. Und da sind die bislang nicht ausreichend vorhandenen Querungshilfen, die einen sicheren Übergang zu den Haltestellen gewährleisteten, wie in der Bürgerversammlung angemahnt wurde.

In Andechs selbst gibt es bisher keine Schwierigkeiten mit der neuen Linie 928, sagt Bürgermeisterin Anna Neppel. Nur die Schüler hätten manchmal Probleme, die S-Bahn in Hechendorf rechtzeitig zu erreichen: Wenn sich an der Kirchenmauer in Drößling, der engsten Stelle der Ortsdurchfahrt, zwei Busse begegnen oder die Ampel an der Staatsstraße auf Rot steht, wird die Zeit knapp.

Feinjustierung

921, 923, 924, 928, 950 und 820 heißen die neuen Buslinien im westlichen Landkreis, die im Dezember ihren Betrieb aufgenommen haben. So viele positive Rückmeldungen wie über das "Westbündel" habe sie noch nie erhalten, freut sich Verkehrsmanagerin Susanne Münster. In zahlreichen E-Mails beschreiben die Bürger ihre guten Erfahrungen mit den neuen Linien, dass sie zum Beispiel kein Auto mehr brauchen, um zur Arbeit zu kommen. "Die Menschen sind glücklich", sagt Münster. Trotzdem arbeiten Landratsamt, MVV und Busunternehmer noch an der "Feinjustierung". Auf der Linie 928 etwa fehlen noch Fahrer, die die Strecke regelmäßig bedienen. Oder der 820er: Der hat so viele Fahrgäste, dass er oft mit Verspätung von der Haltestelle wegkommt. Oder die Linie 921 zwischen Inning und Herrsching: Auf einer der Fahrten muss der Bus immer vor der Bahnschranke warten. "Da müssen wir noch an ein paar Schräubchen drehen," sagt Münster. Sie selbst wie auch ihre Kollegen fahren immer wieder mit den Bussen, um zu sehen, wo es noch hakt. Im April kommt schon der nächste Coup der Susanne Münster, die nie vergisst, die Gemeinden für ihr finanzielles Engagement zu loben: die Expresslinie X 910 von Weßling über Gilching und Gauting zum U-Bahnhalt Klinikum Großhadern. csn

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