Neues Bier:Starker Trunk

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Sie testen im Biergarten des Klosters Andechs den neuen Weizenbock: (v. li.) Braumeister Alexander Reiss, Abt Johannes Eckert, Bierkönigin Lena Hochstrasser und Landrat Karl Roth. (Foto: Arlet Ulfers)

Klosterbrauerei Andechs präsentiert ihr Jubiläumsbier, den Weizenbock 2902, den es erst einmal nur bis Juli exklusiv im Bräustüberl gibt

Von Christine Setzwein, Andechs

Eine Stammwürze von 16,5 Prozent und ein Alkoholgehalt von sieben Prozent. Das sind die nackten Zahlen des neuen Andechser Weizenbocks 2902, das erste obergärige Bockbier der Klosterbrauerei. Dazu kommt eine gold-gelbe Farbe, eine markante Hefetrübung, ein sahniger Schaum, ein Duft nach Honig, Banane und Nelken und eine leicht abgehende Hopfenbittere. Dass der Brauerei-Chef Alexander Reiss sein neues Produkt in höchsten Tönen lobt, ist verständlich. Dass Bräustüberl-Chef Josef Eckl gar von einem "göttlichen Trunk" spricht, ebenfalls. Aber auch den Gästen, die am Ostermontag auf den Heiligen Berg kamen, um beim Anstich des ersten Weizenbockfasses dabei zu sein, schmeckte es. Biersommelier Markus Sailer aus Gilching und der langjährige Leiter der Doemensakademie, Wolfgang Stempfl, waren einer Meinung: "Ausgewogen, frisch, süffig." Landrat Karl Roth und Kreissparkassen-Vorstand Josef Bittscheidt stimmten zu. "Ein sehr gutes Bier", sagte Roth.

Mit der Zahl "2902" hat es eine ganz besondere Bewandtnis. Am 29. Februar (1660) starb nicht nur der Stifter des Klosters Andechs, Herzog Albrecht III., sondern 208 Jahre später auch König Ludwig I., dessen Todestag sich damit heuer zum 150. Mal jährt. Dem Bayernkönig "haben wir viel zu verdanken", sagte Abt Johannes Eckert. Ludwig I. war es, der 1850 die Benediktinerabtei St. Bonifaz in München gründete. Schon 1846 hatte er für 65 000 Gulden das säkularisierte Kloster Andechs gekauft - als Wirtschaftsgut für St. Bonifaz. Denn Klöster bekommen keine Kirchensteuer, sie müssen sich selbst versorgen. Er habe sich richtig auf Ostern und das neue Bier gefreut, sagte der Abt. Fasten auf Dauer sei dann doch nichts, wenn alle Hosen zu weit werden. Mit dem Osterfest gehe es wieder aufs Leben hin. Und weil auch ein paar Buben unter den Gästen waren, schob er gleich noch einen "Werbeblock" in seine Rede ein. Das Leben im Kloster sei gar nicht so schlecht, meinte er, "noch dazu mit einer Brauerei".

So sicher wie das Amen in der Kirche ist es, dass Abt Johannes am Ende jedes Gottesdienstes einen Witz erzählt, der immer zum Thema passt. Auch am Ostermontag hatte der 49-Jährige im Bräustüberl einen: Geht ein Hasenpärchen in den Zirkus. Dort sehen sie einen Magier, der ein Kaninchen nach dem anderen aus dem Ärmel zaubert. Das Hasenmännchen schaut zu und wird immer trauriger. Bis es zu seiner Hasenfrau sagt: "Gell, wir bleiben aber bei der herkömmlichen Methode."

Nach traditioneller Art ist auch der Jubiläums-Weizenbock hergestellt. Gebraut wurde er nach einer "komplett neuen Rezeptur", sagte Braumeister Reiss. Der Bock sollte den typischen Andechser Weißbier-Geschmack haben. Darum wurden die Andechser Weißbier-Hefe und der traditionelle Aroma-Hopfen verwendet. Reiss: "Und wir haben dem Bier viel Zeit gegeben."

Bis Juli wird der "2902" nun exklusiv im Bräustüberl ausgeschenkt. Nach dem Winterbier, das seit zehn Jahren zwischen Martini und Josefi dort gezapft wird, ist der Weizenbock die zweite Sorte, die es nur eine begrenzte Zeit gibt. Erst 2016 brachte die Klosterbrauerei ein alkoholfreies Weißbier auf den Markt. Ob es beim einmaligen Jubiläumsbier 2902 bleibt oder der Trank auch im kommenden Jahr wieder gebraut wird, wissen sie noch nicht in Andechs. Mal schauen, wie es ankommt, hieß es dazu.

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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