Neuried:Lasset uns beeten

Neuried: Schön bunt: Frauke Buchholz (Bündnis 90/ Die Grünen) kümmert sich um das Beet vor dem Rathaus.

Schön bunt: Frauke Buchholz (Bündnis 90/ Die Grünen) kümmert sich um das Beet vor dem Rathaus.

(Foto: Robert Haas)

Neuried hat das Projekt Grünflächen-Patenschaften gestartet. Verein und Privatpersonen gestalten öffentliche Plätze gärtnerisch

Von Jürgen Wolfram, Neuried

In Neuried treibt eine neue Form der Bürgerbeteiligung bunte Blüten: Vereine, Initiativen, Unternehmen und Privatpersonen übernehmen sogenannte Grünflächen-Patenschaften und gestalten gärtnerisch öffentliche Plätze. Zunächst auf drei Jahre befristet, hat der Gemeinderat das Projekt Ende vergangenen Jahres beschlossen. Es soll die allgemeine Kreativität fördern, den Ort optisch aufwerten, die Verwaltung entlasten und der Kritik am kommunalen Ambiente vorbeugen.

Bei einzelnen Bürgern ist diese spezielle Form des Urban Gardening ebenso auf Resonanz gestoßen wie bei den örtlichen Imkern. Die Partei der Grünen übernahm kurzerhand den Platz vor dem Rathaus an der Planegger Straße zur botanischen Veredelung und hat die Pflanzarbeit sogar schon abgeschlossen. "Das Interesse ist da", konstatiert man im Rathaus, und Hobbygärtner mit Ideen dürfen sich unbefristet melden. Aber nicht jeder Wunsch, Beete anzulegen und Sträucher zu setzen, dürfte in Erfüllung gehen.

"Das Ganze ist erst angelaufen", zieht Projektkoordinator Matthias Breuer eine vorläufige Bilanz, "aber schon jetzt ist klar, dass manches nicht funktioniert. Viele haben Ideen, die sich nicht umsetzen lassen." Einige enthusiastische Bürger gehen mit einer allzu blühenden Phantasie an die Sache heran. Bei Breuer und Gemeindegärtner Mosch sind schon Vorschläge zur Pflege nicht existenter Streuobstwiesen und zur Pflanzung von Gemüsebeeten durch Eltern und ihre Kinder eingegangen. So hatte sich der Gemeinderat das jedoch nicht gedacht, als er zur Übernahme von Grünflächen-Patenschaften aufrief. Vor allem aber verfügt Neuried gar nicht über so viel kommunales Grün, dass es kühne Experimente erlauben könnte. Und manche Wiese soll einfach so bleiben, wie sie ist.

Breuer, der als Fachberater zur Verfügung steht, sieht sich bereits gefordert, den Drang zum Garteln auf öffentlichen Flächen stärker zu kanalisieren. Bewerbern rät er, sich in der Nähe ihrer Wohnungen nützlich zu machen - das begünstigt die gartenpflegerische Kontinuität. Er würde sich ferner wünschen, dass die Ortseinfahrten stärker in den Fokus des Projektes rücken. Sie seien so etwas wie die Visitenkarten der Gemeinde und bedürften der Verschönerung. Einschränkend fügt Breuer hinzu, das verkehrsreich gelegene Straßeninseln aus Sicherheitsgründen nicht gemeint seien.

Ihrem Namen alle Ehre gemacht haben bei dem Projekt die Neurieder Grünen. Sie übernahmen den bisher unscheinbaren Platz vor dem Rathaus zur Bepflanzung. Die Grünen waren es auch, die im Gemeinderat den Antrag gestellt hatten, aus den kommunalen Freiflächen unter Beteiligung der Bürger etwas Ansprechendes zu machen. Frauke Buchholz, Ortssprecherin der Partei, interpretiert den Beitrag ihrer Gefolgschaft als "Hommage an die bäuerliche Vergangenheit Neurieds". Angelegt worden sei ein "üppig blühender Bauerngarten" mit Leinsamen, Iris, Glockenblumen, Taglilien, Mohn und vielen anderen Gewächsen. Bunter geht's kaum.

Eine derartige Gartenanlage bedarf der regelmäßigen Pflege. Dafür sorgen bei den Grünen sieben Mitglieder, die sich abwechselnd um die Beete beim Rathaus kümmern. "An jedem Wochentag ist ein anderer zuständig", erläutert Buchholz. Sie selbst ist am vergangenen Dienstag zuletzt zum Blumengießen ausgerückt.

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