Oberpfaffenhofen:Alarm auf dem Sonderflugplatz

Feuerwehren, Rettungskräfte und Polizei üben auf dem Sonderflughafen den Ernstfall: Brennende Triebwerke, Schwerverletzte und auslaufendes Kerosin halten die Helfer in Atem. Nach einer Stunde zieht Kreisbrandrat Reichart eine positive Bilanz

Patrizia Steipe

Katastrophenschutzübung auf dem Flugplatz

Katastrophenschutzübung auf dem Flugplatz Oberpfaffenhofen Katastrophenschutzübung auf dem Sonderflugplatz mit notgelandetem Flugzeug.

(Foto: STA Franz X. Fuchs)

Ein Forschungsflugzeug ist auf das Flugfeld in Oberpfaffenhofen abgestürzt - mitten auf einen Container mit Wissenschaftlern und auf eine Filmcrew. Die Triebwerke brennen auf der Wiese, aus dem Inneren des Flugzeugs und des Containers hört man Schmerzensschreie, Verletzte laufen in Panik auf dem Feld umher, ein Auto liegt auf der Seite, darin eine eingeklemmte Person, alles ist voller Rauch. Ein absoluter Horror. Um Filmaufnahmen handelte es sich bei diesem Unfallszenario zwar nicht, gestellt waren sie glücklicherweise trotzdem. Feuerwehr und Rettungskräfte übten vergangenen Samstag den Ernstfall auf dem Ruag-Gelände. Ziel war, die Zusammenarbeit zwischen Werksfeuerwehr, Freiwilligen Feuerwehren, Bayerischem Roten Kreuz und Polizei zu verbessern. "Ein ähnliches Szenario haben wir schon beim DLR geprobt. Damals hatte die Alarmierungskette noch nicht so funktioniert", berichtete Werner Döhring, Safety-Manager bei der Edmo-Flugbetriebsgesellschaft.

Katastrophenschutzübung auf dem Flugplatz

Katastrophenschutzübung auf dem Flugplatz Oberpfaffenhofen Katastrophenschutzübung auf dem Sonderflugplatz mit notgelandetem Flugzeug.

(Foto: STA Franz X. Fuchs)

"Es geht los!", lautet das Kommando um 10.15 Uhr. Feuerwehrmann und Pyrotechniker Michael Sziedart drückt auf den Knopf, es beginnt zu brennen und aus der ausrangierten Do 328 strömt Rauch. Dann geht es Schlag auf Schlag. "Hier Florian Dornier" melden sich die Werksfeuerwehrmänner über Funk. Bereits eine Minute später rast die Werksfeuerwehr mit Einsatzleiter Alois Vogt an die Unglücksstelle. Männer springen heraus und richten den Wasserwerfer auf die brennende Maschine. Drei Minuten später kommen Feuerwehrfahrzeuge aus Gilching - die Weßlinger sind auf einem Ausflug. Noch während der Fahrt haben sich die Männer ihre Atemschutzanzüge angelegt und können dann gleich in das Flugzeug klettern. Nach sieben Minuten wird der erste Verletzte aus dem Flieger gezogen. Mittlerweile sind Sanitätsfahrzeuge aus dem gesamten Landkreis eingetroffen. Jetzt können auch die traumatisierten Personen, die auf dem Rollfeld herumirren, eingesammelt werden. Zum Beispiel Margot und Kurt Färber. Die beiden Statisten waren in ihrer Tanzgruppe von einer Notärztin für die Übung rekrutiert worden. "Unsere Aufgabe war es, herumzulaufen und immer wieder wegzulaufen", sagt Margot Färber, die sich für die Übung mit warmen Stiefeln, Winterjacke und Handschuhen ausgerüstet hat. So viel Voraussicht hatte die Crew im Flieger nicht. Dort müssen die Statisten im T-Shirt auf ihren Tragen am Boden frieren, bis ihnen endlich eine Decke übergeworfen wird. "Einem anderen Verletzten ist in diesem Szenario das Blut aus der Halsschlagader geströmt. Das war wichtiger", erklärt Kreisbereitschaftsleiter Ludwig Rauch.

Nach einer Stunde rief Kreisbrandrat Markus Reichart zur Einsatzleiterbesprechung. Reichart, Rauch, Vogt und die Polizei hatten sich bereits zuvor mit ihren Fahrzeugen zu einer Wagenburg aufgestellt. "So kann der Einsatz besser koordiniert werden", erläuterte Reichart. Zur Lage hieß es dann: "Flugzeug gelöscht, Kerosin gestoppt, Verletzte dem BRK übergeben. Abschnitt eins ist erledigt." Auch die als Abschnitt 2 bezifferte Aufgabe, die Rettung der eingeklemmten Person aus dem Auto, war "erledigt". "13 Verletzte", meldete Rauch. Davon seien zwei mit "Rot" als Schwerverletzte gekennzeichnet worden. "Wir waren gut in der Zeit. Nach nicht einmal einer Stunde sind alle Verletzten betreut worden", zeigte er sich zufrieden. "Im Ernstfall wären Rettungshubschrauber aus ganz Bayern nach Oberpfaffenhofen abkommandiert worden", so Vogt. Bei der Übung war dies nicht notwendig. Und auch die Polizei brauchte keine Straßen zu sperren, um Rettungswege frei zu halten.

Ein paar Anfangsschwierigkeiten mit der Funkkommunikation habe es gegeben, sagte Reichart. Dafür war die Meldekette bei dieser Übung perfekt, freute sich Vogt. "Alle waren eingebunden, keine Stelle vergessen." Bei den Rettungskräften muss noch der Abtransport Verletzter auf der Trage geübt werden. Da war einer Gruppe die Trage mit einem Liegenden aus der Hand gerutscht. Und auch die Bevölkerung hat die Übung gut verkraftet: "Keine Anrufe, keine Beschwerden", resümierte Erich Schilling von der Polizei.

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