Oberpfaffenhofen:Richter auf der Piste

Ortstermin am Sonderflughafen: Wanderfreudige Senatsmitglieder informieren sich ausgiebig über Fluglärm.

Wolfgang Prochaska

Die Richter des Verwaltungsgerichtshofs (VGH) waren pünktlich. Genau um 10.30 Uhr eröffnete VGH-Vizepräsident Erwin Allesch im Sitzungssaal des Weßlinger Rathauses am Mittwoch den mit Spannung erwarteten Augenscheintermin in der Causa Erweiterung des Flugbetriebs für den Sonderflughafen Oberpfaffenhofen. Mitgebracht hatte er die weiteren Mitglieder des achten Senats: Judith Müller und Clemens Kurzidem. Das Richter-Trio wollte sich ein genaues Bild über die Situation am Sonderflughafen machen, über die Lage der vom Fluglärm betroffenen Kindergärten und Privathäuser in Weßling und Gilching. Es wurde eine lange Exkursion über Land und Feld, festes Schuhwerk war gefragt. Denn wie sich schnell herausstellte, war der Informationshunger von Allesch groß. Der Tross, der dem VGH-Richter auf Schritt und Tritt folgte, konnte sich auch sehen lassen. Denn neben den Privatklägern mit Anwälten waren auch die Rechtsanwälte und Bürgermeister der Gemeinden Weßling und Gilching samt Rathausmitarbeitern gekommen. Dazu noch die Rechtsvertreter von Flughafenbetreiber Edmo und des Freistaats Bayern. Mehr als 30 Leute machten sich mit ihren Autos auf Ortstermintour, eine illustre Truppe also, die zuweilen Staus auslöste und durch hektische Wendemanöver auffiel. Schon im Sitzungssaal hatte Allesch über das Prozedere informiert: Der Terminplan mit mehr als einem halben Dutzend Ortsbesichtigungen war straff. Zusätzlich schaute man sich neben dem Flughafengelände auch das südliche Ende der Start- und Landebahn an - eine sensible Stelle, wie sich zeigte. Gleich in der Nähe befinden sich Wohnhäuser, auch das von Privatkläger Hans Hartmann. Der Oberpfaffenhofener wies die Richter darauf hin, dass über die Startbahn hinaus noch eine betonierte Fläche angelegt ist, eine Art Sicherheitsstreifen, falls eine Maschine über die Startpiste hinausschießen sollte. Zudem sei der Hügel im südwestlichen Teil abgegraben worden, aus Sicherheitsgründen. Allesch hörte genau zu, wie überhaupt sich der VGH-Richter akribisch über Details informierte, was die Bürgermeister Michael Muther (Weßling) und Manfred Walter (Gilching) positiv registrierten. "Was sind das für Teppichstangen da hinten?", fragte Allesch launig Edmo-Leiter Willy Meßmer. Die Teppichstangen erwiesen sich als Anlage für den Landekurssender, der für den Instrumentenflug notwendig ist. Der Richter wollte sich die Sache genauer ansehen und so marschierten 30 Menschen über schneebedeckte Feldwege in sonniger Voralpen-Landschaft zu einem mit Metallstangen geschützten Kasten. So schön kann ein richterlicher Ortstermin sein. Das sonnige Wetter erfüllte auch den Wunsch der Kläger: Es starteten tatsächlich Maschinen vom Sonderflughafen. Zuerst zog ein Sportflieger seine Runden, ehe zur besten Mittagszeit ein Businessjet zum Testflug abhob und den Richtern einen Eindruck vom Fluglärm gerade im Bereich von Neuhochstadt gab. Der Himmel spielte also mit.

Oberpfaffenhofen

Flugplatz Oberpfaffenhofen

(Foto: oh)
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