Neujahrsempfang in Gilching:Die SPD im Dilemma

Rinderspacher beim SPD-Neujahrsempfang; SPD Gilching

Der Gilchinger Ortsvorsitzende Christian Winklmeier (links) diskutiert mit den neuen Mitgliedern Sandra Wagner und Nico Koch (zweiter von re.) sowie mit den Genossen Markus Rinderspacher (re.) und Fritz Wauthier.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Landtagsabgeordnete Markus Rinderspacher will die Genossen des Ortsvereins von einer großen Koalition überzeugen.

Von Christian Deussing

Die SPD hat in Gilching viele Wähler, sie ist die stärkste Fraktion im Gemeinderat und ihr Bürgermeister Manfred Walter bereits seit fast zehn Jahren im Amt. Nun freut sich der Ortsvorsitzende Christian Winklmeier über drei neue Mitglieder - darunter zwei Studenten - die das rote Parteibuch beim Neujahrsempfang am Mittwochabend im Rathaus erhielten. So auch Nico Koch, der gegen die Koalitionsverhandlungen ist. "Ich bin aber nicht wegen der Juso-Kampagne eingetreten, um gegen die Groko zu stimmen", versicherte der 24-Jährige. Auch Winklmeier ist gegen die Verhandlungen mit der Union. Gastredner Markus Rinderspacher, SPD-Fraktionschef im Landtag, ist hingegen für diese erneute Regierungsbildung und versuchte die 70 Zuhörer davon zu überzeugen.

Er lehne eine Minderheitsregierung ab und warne davor, "Merkel allein das Zepter zu überlassen". Die Sondierungen hätten gute Ergebnisse ergeben, die sich mit weiteren Verhandlungen verbessern ließen, sagte Rinderspacher. Also sollte man "nicht die Türen zuschlagen". Gleichwohl befinde sich in der Regierungsfrage die SPD in einem Dilemma des "breiten Spagats" - doch die Demokratie lebe von Kompromissen, so Rinderspacher, der auch von Skeptikern Beifall erhielt.

In seiner knapp einstündigen Rede zum Thema "100 Jahre Freistaat Bayern" erinnerte er zudem an den mutigen Kampf sozialdemokratischer Abgeordneter gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz. Der SPD-Landespolitiker ging auch auf die Rolle der AfD und rechtsnationaler Populisten ein, denen man "den Wind aus den Segeln nehmen" müsse. Es sei daher wichtig, die Menschen wahrzunehmen und sich für sie und ihre sozialen Bedürfnisse einzusetzen.

Besucherin Ulrike Schwarz fand die Rede "gut und interessant". Ein Ehepaar meinte, dass vor allem SPD-Politiker "nicht abheben dürften und die Probleme der kleinen Leute wieder ernster nehmen" sollten. Das will sicher auch der Ortsvorsitzende Winklmeier. Die bisher erzielten "kleinen Kompromisse" mit der Union sind ihm zu wenig, er vermisse die "großen Reformen und Ziele, die aus dem Blick geraten" seien. Winklmeier erklärte aber auch, dass es in der SPD einen "ernsthaften Dialog" gebe, wofür man streiten müsse. Beim Empfang seiner Partei in Gilching ging es aber friedlich zu.

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