Oberpfaffenhofen:Do 228 im neuen Höhenflug

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Im kommenden Jahr soll wieder die Produktion der Do 228 New Generation aufgenommen werden. (Foto: Fuchs)

Das zweimotorige Flugzeug ist mehr als 30 Jahre alt. Der in Oberpfaffenhofen ansässige Schweizer Technikkonzern Ruag wird im nächsten Jahr die wieder Produktion aufnehmen - wegen der guten Nachfrage

Von Wolfgang Prochaska, Oberpfaffenhofen

Ein neuer Chef, eine straffere Unternehmensführung, eine bessere Mitarbeiter-Motivation: Der Schweizer Rüstungs- und Technologiekonzern Ruag mit seinem Standort in Oberpfaffenhofen will noch stärker wachsen. Das betrifft nicht nur den Teil Strukturbau, der Rumpfelemente für die Airbus-Industrie herstellt und jährlich wegen der Nachfrage die Fertigung erhöhen muss, sondern auch den schwierigeren Part Aviation.

Wichtigstes Signal: Im kommenden Jahr soll wieder die Produktion der Do 228 New Generation aufgenommen werden. Das gab Volker Wallrodt, der seit Anfang des Jahres den Aviation-Chefposten inne hat, bei einer Unternehmenspräsentation in Oberpfaffenhofen am Montag bekannt. Vier Maschinen sollen pro Jahr produziert werden, die Auftragslage reiche für zwei Jahre, so Wallrodt. Ziel sei es, auf zwölf Maschinen pro Jahr zu erhöhen. "Wir merken, dass das Interesse steigt." Nächste Woche wird schon ein neues Flugzeug ausgeliefert.

Zur Erinnerung: Seit 2010 baut die Ruag wieder die Do 228, allerdings musste die Produktion wegen der mauen Auftragslage gestoppt werden. Nur sporadisch, bei genügend vielen Aufträgen, legte man den zweimotorigen Flieger, der wegen seiner Robustheit und gutmütigen Flugeigenschaften bei Piloten beliebt ist, wieder aufs Band. Anfang 2014 etwa erhielt die Ruag einen Großauftrag aus Venezuela über zehn Maschinen, der schon andeutete, dass der Markt vorhanden ist. 2016 wird kontinuierlich produziert.

Die Teile werden in Indien von einer Tochter der Tata-Gruppe gefertigt und in Oberpfaffenhofen zusammengefügt. Der große Flügel der Do 228, der schwierig in der Herstellung ist, ist allerdings eine Maßarbeit aus Oberpfaffenhofen. Überhaupt scheint das Potenzial des Flugzeugs noch nicht ausgeschöpft zu sein. Wie Ruag-Manager Juerg Wildi, der über Trends im Flugzeugbau sprach, berichtete, soll eine Do 228 für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) als Technologieträger für automatisches, ferngesteuertes Fliegen umgerüstet werden, also als Flugzeug, das keinen Piloten mehr braucht. Die gute alte 228, die 1981 vorgestellt wurde, scheint auch für die Zukunft gerüstet zu sein, denn auch über Elektroantriebe wird nachgedacht. Aviation-Chef Wallrodt sieht deshalb nicht in der Technik und im Absatz der Maschine ein Problem, sondern bei der Zahl der Mitarbeiter. Denn 40 neue Leute will er einstellen, allerdings sind Flugzeugtechniker rar. "Das wird die Kunst sein", meinte er. 367 sind es aktuell. Vor drei Jahren strich noch die Ruag bei der Aviation aus wirtschaftlichen Gründen 150 Stellen. So schnell ändern sich die Zeiten.

Volker Wallrodt hat die Aviation inzwischen auf drei Säulen ausgerichtet: Das ist die Wartung der Businessjets von Bombardier und Embraer einschließlich exklusivem Kabinenumbau - ab 500 000 Euro ist man dabei. Dann den Bau der Do 228 NG und jenes Geschäftsfeld, das man eigentlich schon abgeschrieben hatte, aber plötzlich wieder mitten drin steckt: Die technische Betreuung der Bundeswehr-Hubschrauber vom Typ Bell. Alles zusammen macht einen Umsatz von derzeit 100 Millionen Euro.

Durch kürzere Standzeiten bei der Jet-Wartung und besseren Kundenservice will man aber die Schlagzahl und damit den Umsatz erhöhen. Von 110 000 Arbeitsstunden auf 200 000 will der neue Chef erhöhen und einen Zwei-Schicht-Betrieb einführen. "Wir wollen wachsen bei den Businessjets und bei der Do 228", sagte Wallrodt. Das wird Urs Breitmeier, den Ruag- Vorstandschef, freuen. Er betonte bei der Vorstellung des Unternehmens, dass der Kostenfaktor eine immer wichtigere Rolle spiele und meinte damit den neuen Ruag-Standort in Ungarn. "Wir müssen das machen, damit Oberpfaffenhofen erhalten bleibt."

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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