Neugestaltung:Die andere Heimat

Das alte Lochmannhaus, das zum Museum Starnberger See gehört, beherbergt wichtige Exponate zum Alltag der Menschen am Starnberger See. Nun soll die Ausstellung moderner werden

Von Christiane Bracht, Starnberg

Wie haben die Leute am Starnberger See früher gelebt? Was hatten sie an? Wie arbeiteten sie? Und wie kamen die Villen ans Ufer? Das sind alles Fragen, mit denen sich das Museum Starnberger See beschäftigt. Wer durch das alte Lochmannhaus streift, kann einen Eindruck von damals bekommen. Natürlich fehlt auch die Geschichte der Schifffahrt nicht. Allerdings ist die Ausstellung langsam in die Jahre gekommen. 1985 hat sie der Starnberger Stadtarchivar Wolfgang Pusch zusammen mit Beate Spiegel konzipiert. "Eine Veränderung ist fällig", sagt Museumsleiterin Sibylle Küttner. Normalerweise würden Ausstellungen nach zehn oder 15 Jahre umgestaltet.

Ende 2015, spätestens aber in drei Jahren, hofft Küttner, die Exponate unter anderen Gesichtspunkten, vielleicht auch moderner, präsentieren zu können. Eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Neugestaltung des Museums beschäftigt, hat sich bereits gebildet. Darin engagieren sich neben Pusch und Annette Kienzle von der Stadtverwaltung auch einige Interessierte aus der Starnberger Kulturszene, der Kreisheimatpfleger Gerhard Schober, Kulturstifter Mathias von Lukowicz, sowie der treueste Freund des Museums und Nachfahr der letzten Eigentümer des Lochmannhauses, Roland Gröber.

Museum Starnberger See

Geschichtsträchtig und wertvoll: Die gotische Vertäfelung im ersten Stock des Lochmannhauses ist ein Kleinod und für das Museum ein Glücksfall.

(Foto: Fuchs)

Das neue Konzept soll sich enger an den Interessen der Besucher ausrichten. So kommen viele Schulklassen, die sich vor allem für die höfische Schifffahrt begeistern, weiß die Museumsleiterin. Das lokale Publikum will vor allem etwas zur Heimatgeschichte erfahren. Außerdem besichtigen auch Urlauber das Museum. Deshalb will Küttner nun eng mit dem Stadtmarketing und dem Tourismusverband zusammenarbeiten.

Parallel dazu will das Museumsteam noch einigen wissenschaftlichen Fragen auf den Grund gehen. So ist bis heute noch nicht ganz geklärt, wie im Lochmannhaus gewirtschaftet wurde? Lebten die Pächter im unteren Stockwerk hauptsächlich von der Fischerei oder mehr von der Landwirtschaft? Als die Stadt das Haus 1912 kaufte, gehörten nämlich große Ländereien dazu, weiß Küttner. Unklar ist der Historikerin auch, wie die Pächter 1848 als die Hofmarken aufgelöst wurden, das Haus erwerben konnten. Die Summe, die sie in alten Unterlagen gefunden hat, erscheint ihr sehr hoch. Die Pächter sollen aber immer arm gewesen sein. Woher hatten die Fischer also so viel Geld? Und wer lebte seinerzeit in dem Haus? Eltern, Großeltern und drei Kinder oder auch Tanten und Onkels? Und wie hat es sich auf die Einkünfte ausgewirkt, dass die neuen Eigentümer keine Abgaben mehr an die Hofmarksherren leisten mussten? Bei der Erforschung der Geschichte hofft Küttner auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege.

Als die Hamburgerin vor etwa zwei Jahren ihre Stelle antrat, war sie entsetzt, wie viele Starnberger negativ vom Museum sprachen und wie viele offen zugaben, noch nie hineingegangen zu sein. "Das wandelt sich langsam", sagt sie. "Das Museum kommt immer mehr an." In den vergangenen Monaten seien viele Starnberger gekommen, hätten sich neugierig die Exponate angeschaut und seien am Ende begeistert gewesen von dem, was das kleine Museum zu bieten hat. "Es hat eine Weile gedauert, aber jetzt werden die Führungen besser angenommen. Selten muss eine ausfallen", freut sich Küttner.

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