Oberpfaffenhofen:Unterwegs für den Frieden

Weßling: Friedensfahrraddemo

Etwa 30 Teilnehmer sind heuer bei der einwöchigen Friedensfahrraddemo rund um München dabei.

(Foto: Nila Thiel)

Radelnde Pazifisten demonstrieren vor Firmen im Landkreis, die für die Rüstungsindustrie produzieren.

Von Armin Greune, Oberpfaffenhofen

Knapp 30 Friedensaktivisten haben sich am Freitagvormittag vor den Toren des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen versammelt. Auf ihrer einwöchigen Fahrradtour rund um München suchen sie Bundeswehr-Standorte und Firmen auf, die für die Rüstung produzieren oder Dienstleistungen für das Militär anbieten. Zu dieser Kategorie gehöre auch die DLR, sagte Thomas Rödl, Sprecher des bayrischen Landesverbands in der "Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK)". Unter einem "zivilen Mäntelchen" werde in Oberpfaffenhofen auch für die Bundeswehr geforscht.

So sei etwa das Satellitennavigationssystem "Galileo" "unter chinesischer Beteiligung als ziviles Projekt gestartet", habe aber immer auch eine militärische Nutzung im Auge gehabt. Der "Public Regulated Service" von Galileo steht nun als öffentlich regulierter Dienst ausschließlich hoheitlichen Organisationen wie Geheimdiensten oder Polizei und für militärische Anwendungen zur Verfügung. Die bei der DLR betriebene Fernerkundung sei von der Entstehung an vor allem Grundlage der Kriegsführung gewesen, sagte Rödl: Erst die Erfindung der Kartografie habe Napoleons Feldzüge ermöglicht. "Wenn wir's machen, heißt es Aufklärung. Wenn es die anderen tun, Spionage." In Oberpfaffenhofen fände "eine militärisch relevante Entwicklung statt, die nicht mal im Verteidigungsetat auftaucht." Das satellitengestützte Kommunikationssystem Satcom etwa soll der Bundeswehr weltweit abhörsichere Telefonate, Videokonferenzen und Internetzugang ermöglichen; die Satelliten dafür werden von DLR-Bodenstationen aus betrieben.

Max Pilgrim ist der Kundgebung von Gilching aus entgegen geradelt. Er gehört der internationalen Katholische Friedensbewegung "Pax Christi" an und ergänzte, dass sich direkt neben der DLR das Raum- und Luftfahrttechnik-Unternehmen OHB angesiedelt hat, "damit sie mehr vom Kuchen abkriegen." Auch dieser Konzern dient unter anderem militärischer Sicherheit und Aufklärung.

Auf dem weiteren Weg durchs Fünfseenland machen die radelnden Pazifisten noch beim Schweizer Rüstungsunternehmen RUAG und der Firma Dannecker Fine-Tec in Gilching Station. Diese nur 20 Mitarbeiter umfassende Metallverarbeitungsfirma liefert unter anderem Teile für Eurofighter, Bell UH-1D und Alphajet. Die Aktivisten haben ihre Gefährte mit der Regenbogen-Fahne der PACE-Bewegung oder der Anti-Atom-Sonne geschmückt. Auf Transparenten sind Parolen wie "Kein Krieg in meinem Namen", "Kein Waffenexport aus Deutschland" und "Bicycling Against Oil Wars" zu lesen. Unterwegs übernachten die Teilnehmer auf Campingplätzen, in Jugendherbergen oder Privatunterkünften.

Unter dem Motto "Auf Achse für Frieden" veranstaltet die DFG-VK seit 2005 jährlich im Sommer eine Demo-Radltour: Zentrale Forderungen sind Schritte zur Abrüstung, um schließlich die Bundeswehr abschaffen zu können, der Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland, die Schließung aller ausländischen Militärstützpunkte und ein Exportverbot von Rüstungsgütern. 2017 endete die Rundfahrt durch Münchens Umgebung am Sonntag mit einer Kundgebung am Münchner Marienplatz.

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